Mittwoch, 7. Dezember 2016

Eine Wiege für das Jesuskind





Gestern haben wir alle zusammen eine Krippenszene aus duplo-Steinen nachgebaut, ziemlich cool, mit Tieren und Stall, mit Maria, Josef und Jesuskind, mit einem Hirtenjungen und den Heiligen Drei Königen, die auf einem Pferd, einem Elefanten und einem Panther daherkamen.
Nur mit einem Detail war unsere Tochter nicht einverstanden: „Das Baby kommt doch nicht da rein!“ rief sie und nahm das Jesuskind aus dem Futtertrog. In der duplo-Kiste fand sie schließlich, was sie suchte: Eine Wiege für das Baby. Während sie den kleinen Jesus dort hineinlegte und schließlich in den Schlaf wiegte, lächelte sie zufrieden. So war es richtig!

Wir als Eltern ergriffen natürlich sofort die Gelegenheit, ihr zu erklären, dass das Jesuskind wirklich so arm war, dass es keine eigene Wiege hatte – vielmehr mussten Maria und Josef ihren neugeborenen Sohn in eine Futterkrippe legen, aus der eigentlich die Tiere fressen… Aber ich weiß  nicht, ob Noemi das überhaupt noch mitbekommen hat. Schließlich war ja alles wieder in Ordnung.

Mich hat das beherzte Eingreifen meiner Tochter sehr berührt und nachdenklich gemacht.

Was für ein Gott, der sich so klein macht!
Nicht genug, dass er Mensch wird – er kommt als zartes Neugeborenes auf die Welt.
Und nicht in wohlhabende, geordnete Verhältnisse – er entscheidet sich für eine arme Familie, fern von ihrem Zuhause, Unterdrückte im eigenen Land…
Er hätte es sich leichter machen können, so viel bequemer, aber er wollte es genau so.

Ich glaube, damit möchte er uns etwas sagen.

Die ganze Bibel ist voll von Aussagen darüber, zu welchen Menschen er sich hingezogen fühlt: Er hat die Verlassenen erwählt. Die Trauernden. Die Armen. Die Ignorierten. Die Sklaven. Die Geringgeschätzten. Die Entrechteten. Die Schwachen. Die Kaputten.

Und genau deshalb wurde er ein schwaches, armes, heimatloses Baby.
Wirklich einer von uns.
Er ist tatsächlich in unseren Schuhen gegangen (und oft wohl auch ganz ohne Schuhe…).

Das ist Hingabe, das ist Solidarität in ihrer reinsten Form.
Mitfühlende Liebe.

So ist nur unser Gott.

Hier liegt das Jesuskind noch im Futtertrog... Nicht mehr lange! :)


Aber ich glaube, Er möchte uns noch etwas anderes sagen.
Das Kind in der Futterkrippe soll uns nicht kalt lassen. Es soll uns aufrütteln, damit wir sagen, so wie meine Tochter: „Das ist doch nicht richtig so – dass Babys keine Betten haben, dass Menschen auf der Flucht sind, dass sie unter Krieg, Hunger und Entrechtung leiden. Das geht doch so nicht!

Wenn es nach Noemi ginge, hätte Jesus jedenfalls eine gemütliche, pinke Wippe zum Schlafen gehabt.

Und ich?
Ich möchte mich auch nicht damit abfinden, dass Kinder auf der Flucht geboren werden.
Ich möchte mich nicht daran gewöhnen, dass so viele von ihnen Tag für Tag nicht satt werden.
Es soll mich wieder berühren, wieder schockieren, aufrütteln, aktivieren.

Es macht mir Angst, was in Europa und in der ganzen Welt passiert. Mich beunruhigt die Entwicklung, die ich auch in unserer Gesellschaft wahrnehme. In mir regt sich aber auch Wut. Ich denke: „Das ist doch nicht richtig so!“ und ich möchte widerstehen.

Wenn ich einen Missstand bemerke, möchte ich – so wie meine kleine Tochter – beherzt eingreifen, und ein winzigkleines Stückchen Welt wieder in Ordnung bringen. 
Mich solidarisieren, so wie Jesus es uns vormacht. 
Die Liebe tätig werden lassen, so wie es Gottes Willen entspricht.  







3 Kommentare:

  1. Sehr berührend.♥
    Reh, magst du vielleicht auch Beispiele oder Projekte vorstellen, wo und wie man helfen kann?
    Liebe Grüße, Anne

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    1. Hallo liebe Anne, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht... Für mich geht es im Moment erst einmal darum, dass ich meinen Mund aufmache und dagegen halte, wenn Leute unerträgliche Dinge sagen. Dass ich für diejenigen da bin, die in meiner unmittelbaren Nähe meine Hilfe brauchen. Dass ich großzügiger werde.
      Aber da möchte ich nicht stehen bleiben.
      Tolle und wichtige Projekte stellt Anni regelmäßig auf http://hierwaechstliebe.blogspot.de vor; regelmäßige Spenden wären auch ein guter Schritt!
      Liebe Grüße!

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    2. Stimmt, das ist sehr wertvoll, darin zu wachsen. Ja, Annis Blog lese ich auch :) Liebe Grüße!

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