Donnerstag, 29. Oktober 2015

Dankbar #2: Meine Eltern




Manchmal kommen die Dinge anders, als wir sie uns vorgestellt haben.
Manchmal werden wir plötzlich wieder zum Kind.
Manchmal möchten wir etwas verschenken, nur um dann zu realisieren, dass wir selbst so viel mehr bekommen haben.

Gestern zum Beispiel. Meine Eltern hatten sich zum Besuch angekündigt und ich wollte die Gelegenheit nutzen, ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen. Dafür, dass sie meinen Geschwistern und mir eine glückliche Kindheit mit vielen schönen Erinnerungen geschenkt haben, dass sie auch jetzt noch für uns da sind, wann immer wir sie brauchen, dass sie uns in ihre persönliche Beziehung zu Gott mithineingenommen, uns Jesus lieb gemacht haben. In den letzten Tagen habe ich immer wieder überlegt, wie ich meinen Eltern dienen kann, wie ich ihnen ganz praktisch zeigen kann, dass ich sie liebe und ihnen dankbar bin. Irgendwie fiel mir nichts Spektakuläres ein. Aber vielleicht passte das ja auch ganz gut zu meinen Eltern, die das Spektakuläre eh nicht so gern haben.
Also plante ich ein leckeres und gesundes Mittagessen ein, wollte einen Kuchen backen und mich respektvoll, geduldig und dankbar verhalten – also keine kritischen Bemerkungen machen, mich aufregen oder irgendwelche Launen an meinen Eltern auslassen. Klingt eigentlich selbstverständlich, ist es aber leider nicht unbedingt… wie oft ist es so, dass wir die Menschen, die uns am nächsten stehen am schlechtesten behandeln! Wie schnell bringen mich Äußerungen oder Angewohnheiten meiner Eltern auf die Palme! Das sollte an diesem Tag nicht so sein.

Als meine Eltern bereits in der S-Bahn zu mir saßen, stand ich noch in der Küche und probierte ein neues Apfelkuchenrezept aus, für das man (sehr praktisch!) nur zwei leere Sahnebecher als Maß verwenden sollte. Es ging auch alles gut, und der Kuchen landete im Ofen; nun fehlte nur noch der Mandelguss, der in der letzten Viertelstunde mitgebacken wurde. Als ich das (originalverschlossene!) Päckchen mit den blanchierten Mandeln öffnete und den Inhalt in den Topf gab, wimmelte es darin nur so vor kleinen, weißen Maden! Ich glaube, ich fing an zu kreischen und durch die Küche zu hüpfen, es war einfach so eklig! Irgendwie gelang es mir, mich zu überwinden, und den zum Leben erwachten Mandelguss zu entsorgen… Den Kuchen würden wir nun ohne Topping essen müssen – was mich enttäuschte, denn es hatte doch ein besonderer Kuchen werden sollen und nun war er total 0-8-15…

Es klingelte an der Tür, meine Eltern waren da. Ich war so froh, sie zu sehen und mit ihnen meinen Vormittagsschreck zu teilen. Vor lauter Maden-in-den-Mandeln vergaß ich völlig, eine gute Tochter (und Gastgeberin) zu sein und meine Eltern nach ihrer Reise zu befragen oder ihnen etwas zu Trinken anzubieten…
Das Mittagessen war dann auch nicht so der Hit; meiner bewährten Zitronigen Pasta mit Kichererbsen und Brokkoli fehlte irgendwie der geschmackliche Kick und meine Eltern schienen nicht wirklich begeistert. Ich hätte doch lieber was mit Fleisch kochen sollen. Was „Normales“. Zum Nachtisch gab es dann den etwas lahmen Apfelkuchen, der aber immerhin gut schmeckte. Normal halt.

