Dienstag, 17. Mai 2016

Entschuldigung und Abschied auf Zeit





Ich habe einen großen Fehler gemacht.
Die goldene Regel missachtet.
Vertrauen zerstört.

Die Rede ist von meinem Post über unser Wochenende bei einer mit uns verwandten Familie.
Sie haben diesen Eintrag nun entdeckt und gelesen und sind – verständlicherweise – sehr verletzt.
Krass, dass mir mein Fehlverhalten erst durch die Aufdeckung bewusst wird.
Denn Schuld ist Schuld, ob sie nun öffentlich wird oder nicht.

Nein, man redet und schreibt und veröffentlicht nicht so über andere – ob sie es nun herausfinden oder nicht, ist vollkommen egal. Und überhaupt: Was geht in meinem Inneren ab, was denke ich über andere? Da fängt es ja eigentlich schon an...
Ich habe eine Grenze überschritten.

Ja gut, in meinem Post kam ich selbst auch nicht gerade gut weg, und hauptsächlich ging es darum ja um mich, und meine grundsätzliche Meinung zum Thema Besuche ist nun einmal so. Aber trotzdem. Es war einfach scheiße.

Es tut mir leid.

Dieser Blog soll ein Ort der Inspiration und des Austausches sein. Ich habe mich selbst zu Offenheit und Ehrlichkeit verpflichtet. Ich wünsche mir, dass mein Geschreibsel anderen Freude und Ermutigung schenkt, ihnen zeigt, dass sie nicht allein sind mit ihren Gedanken und Gefühlen, und es geht mir auch darum, gemeinsam mit anderen im Glauben unterwegs zu sein.
Mit diesem einen Eintrag (oder wer weiß, mit wie vielen…) habe ich aber etwas ganz anderes getan. Ich habe etwas zerstört und ich weiß nicht, ob diese Beziehung wieder heilen kann und wird.

Überhaupt frage ich mich: Was schreibe ich überhaupt und warum? Wie viel Offenheit ist gut und nützlich?
Wie viele Menschen meine Texte lesen – ich weiß es nicht. Was meine Texte mit diesen Menschen machen – keine Ahnung. Wer alles sensible Informationen über mich und meine Familie im Netz findet, ganz einfach, weil ich sie selbst dort verbreitet habe – wer weiß? Mir macht das irgendwie Angst.

Vielleicht ist es die herannahende 30, die dieses Gefühl einer Lebenskrise in mir auslöst.
Ich weiß nicht, wohin ich gehe und was für ein Mensch ich dabei bin zu werden.
Wenn ich an die vergangenen zehn Jahre denke, wenn ich mein 20-jähriges Ich mit der Frau vergleiche, die ich heute bin, dann sehe ich nicht viel Entwicklung.
Die Frucht des Geistes – Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Friede… nein, ich finde sie nicht an mir.

Mich hat dieses schockierende Erlebnis der Entdeckung meiner Schuld wachgerüttelt.
Wer weiß, vielleicht lerne ich wenigstens noch was draus…
Ich stelle fest, dass ich, wenn ich so weitermache, niemals die Person sein werde, die ich am Ende meines Lebens gewesen sein möchte. Ich drehe mich um mich selbst, den ganzen Tag lang, und von all dem Drehen ist mir schon ganz schlecht geworden und ich nehme alles nur noch total verschwommen wahr. Ich habe mich von Gott entfernt. Und ich weiß, dass mir vor allem die Liebe fehlt.

Für 2016 habe ich mir unter anderem ein Blog-Relaunch vorgenommen, und eigentlich wollte ich den Sommer dafür nutzen.
Doch gerade merke ich, dass jetzt der Moment gekommen ist, mich für eine Weile zu verabschieden.

Ich weiß, dass ich wiederkommen werde, denn ich könnte ohne das Schreiben, ohne das Bloggen gar nicht mehr leben.

