Freitag, 30. Januar 2015

Reich!

Langsam dämmert es mir, dass das Leben nicht ganz so läuft, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Auslöser für meine trübe Erleuchtung: Wir haben gestern Abend im Internet nach Wohnungen geschaut. Oh Mann, das Leben ist teuer! Wohnraum ist teuer! Und wir haben gerade nur ein Gehalt. Und zwei Kinder. Und viel (!) zu wenig Platz in unserer Studentenbude. Ich ging ziemlich desillusioniert ins Bett.
Bisher dachte ich, naiv wie ich wohl war (seufz!), dass Geld eigentlich keine Rolle spielt. Dass man auch ohne Geld glücklich und zufrieden sein kann, dass ein einfacheres Leben ein besseres Leben ist. Dass es vor allem auf die Liebe ankommt, auf Beziehungen und Gottvertrauen und darauf, etwas Sinnvolles zu tun. Ich konnte nur den Kopf schütteln über Leute, die „Schätze auf Erden sammeln“, und wenn mein Mann mit mir über Berufsunfähigkeitsversicherungen, Geldanlagen und Steuerangelegenheiten reden wollte, verdrehte ich bloß die Augen.
Und dann ertappte ich mich plötzlich zum allerersten Mal in meinem Leben bei dem Gedanken: „Vielleicht können wir uns gar kein drittes Kind leisten.“ Bähm, das saß!
Unsere schöne, gemütliche, gottgeschenkte Wohnung verwandelte sich vor meinen Augen in ein kleines, enges Loch ohne Atemluft, vollgestopft mit unnützem Tand.
Falkos neuer Job mit einem (für Berliner Verhältnisse) guten Gehalt erschien mir auf einmal irgendwie lächerlich („Wofür hast du denn bitteschön promoviert?“).
Ja, ich hatte den Gedanken, dass wir eigentlich arm sind.
Zu arm für dieses Leben, zu arm für zwei (plus) Kinder, zu arm für eine Wohnung mit ausreichend Platz für uns alle. Wir werden für immer in unserem Mini-Loch hausen müssen. Ich werde niemals eine Einbauküche mit Spülmaschine besitzen. Aus der Traum vom Kinderzimmer... Seufz!

Dann kam die Nacht, in der ich tatsächlich ein paar Stunden Schlaf bekam, und der neue Morgen mit einem kleinen Fetzen Blauhimmel und den Losungen zum Frühstück. Ich las:

„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (Römer 12,12)

„Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“
(Georg Neumark)

Ein wohltuender Perspektivwechsel! Der reiche Segen des Himmels... von wegen „arm“.
Ein weiterer Vers ploppt in meinem Gedankenfenster auf: „Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.“ (Römer 10,12) Diesen Vers hatte ich 2014 als meine persönliche Jahreslosung gezogen und nicht wirklich etwas damit anfangen können. Heute aber kam er zu meiner Ermutigung in mein Bewusstsein zurück.
Sind wir auch nach menschlichen Maßstäben gesehen nicht in der Lage, uns viele Dinge zu leisten, sind wir vielleicht sogar „arm dran“ mit unserer kleinen Wohnung – eigentlich sind wir doch total reich. Weil unser Vater im Himmel reich ist. Weil er uns reich gesegnet hat und segnet, und auch segnen wird. Nein, geizig war er uns gegenüber wirklich noch nie. Vielmehr unendlich großzügig! Und niemals zu spät, seine Versorgung kam immer genau rechtzeitig.
Ich möchte mich also wieder einmal im Gottvertrauen üben und meinen Blick von unserem Mangel weg, hin auf unseren großen Reichtum richten. Es gibt so viele Gründe dankbar zu sein:

  • Falko und ich sind seit fast 11 Jahren zusammen und mögen uns immer noch
  • wir haben zwei gesunde, wunderbare Kinder
  • wir haben eine Wohnung, in der wir warm, trocken und sicher sind (mit guter Verkehrsanbindung, netten Nachbarn, super Einkaufsgelegenheiten in Laufnähe...)
  • wir haben so viele Menschen, die uns lieben und unterstützen!
  • Samuels Geburt verlief so gut und auch das Stillen klappt reibungslos
  • Falko hat einen Job, der ihm Spaß macht und der uns als Familie ernährt
  • wir wurden in liebevolle, stabile Familien hineingeboren
  • beide Kinder schlafen gerade und schenken mir Schreib-Zeit

… und ich könnte noch viel mehr aufzählen. Ja, wir sind reich. Reich genug.
Was das teure Leben angeht – das stimmt natürlich. Vielleicht wird es auch für mich nun Zeit, erwachsen zu werden und mich mit den unangenehmen Seiten des Erwachsen-Seins auseinanderzusetzen: Versicherungen, Steuer, Rente, Anlagefonds. Jedenfalls ein bisschen. Und die Augen allezeit fest auf Jesus gerichtet.

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