Der Nachmittag verlief dann ungefähr so: Das Wickeln, Verpflegen und Bespaßen der Kinder übernahmen meine Eltern, meine Mutter trug Samuel sogar zu uns in den siebten Stock hoch, als der Fahrstuhl ausfiel. Während wir durch den Britzer Garten flanierten, schoben (wie selbstverständlich) meine Eltern den Kinderwagen und gaben Noemi in der Schaukel Auftrieb. Wir sprachen über meine bzw. unsere Themen; was sie gerade beschäftigt, weiß ich gar nicht. Plötzlich fing meine Mutter an, die Wäsche von der Leine zu nehmen und die bereits getrockneten Wäschestücke zusammenzulegen. Sie räumte die Spülmaschine aus und reinigte die Brotschneidemaschine (voll retro, mit Handkurbel!), die sie für uns vom Flohmarkt mitgebracht hatten. Während wir anderen unsere leckere Pizza genossen, fütterte meine Mutter ihren kleinen Enkelsohn und teilte parallel ihre Pizza mit ihrer Enkelin…

Als meine Eltern nach dem Abendessen sehr überstürzt aufgebrochen waren (ein Blick auf das Zugticket offenbarte, dass sie von einer viel zu späten Abfahrtszeit ausgegangen waren und es kaum noch rechtzeitig zum Bahnhof würden schaffen können. Den Zug verpassten sie tatsächlich, kamen aber schließlich doch gut zu Hause an), und langsam wieder Ruhe bei uns einkehrte, dachte ich darüber nach, was an diesem Tag geschehen war. Alles war ganz anders gekommen, und damit meine ich nicht primär den Apfelkuchen.
Ich hatte doch diejenige sein wollen, die dient, für andere da ist und sich durch konkrete Liebestaten dankbar zeigt – am Ende hatten meine Eltern mir gedient und mir einen entspannten Tag geschenkt. Mir wurde klar: Sie sind und bleiben einfach meine Eltern, egal, wie erwachsen und selbstständig ich inzwischen bin, sie verhalten sich noch immer so, wie sie es mir gegenüber immer taten: Meine Eltern sind für mich da, sie tun alles für mich, sie helfen mir und unterstützen mich. Darin sind sie 100% verlässlich. Sie nehmen sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um mir meinen Alltag zu erleichtern. Und dieses Verhalten gilt ebenso (und in ganz besonderem Maße) auch für ihre Enkelkinder, die sie mit Liebe geradezu überschütten.

Meine Eltern können nicht aus ihrer Haut, aus ihrer Eltern-Haut, und ich kann auch nicht aus meiner – ich bin und bleibe ihr Kind. Ihre Tochter, die sich bei ihren Eltern ausweint und Rat holt und Hilfe sucht, so wie sie es immer schon getan hat. Seit ich selber Mutter bin, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Unser Leben lang bleiben wir Eltern – und Kinder – und da spielen das Alter oder die Lebensphase erst mal keine Rolle.

Auch wenn ich meinen Eltern keinen besonderen, rundum entspannenden Tag voll bunter Überraschungen bescheren konnte, bin ich doch davon überzeugt, dass es für sie ein wunderschöner Tag war. Und auch wenn ich in meinem Vorhaben, ihnen ein Feuerwerk der Dankbarkeit zu entzünden, scheiterte, weiß ich doch, dass sie von meiner Dankbarkeit ihnen gegenüber wissen. So, wie es für mich genügt, mit meinen Kindern zusammen zu sein, mit ihnen zu lachen, das Brot zu teilen, liebevolle Blicke auszutauschen, ist es auch für meine Eltern genug.

Und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar!


Montag, 26. Oktober 2015

Mut am Montag



Es gab eine Zeit, da mochte ich Montage nicht, ich fürchtete sie sogar ein bisschen. Nach dem Wochenende fiel es mir schwer, in den Alltag zurückzufinden, allein für die Kinder zu sorgen, sämtliche Aufgaben zu bewältigen. Inzwischen haben Montag und ich uns angefreundet. Ich mag die Routinen des Alltags, die immer gleichen Abläufe, die ich mittlerweile sicher beherrsche. Mir gefällt die Zeit allein mit meinen Kindern; wir sind ein gutes Team geworden.
Trotzdem – Montage sind nicht immer leicht, das weiß ich von anderen Mamas. Heute Morgen beim Bibellesen mit Sammy kam mir der Gedanke, eine neue Blog-Kategorie einzuführen: Mut am Montag. Ein paar Gedanken zum Wochenstart, ein bisschen Ermutigung, ein kleiner Lichtblick. Vielleicht nicht jeden Montag, aber immer wieder.

Gestern nutzte ich eine freie Stunde zum Bible journalen – noch immer ganz begeistert vom letzten Freitagabend, und die Materialien lagen auch noch auf dem hinteren Ende des Tisches. Ich schlug Psalm 25 auf und legte los.