Aber in den nächsten Wochen (oder Monaten) werde ich für mich schreiben, ganz ohne Publikum, in mein Tagebuch. Dorthin gehören meine Gedanken zu allererst und nicht unbedingt in die Öffentlichkeit.
Es ist wichtig für mich, mit mir selbst klar zu kommen und wieder auf den richtigen Weg zurückzufinden. Wo stehe ich, wo will ich hin, wie erreiche ich mein Ziel?

Was denkt Gott über mich?

Und auch zu überlegen, wie es mit dem Blog weitergeht, in welcher Form ich in Zukunft veröffentlichen möchte.

Euch allen danke ich, für alles stille Lesen und für eure Kommentare, dafür, dass ihr mich habt Anteil nehmen lassen an euren Leben. Das bedeutet mir sehr viel!
Es tut mir leid, dass ich euch enttäuscht habe.

Wenn ihr mögt, schreibt mir gern, entweder als Kommentar oder per Mail an nenkishile[at]gmail.com – ich freue mich, wenn wir in Kontakt bleiben.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr zu gegebener Zeit hier auf meinem Blog.

Adieu!

ich räum' dann mal auf...


PS: Mein 365-Tage-Projekt geht weiter – ihr findet es hier!




Freitag, 13. Mai 2016

Ich... im Mai




… habe mal wieder einen Bibeltext gejournalt.
Das letzte Mal, dass ich mich mit meiner Journaling Bibel hingesetzt habe, ist schon ein Weilchen her. Seit ein paar Tagen verspürte ich den Wunsch, mich mal wieder kreativ mit der Bibel auseinanderzusetzen – und da kam es mir gestern ganz recht, dass ich ein paar Gestaltungsideen für ein Konfirmationsgeschenk mit einem Vers aus Jesaja 44 brauchte. So konnte ich gleich zwei Anliegen miteinander verbinden und wusste gleich, welchen Text ich journalen wollte: Jesaja 44,1-8.
Dieses Mal habe ich für die Gestaltung nur Aquarellfarben und einen schwarzen Fineliner verwendet – vielleicht werde ich die Seite später einmal bügeln, da sie sich ziemlich gewellt hat.
Der Text selbst war wie Balsam für meine Seele. Die Dürre, die beschrieben wird, befindet sich zur Zeit in meinem Herzen – ja, ich sehne mich nach Wasserströmen und danach, dass wieder etwas wächst, dass Gutes aufblüht in mir. Wichtig wurden mir auch die Zusagen, dass Gott mich gemacht hat, mich auserwählt hat und dass er mir hilft. Zur Zeit bestimmen negative Gedanken und Gefühle sehr stark meinen Alltag und meine Perspektive, da ist es wohltuend, so etwas zugesprochen zu bekommen. Und zuletzt berührte mich Vers 5, in dem davon die Rede ist, dass Menschen sich als Gottes Eigentum betrachten, dass sie sich auf die Hand schreiben: „Ich gehöre dem Herrn“. Dieses Wissen löst Fesseln und befreit von Last. Ich gehöre dem Herrn.



… höre: Lura.
Ich kenne die Musik dieser kapverdischen Künstlerin seit meinem ersten Portugiesisch-Kurs an der Uni (ja, mit dieser Sprache habe ich auch mal angefangen. So wie mit Französisch, Spanisch und Ungarisch..). Und seitdem habe ich immer wieder mal Lura-Fieber. Ach, ihre Stimme, diese Klänge… ich höre Sonne, Meer und Wind. Ich spüre Sand unter meinen Füßen und setze die Sonnenbrille auf.
So klingt der Mai 2016 für mich!

