Samstag, 20. Mai 2017

Ich bin kein Mülleimer.



Behüte dein Herz mit allem Fleiß,
denn daraus quillt das Leben.

Sprüche 4,23

 

Es ist schon ein paar Wochen her, da setzte ich mich auf meinem morgendlichen Heimweg von der Kita auf eine Bank. Der Himmel war blitzeblank und ich wollte, bevor ich zurück nach Hause kam, meine Gedanken und Aufgaben für den Tag sortieren. (Ich habe nämlich festgestellt, dass  ich, wenn ich mir am Abend zuvor keine To-Do-Liste geschrieben oder mir morgens Zeit zum Sortieren genommen habe, viel weniger schaffe und am Abend dementsprechend unzufriedener bin.)
Es war nur ein ganz kurzes Gebet das ich sprach – eine Bitte um Kraft zur Veränderung.
Mir war (und ist) klar, dass sich in meinem Alltag schlechte Routinen und Gewohnheiten eingeschlichen hatten, die mich in negativer Weise beeinflussten und Gutes verhinderten. Ich hatte gerade meine Gedanken ausgesprochen, da setzte sich in meinem Kopf ein kleiner Satz fest:
„Ich bin kein Mülleimer.“

Schon seit Jahren (und hier kommt meine Beichte:) schaue ich zu viele Serien. Ich weiß nicht mehr genau, wann das anfing, aber seit ich mit den Kindern zu Hause bin, artete das ein bisschen aus. Ja, wir haben keinen Fernseher – aber in Zeiten des Internets kann man auch ohne Flimmerkiste ein Serienjunkie werden (das vergaß ich wohl bei meinem letzten Post zu erwähnen…). Zwar streame ich nicht, wenn ich mit den Kindern zusammen bin – wohl aber beim Mittagessen, in meiner Mittagspause und oft genug auch am Abend, wenn die beiden im Bett sind. Allermeistens streame ich nebenbei, während ich andere Dinge tue: Mittagessen (wie gesagt), Klamotten flicken, zeichnen oder kleinere Aufgaben erledigen.
Und das Schlimmste: Ich schaue Schrott. Irgendwelche 0-8-15-Vorabend-Krimiserien der öffentlich-rechtlichen Sender zum Beispiel (!). Teilweise streame ich sogar Sachen, die mich gar nicht wirklich interessieren (und die ich nur halbherzig verfolge), einfach nur, damit im Hintergrund etwas passiert, damit ich die Illusion von Beschäftigung und Gesellschaft aufrecht erhalten kann.

Eine schlechte Angewohnheit. Nicht nur, weil sie mich davon abhält, mich wirklich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und im Bereich „meine berufliche Zukunft“ endlich weiterzukommen (man kann zwar während des Streamens einiges nebenher erledigen, aber einen klaren Gedanken fassen oder Visionen spinnen kann man nicht!).
Sondern auch – und das wurde mir an jenem Vormittag auf jener Bank ganz neu bewusst – weil ich mich beim Konsumieren dieser Serien mit Schrott fülle. Ob ich es will oder nicht: Das, was ich sehe und höre, macht etwas mit mir. Es beeinflusst mich. Es verändert schleichend meine Werte. Es lenkt mich ab. Es prägt mein Denken und Fühlen.
Du bist, was du isst.

Aber ich bin kein Mülleimer.
Ich muss nicht alles schlucken.
Ich brauche diesen mentalen Müll nicht.
Ich möchte werde mich nicht länger mit Schrott füllen lassen.

Und dann ein zweiter Satz: „Ich bin ein Tempel des Heiligen Geistes.“
In einen Tempel, wie auch in einen Palast (oder in unsere eigenen Vier-Wände), gehört kein Schrott. Nichts Minderwertiges, Ekliges, Böses, Verkehrtes. Vielmehr füllen wir einen heiligen Ort mit Schönem, Kostbarem, Reinem. Und wir stellen ihn nicht voll, stopfen nicht noch dies und das hinein, sondern wir lassen Platz für das Wirken Gottes.

Mit diesen Sätzen ging ich nach Hause, nachdenklich. Und dankbar - diese Sätze hat Gott mir in diesem kurzen Moment der Stille geschenkt:

Ich bin kein Mülleimer.
Ich bin ein Tempel des Heiligen Geistes.