Mir fiel auf, wie oft im Psalm davon die Rede ist, auf den Herrn zu warten und die Augen auf Ihn gerichtet zu halten. Was für eine wichtige Erinnerung in meinem Alltag! Denn worauf sind meine Augen gerichtet? Viel zu oft auf meine To-Do-Liste, auf Windel- und Wäscheberge, auf meine Sorgen und Probleme. Natürlich kann ich vor all dem nicht die Augen verschließen. Und doch muss ich mich von all dem nicht gefangen nehmen lassen. Ich darf den Blick heben und auf den schauen, der mich sieht. Jederzeit. Da sehe ich dann einen, der größer ist als alles, was mich beschäftigt, der alles in seiner Hand hält. Ich sehe Jesus, der für mich am Kreuz gestorben ist. Ich sehe, dass ich geliebt bin.

Unser alltägliches Leben besteht zu einem großen Teil aus Warten, bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv. Schon meiner Tochter geht es so, dass ich sie dazu auffordere, einen Moment zu warten. Worauf warte ich? Oft warte ich darauf, dass Falko nach Hause kommt und der Tag ein bisschen leichter wird. Ich warte auf einen Anruf, auf Besuch, darauf, dass die Nudeln weich werden und meine Tochter das umsetzt, wozu ich sie aufgefordert habe. Ich warte darauf, dass „alles besser“ wird, dass ich wieder mehr Zeit für mich habe, dass der Rückenschmerz vergeht, dass Veränderungen passieren. Aber auf Gott warten?
Für mich bedeutet das, meine Rettung nicht bei Menschen oder in intelligenten Strategien zu suchen, sondern mich zu meinem himmlischen Vater zu flüchten. Mich nicht aus unangenehmen Situationen herauszuziehen, sondern sie an Gottes Hand zu durchqueren. Nicht zu erwarten, dass später, irgendwann, mein Leben perfekt verläuft, sondern mein Leben, wie es jetzt gerade ist, mit der Hilfe meines Gottes zu bewältigen. Damit zu rechnen, dass Er da ist und dass Er für mich ist. Immer.

Heute Morgen schlug ich dann das dritte Kapitel des Hebräerbriefs auf und stieß noch einmal auf diese Aussage: „Richtet eure ganze Aufmerksamkeit auf Jesus. Seht auf ihn, und haltet euch vor Augen, wie treu er dem dient, der ihn eingesetzt hat. Wenn ihr heute die Stimme Gottes hört, dann verschließt euch seinem Reden nicht.“ (Auszüge aus Hebräer 3).
Doppelt hält besser, dachte sich der Vater im Himmel, wahrscheinlich.
Es ist gut, sich daran erinnern zu lassen, auf wem unser Fokus liegen soll. Unsere Augen, unsere Ohren und unsere Herzen sollen Jesus allein gehören.

  
Ich wünsche euch einen gesegneten Montag!

Sonntag, 25. Oktober 2015

Dankbar #1: Mein Ehemann




Die Dankbarkeitschallenge ging bereits in ihrer allerersten Woche ein bisschen unter… Es ging mir nicht besonders gut, außerdem gab es einiges zu tun und ich handelte ein bisschen nach der Devise: „Verschiebe nicht auf morgen, was du übermorgen kannst besorgen“…
Nun ist bereits Sonntag und ich habe meinem Mann noch immer nicht gesagt, wie dankbar ich bin. Dankbar, dass ich ihn in meinem Leben habe, dass er mein Mann und mein Geliebter und bester Freund ist, dass wir nun schon so lange gemeinsam unterwegs sind. Dankbar, weil er mich in allen Dingen so großartig und selbstlos unterstützt, gerade in dieser Rückenschmerzwoche, dass er mich so oft und allen Widerständen zum Trotz zum Lachen bringt, weil er mich auch dann noch liebt, wenn ich mal wieder ein Drache bin…

Immerhin, ich habe während der Woche darüber nachgedacht, wie ich ihm danken möchte.

Denn wenn es darum geht, unserem Dank Ausdruck zu verleihen, sollten wir darauf achten, eine Ausdrucksform zu wählen, die von unserem Gegenüber auch verstanden wird. Laut Gary Chapman sprechen wir alle eine oder mehrere Sprachen der Liebe, von denen es (mindestens) fünf verschiedene gibt: Lob und Anerkennung, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft, Zärtlichkeit. Auf diese können wir auch zurückgreifen, wenn wir einem lieben Menschen danken möchten, aber nicht so recht wissen, wie. Ebenso, wie Liebe besser bei jemandem ankommt, wenn sie in der richtigen „Sprache“ übermittelt wird, gilt dies auch für die Dankbarkeit.