… experimentiere mit Smoothies und Nicecream (und bräuchte wohl einen besseren Mixer…).
Endlich ist der Frühling da, mit einem Hauch von Sommer, und es gibt eine große Vielfalt an leckerem Obst und frischem Gemüse zu kaufen: Himbeeren, Spinat, Erdbeeren, Spargel, Wassermelone, Kiwis…  Wir essen das ganze Jahr über gern und viel Grünzeug, aber in der warmen Jahreszeit schmeckt es doch viel besser!
Aktuell habe ich mein Faible für grüne Smoothies entdeckt: Spinat kombiniert mit Avocado, Kiwi, Gurke und Fruchtsaft schmeckt wirklich lecker (und viel besser, als es aussieht) – oder auch mal Spinat mit Banane, Gurke, Ananas und Kiwi. Ich werde da sicherlich noch einige Varianten ausprobieren!
Auf einem Berliner Blog, den ich ganz gern lese, habe ich außerdem drei Rezepte für Nicecream gefunden – das ist selbstgemachtes Fruchteis auf Bananen-Basis, ganz ohne Milch oder Industriezucker. Das Obst (in unserem Fall Bananen, Wassermelone und Erdbeeren) wird vorbereitet, in kleine Stücke geschnitten und für ein paar Stunden tiefgefroren, dann püriert – und genossen! Leider packt unser schrottiger Pürierstab das harte Obst nicht mehr so richtig… vielleicht würde sich für den Sommer eine Neuinvestition lohnen. Denn dieses N-EIS ist super lecker und kann auch kleinen Kindern ohne Bedenken serviert werden.

Zum Frühstück - ein großer Obstteller! (Die Nicecream war zu schnell weg, als dass ich hätte ein Foto machen können...)     
Smoothie mit Spinat, Ananas, Banane, Gurke und Kiwi.

... sammle Mut für etwas Neues: Lebe leichter.
Ach, ich komm nicht weiter mit meinem Vorhaben abzunehmen. Ein neuer Plan muss her, ein neuer Motivationsschub, ein anderer Ansatz.
Von Veronika weiß ich, dass sie mit Lebe leichter gute Erfolge erzielt hat. Von ihrem Blog kenne ich das Konzept (dreimal am Tag eine vernünftige Mahlzeit und das war’s), das mir sofort sinnvoll und praktikabel erschien, schon länger und so habe ich mir kurzentschlossen das Buch gekauft. Jetzt liegt es neben mir und lockt mich.
Aber ich weiß: Ich muss allen Mut zusammennehmen. Den inneren Schweinehund in den Keller sperren. Die Zähne zusammenbeißen. Die ersten Wochen irgendwie überstehen.
(Und ich habe Angst. Davor, wieder zu scheitern.)

… nehme jetzt Mönchspfeffer.
Gestern war ich bei meiner neuen Frauenärztin und erzählte ihr von meinem PMS, von der Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit in der zweiten Zyklushälfte. Ich bin sehr froh, dass sie mir nicht ans Herz legte, die Pille zu nehmen (mir gefällt einfach nicht, wie stark die Pille in meinen Körper eingreift) und stattdessen vorschlug, ich sollte es mit Mönchspfeffer versuchen, einem pflanzlichen Präparat. In den nächsten Wochen werde ich es also damit probieren und hoffe, dass die kleinen rosa Kapseln meinen Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen…

… fülle mein Skizzenbuch mit Blumen und Vögeln.
Ich LIEBE die Online-Kurse von Alisa Burke! Ich finde darin so viel Inspirationen, kleine, spielerische Ideen zum Ausprobieren und Motivation, dran zu bleiben. Wenn ich zeichne oder male, fühle ich mich lebendig. Dann bin ich wirklich ich. Die dunklen Gedanken weichen, das Grübelrad hört auf, sich zu drehen, ich vergesse alles um mich herum. Es gibt nur noch mich, das weiße Blatt und mein Werkzeug. Auge, Hand, Herz. Mehr brauche ich nicht in diesen kostbaren Augenblicken.