An diesem Tag streamte ich nicht. Und ich habe es tatsächlich geschafft, meinen Serienkonsum deutlich zu reduzieren. Ich schaue nicht mehr nebenbei irgendwelches Zeug, das mich gar nicht interessiert. Vielmehr wähle ich aus und sehe dann auch wirklich hin.
Und oft genug entscheide ich mich für eine andere Art der Beschäftigung oder Entspannung – für echte Beschäftigung und echte Entspannung (denn beides bietet Fernsehen/Streamen tatsächlich NICHT!). Heute zum Beispiel habe ich mich entschieden, endlich diesen Blog-Post zu schreiben ;) Verrückt, was man dann in einer Mittagspause alles schaffen kann und wie man sich hinterher trotzdem erfrischter fühlt!

Wenn ich doch einmal Hintergrundprogramm brauche, höre ich Musik. Oft Lobpreismusik – denn in den Texten und Melodien geht es um Jesus. Damit möchte ich meinen inneren Tempel füllen: Mit Lob und Dankbarkeit, mit Begeisterung für Jesus.
Und ich habe Podcasts für mich entdeckt (jaja, endlich ist dieses Medium auch bei mir angekommen…). Da gibt es wirklich Gute und Interessante, die mir gutes Futter für meine Seele bieten, die den heiligen Raum mit Wertvollem ausstatten.

Ich achte aber auch darauf, mich nicht dauerhaft berieseln zu lassen. Es muss Zeiten geben, in denen die Musik verstummt – auch wenn es Lobpreismusik ist. Es muss Stunden geben, in denen alle Stimmen schweigen – damit Gottes Stimme zu mir durchdringen kann.
Es kann nicht Sinn der Sache sein, eine Art der Berieselung durch eine andere, „fromme“ zu ersetzen, wenn der gleiche Effekt greift: Ich stelle mich taub für Gott.
Das ist eine große Herausforderung für mich! Die absolute Stille meide ich lieber…
Und doch suche ich sie verstärkt, weil ich hoffe, Gott darin zu finden. Weil ich meine Ohren auf Empfang für ihn stellen möchte, mehr und mehr. 
Er spricht - das habe ich erlebt, und das möchte ich immer mehr erleben: "Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund." 

Wenn die alte Gewohnheit wieder an die Tür klopft und ich gedankenabwesend die Mediathek geöffnet habe, erinnern mich diese beiden Sätze daran, wer ich wirklich bin und wie ich leben möchte:

Ich bin kein Mülleimer.
Ich bin ein Tempel des Heiligen Geistes.







4 Kommentare:

  1. Ich finde deinen Blog echt bereichernd! Ich empfinde es auch so das übermässiger Verzehr oder Fastfood von Medien unserer Seele nicht gut tun. Denn wir sollten unser Herz behüten(Sprüche 4:23)... Auch wenn das oft nicht so einfach ist.

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    1. Danke dir für deinen Kommentar! Ja, einfach ist es nicht - ich wundere mich oft über diese Tendenz bei mir, Dinge zu tun, von denen ich eigentlich weiß, dass sie mir nicht gut tun. Bei meinen Kindern achte ich so sehr darauf, dass sie nichts Schlechtes konsumieren - aber bei mir selbst leider weniger...
      Ich wünsche dir (und mir auch) viel Erfolg beim Hüten deines Herzens und die Kraft, richtige Entscheidungen zu treffen!

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  2. Liebe Reh,
    ich finde Deine Gedanken sehr anregend! Danke fürs Mitteilen!
    Podcasts habe ich noch nicht für mich entdeckt... kannst Du da was empfehlen?
    Herzliche Grüße,
    Birgit

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    1. Liebe Birgit, danke für deinen Kommentar! Oh, bei Podcasts herrscht eine riesige Fülle und ich bin da auch noch nicht so "drin". Ich habe bei iTunes gestöbert und im Bereich "Spiritualität" (oder so) ein paar Sachen angehört. Wen ich sehr gern mag, ist Shauna Niequist - ihr Podcast ist aber (natürlich) auf Englisch. Wenn ich mich besser auskenne, kann ich ja mal ein paar Empfehlungen aussprechen!
      Liebe Grüße und ein schönes Pfingstwochenende dir!

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