Lob und Anerkennung:
Für Menschen mit dieser Sprache der Liebe ist ein ausgesprochenes „Danke!“ wichtig, sie brauchen Worte, die ernst gemeint sind und die ihre Herzen berühren. Um sich bei einer solchen Person zu bedanken, kann man auch einen Brief schreiben oder eine schöne Karte auswählen – oder, wenn man ganz besonders kreativ veranlagt ist, ein Gedicht verfassen oder gar ein Lied komponieren.

Zweisamkeit – Zeit nur für mich:
Seinen Dank auszusprechen halte ich für grundsätzlich wichtig und sogar notwendig – nicht umsonst bringen Eltern ihren Kindern bei, „bitte“ und „danke“ zu sagen! Für jemanden, dessen Sprache der Liebe eher die Zweisamkeit ist, wird ein geäußertes Danke aber vielleicht nicht genügen, um das Herz zu erreichen. „Um mich bei dir zu bedanken, nehme ich mir Zeit nur für dich und wir machen das, worauf du Lust hast!“ – so ungefähr würde ich es dann formulieren. Bei den meisten von uns ist Zeit doch immer knapp – umso wertvoller ist sie also als Geschenk an einen lieben Menschen. Bei zeit-statt-zeug.de findet man Anregungen für Zeitgeschenke und sogar Gutscheine zum Verschicken.

Geschenke:
Geschenke sind für mich wohl die natürlichste Art, meine Liebe und Dankbarkeit auszudrücken. Ich mache gern welche und nehme sie ungefähr genauso gern selbst entgegen ;) Dabei müssen Geschenke gar nicht unbedingt materieller Natur sein – hier gibt es eine große Übereinstimmung mit der Sprache der Liebe „Zweisamkeit“. Worüber würde sich die Person freuen, bei der ich mich bedanken möchte? Kann ich mich vielleicht sogar mit etwas revangieren, das ich selbst einmal von dem lieben Menschen bekommen habe? Ich verschenke gern selbst gemachte oder gestaltete Geschenke – jetzt, in der kühleren Jahreszeit, vielleicht einen selbstgestrickten Schal (das geht ganz einfach und schnell), eine eigene Backmischung im schönen Glas oder ein Tagebuch mit selbst illustriertem Einband…

Hilfsbereitschaft:
Während mein Liebster sich mit Geschenken schwer tut, fällt es ihm leicht, anderen zu helfen und ihnen ganz praktisch zu dienen. Wenn irgendjemand umzieht, ist Falko sofort zur Stelle, um Möbel und Kisten zu schleppen, und er bringt auch gern die Bohrmaschine mit, um nach getaner Arbeit noch den einen oder anderen Dübel in der Wand zu versenken… Mein Mann zeigt mir seine Liebe sehr stark dadurch, dass er Aufgaben für mich erledigt und mir Dinge abnimmt, wie zum Beispiel den Einkauf, blöden Papierkram oder auch oft und gern die Kinder.
Wenn wir nicht wissen, wie wir jemandem helfen können, dessen Sprache der Liebe die Hilfsbereitschaft ist, lohnt es sich wahrscheinlich, mal nachzufragen. Vielleicht können wir auch Aufgaben gemeinsam erledigen, dann macht die Arbeit mehr Spaß und man verbringt Zeit miteinander.

Zärtlichkeit:
Ok, wenn es sich bei der Person, der ich danken möchte, nicht um meinen Ehemann handelt, könnte es schwierig werden… Aber wir müssen ja nicht immer gleich an Sex denken. Darum geht es bei dieser Sprache der Liebe auch nicht notwendigerweise. Mein Mann mag es zum Beispiel sehr gern, wenn ich ihm den Rücken kraule – was ich, um ehrlich zu sein, viel zu selten tue (wahrscheinlich weil ich dieser Art der Berührung persönlich nicht viel abgewinnen kann, ich bin ganz kitzelig am Rücken…). Für eine gute Freundin bedeutet vielleicht eine lange Dankes-Umarmung besonders viel, oder sie freut sich über eine Nacken-Massage nach einem anstrengenden Tag.

