Freitag, 3. Januar 2014

Denkwürdig



Nachher, wenn sie schläft,  werde ich in Noemis Tagebuch notieren: „Den ersten Karottenbrei meines Lebens gekostet. Habe Papa geholfen, den Löffel zu halten, dann enthusiastisch den Mund geöffnet, um anschließend etwa ¾ des Löffelinhalts mit der Zunge wieder aus dem Mund zu schieben. Mama und Papa haben sich gefreut wie Bolle, auch wenn wir am Ende alle karottenverschmiert waren. Toll.“
Ein denkwürdiger Tag also. Ein Meilenstein. Mein kleines Mädchen macht die ersten Schritte in Richtung Unabhängigkeit von Mama. Das ist schön und ein bisschen erleichternd, aber auch irgendwie … schade. Wie schnell die Zeit vergeht! Manchmal möchte ich die Augenblicke dehnen, die Minuten festhalten, diese kostbaren Momente mit meiner kleinen Tochter. Möchte diese Zeit gar nicht so recht hergeben. Und doch weiß ich, dass mein Herz Noemi nicht festhalten darf, dass ich sie immer ein Stückchen mehr loslassen muss, damit sie wachsen und sich entfalten kann.

Loslassen. Dieses Thema hat mich heute auch auf einer anderen Ebene beschäftigt. Ich habe ausgemistet. Bücher. Ein großer Karton von 20,6kg Gewicht wartet nun darauf, am Montag von Momox abgeholt zu werden; immerhin 50 Euro bekomme ich noch dafür. Und im Regal ist wieder Platz, zumindest ein bisschen. Platz –  für neue Bücher? Da bin ich mir noch nicht so sicher.
Ja, natürlich, Bücher sind wunderbar! Und ihr Vorrat auf dieser Erde ist unerschöpflich, man kann gar nicht genug Bücher haben. Für Romane, Gedichte, Sachbücher, Bildbände gebe ich mein Geld viel lieber aus als für Klamotten. Ich liebe sie einfach: Ein neues, ungelesenes Buch ist wie ein Versprechen, wie gute Aussichten. Vorfreude pur. Dann das Eintauchen in die Geschichte, wie das Betreten eines Raums, der sich einem Seite für Seite ein Stückchen mehr erschließt. Umblättern, Neugier, Papierrascheln, Versinken…
Aber, wenn ich ehrlich bin, dienen viele Bücher in meinem Regal hauptsächlich als Statussymbole. Dem (hoffentlich) staunend sie betrachtenden Besucher sollen sie zuraunen: „Schaut her, wie unwahrscheinlich sophisticated Rebekka doch ist!“  Dabei gefallen sie mir unter Umständen gar nicht mal. Und lesen werde ich sie, Hand aufs Herz, nie wieder. Also weg damit.
Im Internet stieß ich auf einige Inhalte zu „Minimalismus“. Das bedeutet „weniger ist mehr“. Heißt „Loslassen“. Nicht mehr den Konsum und den Besitz sich bestimmen lassen, nicht zulassen, dass man zugemüllt und letztlich beschwert wird. Raum schaffen für mehr Lebensqualität. (Ganz interessant fand ich dabei den Blog Minimalismus leben) Dieser Ruf trifft bei mir auf Resonanz. Ich habe schon immer gern entrümpelt. Und jetzt, zu Dritt in unserer Zwei-Zimmer-Wohnung, fühle ich mich oft beengt, ärgere ich mich über das viele Zeug, das bei uns herum(f)liegt. Bis zum Umzug in eine größere Wohnung wird noch etwas Zeit vergehen, also muss ich das Beste aus unserer aktuellen Situation machen, ergo: Platz schaffen. Der Anfang ist gemacht. Und die Devise für die Zukunft heißt: Bewusster konsumieren, weniger Neues anschaffen, viel verschenken, verkaufen, weggeben. Und je mehr ich das tue, desto mehr Raum wird, so hoffe ich, auch in meinem Herzen sein für das, was wirklich zählt, und ich werde weniger an Dingen hängen, die vergänglich und letztlich unbedeutend sind.


PS: Einige Bücher bin ich bei Momox nicht losgeworden. Wer Interesse an einem oder mehreren der Folgenden hat, melde sich gern bei mir – nach reiflicher Überlegung. Schließlich will ich euch nicht zumüllen :)

  • Lindsay Brown: Wie Sterne in der Nacht. Inspirierende Geschichten von Gottes Wirken an Hochschulen weltweit. (2x) [An meine SMD-Freunde: Das Buch ist super. Ein Exemplar steht auch noch in unserem Regal und wird in Ehren gehalten!]
  • Sándor Márai: Die Fremde.
  • Paul Murray: Skippy dies.
  • Jurek Becker: Bronsteins Kinder.
  • Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee.
  • John Fowles: The French Lieutenant’s Woman.
  • Dan und Suzie Potter: Beziehungskünstler. Momente gestalten. Leben weitergeben.
  • dcTalk: Jesus Freaks II und Jesus Freaks Andachten.
  • Gabriele Hoffmann: Heinrich Böll. Leben und Werk.


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