… fühle noch immer so viel Dunkelheit in mir.
Die Sonne und die Wärme der vergangenen Tage haben mir gut getan. Ich höre mitreißende Musik und mache Nicecream – klingt ja alles wunderbar! Und doch waren da so viele dunkle Momente, ständig dieses Gefühl: „Mir ist alles zu viel, ich packe das nicht mehr.“ Unsere Morgen sind für mich immer extrem anstrengend - wenn ich Noemi morgens zur Kita gebracht habe, fällt eine Riesenlast von mir und ich möchte mich am liebsten ausruhen. Die Erkenntnis, dass ich hochsensibel bin, verschaffte mir im ersten Moment große Erleichterung – mittlerweile habe ich aber eher das Gefühl, dass ich seitdem alles noch viel stärker wahrnehme, dass ich noch weniger abkann, dass mein Selbstbewusstsein geschrumpft ist.
Mit meiner Großen ist es nach wie vor nicht einfach für mich; manchmal kommt es mir vor, als wäre sie schon in der Pubertät… Langsam komme ich meinen Gefühlen auf die Spur: Ich mache mir selbst noch immer Vorwürfe und kann mir einfach nicht verzeihen, dass ich die ersten Monate mit unserer Tochter so unendlich hart fand, dass ich ihr oft keine gute Mama war. Tief in mir hat sich der Gedanke festgesetzt, dass sie mich deshalb ablehnt und verachtet. Ihr Verhalten mir gegenüber interpretiere ich als Schuldzuweisungen und reagiere dementsprechend heftig.

Gerade habe ich das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen, in den Abgrund meiner Seele zu blicken. So viele Lasten, die ich seit Jahren mit mir herumschleppe. So viele angefangene Projekte. So viele wunde Punkte. So viele blinde Flecken.
Ich werde in diesem Jahr 30 und frage mich: Was habe ich in all den Jahren eigentlich gemacht? Wohin habe ich mich entwickelt? Warum ist in so vielen Angelegenheiten nur so wenig passiert? Wäre da nicht noch mehr drin gewesen?
Und: Wie wird es mit mir weitergehen?

Eigentlich finde ich es blöd, einen Blog-Post so zu beenden. So negativ.
Aber manchmal ist es eben so. Alles andere wäre nicht ehrlich.




Montag, 9. Mai 2016

Kreativ mit Kindern: Bohnenbilder




Wenn Noemi und ich am Nachmittag eine Stunde für uns haben, weil Samuel ein Nickerchen hält, setzen wir uns am liebsten an den großen Tisch und malen zusammen. Ich hole meine Skizzenbücher raus und lege Papier für die Große hin, und dann geht’s los – mit Wasserfarben und Pinsel, mit Buntstiften, Wachskreiden oder Filzstiften. Wir malen nebeneinander her, unterhalten uns ein bisschen und haben eine nette Zeit zusammen.

Manchmal überlege ich mir aber auch etwas anderes für unsere Kreativstunde – neulich haben wir zum Beispiel Bohnenbilder gemacht. Diese Bastelei ist auch für kleinere Kinder geeignet, sofern diese feinmotorisch einigermaßen fit sind und sich nicht alles in Mund, Nase und Ohren stecken ;) Mit Noemi, die jetzt zweidreiviertel ist, ging es schon sehr gut. 


Die benötigten Materialien hat man wahrscheinlich auch jederzeit vorrätig:  Man braucht nur etwas dickeres Papier oder Karton, flüssigen Bastelkleber und ein paar Vorräte aus dem Küchenschrank: (getrocknete) Bohnen und Linsen aller Art, getrocknete Maiskörner, Kürbiskerne und so weiter. Wir haben rote Bohnen, rote Linsen und Kürbiskerne verwendet.
Mit dem Flüssigkleber werden die Bohnen & Co. auf dem Karton befestigt – je nach Geschicklichkeit und Laune lassen sich so Mandalas, Gesichter oder Landschaften erzeugen, oder man verteilt alle Materialien einfach wild auf dem Hintergrund (Noemi hat sich für diese Variante entschieden).
Die fertigen Bilder eigenen sich als Wandschmuck oder können als Karten an liebe Menschen verschickt werden. Wer Lust hat, kann mit den (gut getrockneten) Werken noch weiter kreativ werden: Einfach ein Blatt Papier darauf legen und mit Wachskreiden großflächig darüber malen – so entsteht ein interessantes Muster.