Eine Sprache der Liebe, die Gary Chapman meiner Meinung nach in seiner Aufstellung vergessen hat, ist ESSEN. Liebe geht schließlich durch den Magen, und für manche Menschen gilt das noch mehr als für andere. Für meinen Mann zum Beispiel, und vielleicht auch für mich selbst…

In den ersten Jahren unserer Ehe waren die Sonntagabende grundsätzlich für uns reserviert. Wir saßen nett zusammen, nicht selten bei Kerzenschein und einem besonderen Essen, redeten, sahen einen Film, lasen uns gegenseitig vor oder spielten auch mal eine Runde Carcassonne. „Eheabend“ nannten wir das dann. Neulich habe ich von einem Paar gehört, die lieber von „Dates“ sprechen, und, ja, das klingt besser! Heute Abend ist also wieder Date-Night!, und ich habe Falko bereits angekündigt, dass ich ihn heute gern einladen möchte. Ich werde eine leckere Kleinigkeit vorbereiten (siehe Bild oben), die wir ganz entspannt und ohne kleckernde Kinder genießen werden, dann möchte ich ihm in Worten danken und noch in Form ausgiebigen Rückenkraulens ;)

In der nächsten Woche geht es weiter mit der Dankbarkeitschallenge - vielleicht seid ihr ja mit dabei? Auf meiner Dankesliste stehen dann meine Eltern...
 
Ich wünsche euch einen entspannten Wochenausklang!





Samstag, 24. Oktober 2015

In your presence there is fullness of joy



Viermal klingelte es gestern Abend an unserer Tür. Viermal öffnete ich für eine tolle Frau und Freundin. Und als wir dann alle fünf versammelt waren, setzten wir uns an den großen Esstisch, lasen Psalm 16 miteinander und begannen mit dem BIBLE ART JOURNALING!

Gestern war es also endlich soweit, und ich bin immer noch richtig geflasht. Wir hatten eine wirklich schöne und gesegnete Zeit zusammen, mit Gottes Wort und unzähligen Kreativ-Materialien – ein Traum! Was mich noch immer besonders fasziniert, ist die Gemeinschaft, zu der wir binnen Minuten zusammenwuchsen. Wir fünf Frauen, alle unterschiedlich, die meisten einander völlig unbekannt, mit ganz verschiedenen Lebenssituationen, aktuellen Herausforderungen und (frommen) Prägungen waren doch an diesem einen Abend eins. Obwohl wir uns in dieser Konstellation noch nie zuvor getroffen hatten, floss das Gespräch wie ein sprudelnder Bach, wir lachten so viel, tauschten und teilten miteinander Materialien und Erkenntnisse; da war ganz viel Offenheit, Vertrauen und Wertschätzung zu spüren. Es ist einfach wunderbar, wie Jesus uns Gemeinschaft miteinander schenkt, durch die Gemeinschaft, die wir jeweils mit ihm haben.

Für diejenigen von euch, die gern mehr Einblicke in das Thema Bible Art Journaling bekommen möchten, oder vielleicht sogar Lust haben, selber einen solchen Abend zu gestalten (was ich nur empfehlen kann!), folgen nun ein paar Fotos und Ausführungen zu den Vorbereitungen und dem Ablauf:

Alles, was man für einen Bible-Art-Journaling-Abend braucht, sind ein paar Freundinnen, die (idealerweise) Spaß an kreativen Tätigkeiten und der Auseinandersetzung mit der Bibel haben, einen Termin, der für alle gut passt, einen möglichst großen Tisch, eine Auswahl an Kreativ-Materialien (Stempel, Sticker, verschiedene Papiere, Stifte, Scheren, Kleber, Glitzersteine…) und Bibeln (am besten mit breitem Schreibrand – es gibt auch extra Journaling Bibeln) bzw. Ausdrucke des ausgewählten Bibeltextes.

Die Vorbereitung für mich hielt sich in Grenzen: Zuerst schickte ich eine Einladungsmail raus, etwa vier Wochen vor dem geplanten Termin. In der E-Mail stellte ich das Bible Art Journaling kurz vor (da es in Deutschland zur Zeit noch nicht sehr bekannt zu sein scheint) und nannte die Materialien, die von jeder Teilnehmerin selbst mitzubringen waren, nämlich Schere und Kleber, sowie eine evtl. vorhandene Journaling-Bibel und Bastelzeug nach Wahl.

Ein paar Tage vorher wählte ich den Bibeltext aus, den wir am Abend bearbeiten würden. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für Psalm 16. Es ist ein Psalm, den ich sehr gern mag und der mich gerade durch meinen Alltag begleitet, außerdem ist er weder zu lang noch zu kurz, und er befindet sich (jedenfalls in meiner Bibelausgabe) auf einer einzigen Seite, was die Gestaltung etwas einfacher macht. Als ich so in meiner Bibel blätterte und auf Psalm 16 stieß, wusste ich einfach, dass es dieser Text sein sollte und kein anderer.
Außerdem stellte ich für jede meiner Freundinnen eine kleine „Goodie-Bag“ mit einem Bogen illustriertem Papier, Bible-Art-Journaling-Stickern, einer Karte, Poesie-Bildern und einem Stück Borte zusammen. 


Am Tag des Journalings selbst bereitete ich eine kleine süße Überraschung vor – der Gaumen sollte schließlich auch auf seine Kosten kommen – dann mussten der Tisch freigeräumt und Getränke bereitgestellt werden. Eine der geladenen Freundinnen kam schon etwas früher vorbei und half mir bei den letzten Vorbereitungen: Wir deckten den Esstisch mit braunem Packpapier ab, das wir mit einem Teilvers aus Psalm 16 beschrieben – sozusagen dem Motto unseres Abends: „In your presence there is fullness of joy“. Dann legten wir auf jeden Platz ein Goodie-Bag und präsentierten unsere Materialien: Stifte, Scheren, Sticker, Papiere und so weiter. Den Bibeltext hatte ich in drei verschiedenen Übersetzungen mit extra breiten Seitenrändern ausgedruckt; den legte ich ebenfalls auf den Tisch. Im Hintergrund spielte leise Lobpreis-Musik, und eine Kerze wurde entzündet – alles war bereit.



Nachdem die Gäste eingetrudelt waren, setzten wir uns zusammen und lasen Psalm 16 in verschiedenen Versionen – schon allein der Vergleich der Übersetzungen war spannend. Ich bin außerdem immer sehr davon beeindruckt, wenn Gottes Wort laut vorgelesen wird. Es entfaltet dann eine besondere Kraft und Wirksamkeit, es berührt mich noch tiefer und eindringlicher. Jede Vorleserin gab ein Stück ihrer Persönlichkeit in den Text, setzte einen anderen Akzent und verdeutlichte damit
Wir beteten miteinander, dankten und baten für unsere Gemeinschaft und dafür, dass Gott durch sein Wort und das Medium der Kreativität zu uns sprechen möge.

Dann legten wir los. Wir alle waren sehr schnell voll bei der Sache, lasen den Psalm wieder und wieder für uns selbst, packten die Goodie-Bags aus und entdeckten die Möglichkeiten, die die vielen mitgebrachten Materialien uns boten. Sehr angenehm fand ich, dass keine sich darüber beklagte, „keine Idee“ zu haben oder „nicht kreativ/begabt/künstlerisch genug“ zu sein. Der Bibeltext stand im Mittelpunkt, die Kreativität war dabei „nur“ Mittel zum Zweck. Es ging jeder Einzelnen um die Begegnung mit unserem Vater im Himmel durch sein Wort, darum, ihn zu uns sprechen zu lassen – und nicht darum, andere zu beeindrucken oder zu übertrumpfen.

Nach und nach verebbten die lebhaften Gespräche, es herrschte eine andächtige, konzentrierte – ja, heilige Atmosphäre. Kerzenlicht, Lobpreismusik und Papierrascheln erfüllten unser Wohnzimmer. Wir lasen und klebten, schnitten und schrieben, malten und überlegten. Und Gott sprach.

Interessant fand ich, dass wir alle zu einem gemeinsamen Rhythmus fanden und ziemlich zeitgleich fertig wurden. Normalerweise hat ja jede ihr eigenes Tempo und ich beende meine Arbeit oft schneller als andere, aber gestern Abend machte ich in der Hinsicht mal eine andere Erfahrung, die sehr wohltuend war.
Wir zeigten einander unsere Ergebnisse und sprachen über das, was uns besonders nahe gegangen war, woran wir uns in unserem Alltag besonders erinnern möchten. Immer wieder war dies die Freude, von der im Psalm so eindringlich und poetisch die Rede ist, oder auch das Wissen um die Sicherheit und Geborgenheit, die Gott uns schenkt. Für mich standen das Bild des „lieblichen Landes“ und der Aspekt der Dankbarkeit im Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Ich bin so froh darüber, dass Jesus mir für mein Leben das Bild des gelobten Landes geschenkt hat, und kann gerade gar nicht genug davon bekommen.







So saßen wir noch eine Weile zusammen, löffelten den Apfeltraum und bestaunten die entstandenen Werke, und trotz der vorangeschrittenen Zeit fühlten wir uns gestärkt. Für mich war der gestrige Abend eine Oase in einer anstrengenden und schmerzgeprägten Woche. Ich hatte (fast) alles, was ich zu meinem Glück brauche: In Gesellschaft lieber, inspirierender Menschen durfte ich mich auf kreative Weise mit Gottes Wort beschäftigen und Seine Gegenwart erleben:  In Your presence there is fullness of joy. Danke und Amen!






Donnerstag, 22. Oktober 2015

Unser kreativer Herbst


My favorite color is October.



Die Tage werden kühler und kürzer, und in letzter Zeit waren sie auch noch verregnet – es zieht uns also nach drinnen, und (in meinem Fall) auch an den großen Esstisch zum Basteln. Noemi ist zwar erst gut zwei Jahre alt, aber am Malen und Basteln hat sie bereits viel Spaß und wir können immer mehr zusammen ausprobieren.
Vorletzte Woche schloss die Kita für zwei Tage und ich hatte meine Tochter auch vormittags zu Hause. Da es am Nachmittag mit dem Basteln oft ein bisschen schwierig ist (sie ist müde und hat für den Tag schon genug Input bekommen), freute ich mich darauf, die Vormittage kreativ zu verbringen, und tatsächlich – wir hatten eine tolle Zeit!

Am Donnerstag gestalteten wir eine lebensgroße „Noemi“ auf Packpapier: Das schwierigste daran war, Noemi dazu zu bringen, so lange still auf dem Papier liegen zu bleiben, bis ich ihre Umrisse gezeichnet hatte ;) Danach rissen und schnitten wir Seidenpapier in kleine Stücke, die dann auf den Körper aufgeklebt wurden. Ein paar Federn dazu und ein paar Ergänzungen mit Wachsmalstiften – fertig! Das Ergebnis klebt nun an der Kinderzimmertür und erinnert mich jeden Tag an eine schöne Zeit mit meiner Tochter.



Am Freitag machten wir zuerst einen kurzen Gummistiefel-Spaziergang und sammelten ein paar Blütenblätter. Wieder zu Hause angekommen, wurde der kleine Bruder schlafen gelegt, sodass wir in Ruhe Mitbringsel für Oma, Uroma und Tante basteln konnten, die wir am Wochenende darauf besuchten. Wir machten runde Sonnenfänger, aus transparenter Klebefolie, Seidenpapierschnipseln, Federn, getrockneten Blättern und den Blüten, die wir auf unserem Spaziergang gefunden hatten.
Noemi war total Feuer und Flamme, und die Sonnenfänger kamen bei den Beschenkten gut an. Drei kleinere Sonnenfänger fielen sogar noch für unsere Fenster ab – und aus den kleineren Resten bastelte ich noch ein paar Faltkarten.




Schon vor ein paar Wochen hatten wir im Britzer Garten ein paar schöne Blätter gefunden. Diese presste und trocknete ich zwischen den Seiten eines dicken Buches, bemalte sie mit einem Gold-Metallic-Stift und klebte sie leicht überlappend auf einen schmalen Pappring. Das Ergebnis ist ein schlichter, herbstlicher Türkranz:


Aus den vielen Kastanien, die wir auf dem Heimweg von der Kita gesammelt haben, bastelten wir dieses Jahr noch nichts, aber nächstes Jahr wird Noemi schon alt genug dafür sein – ich freue mich schon jetzt darauf!


PS: Alle, die auf einen Dankbarkeitschallenge-Post warten – der kommt noch! Ich hab da schon jemanden im Auge, für den ich diese Woche ganz besonders dankbar bin...