PS: Mir ist klar, dass es kritisch gesehen werden kann, wenn mit Lebensmitteln gebastelt und/oder gespielt wird. Für mich persönlich war es in diesem Rahmen und in dieser Dimension jedoch kein Problem – die Menge an benötigten Bohnen oder Linsen ist relativ gering. Außerdem finde ich es grundsätzlich positiv, wenn wir unseren Kindern natürliche Materialien für die Entfaltung ihrer Kreativität zur Verfügung stellen. Wenn die eine oder andere das anders sieht, verstehe ich das – und freue mich über einen Kommentar zu diesem Thema!

Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Mittwoch, 4. Mai 2016

Das Ende meines wilden Rittes auf dem Gedankenkarussell





Die letzten Tage mit meiner Tochter waren nicht einfach. Irgendwie hatten wir ständig Konflikte, meckerten uns gegenseitig an und ich wusste mir keinen Rat mehr, so als wären wir in einem Teufelskreis gefangen. Immer wieder versuchte ich es im Guten, bemühte mich um eine Annäherung, und reagierte dann nur umso heftiger, wenn sie nicht gleich darauf ansprang. Ich fühlte mich meinem Kind seltsam fremd.
Heute Abend dann, als ich in der Küche stand und Gemüse für den Salat kleinschnitt, gesellte sie sich zu mir und forderte ein Stück Gurke von mir. Ihr Tonfall war nicht gerade freundlich, und sie streute auch kein „Bitte“ ein – meine normale Reaktion (zumindest in den letzten Tagen) wäre gewesen, sie zurechtzuweisen und mich zumindest innerlich über ihre Respektlosigkeit aufzuregen. Stattdessen blitzte ein Gedanke in mir auf, und ich bin mir inzwischen sicher, dass dies ein göttlicher Funke war, der auf mich übersprang: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“  Ich fragte mich, wann ich eigentlich zum letzten Mal meinen Papa im Himmel so kackdreist um etwas gebeten hatte, mit der felsenfesten Erwartung, das Gewünschte (bzw. Geforderte) auch zu erhalten. Und so ließ ich die Belehrungen bleiben, reichte Noemi das größte Stück Gurke auf dem Schneidebrettchen, und dann auch noch ein Stück Paprika dazu.

Natürlich, Kinder müssen Umfangsformen lernen, „bitte“ und „danke“ sagen und so weiter – aber in diesem Küchenmoment gelang es mir, endlich aus meinem Karussell der negativen Gedanken auszusteigen, mit dem ich mich schon viel zu lange im Kreis gedreht hatte. Plötzlich erkannte ich, dass ich von meiner Tochter – so nervig und respektlos und bockig ich sie gerade noch wahrgenommen hatte – auch einiges lernen kann. Wenn ich es denn schaffe, eine neue Perspektive einzunehmen.

Oft tendiere ich dazu, das Verhalten meiner Kinder als gezielt gegen mich gerichtet auszulegen. Dem ist aber wohl in den allermeisten Fällen nicht so. Vielmehr bin ich für Noemi (und auch für Samuel) die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben – der Mensch, von dem sie alles erwartet, dem sie am meisten vertraut, den sie am meisten braucht (das sagt sie manchmal sogar genau so: „Mama, ich BRAUCHE dich!“). Ich bin diejenige, vor der sie sich nicht verstellen muss, bei der sie einfach sie selbst sein und alle ihre Gefühle, schöne wie schwierige, rauslassen kann. Das, was ich vorschnell als Respektlosigkeit oder Ignoranz interpretiere, ist in Wirklichkeit ein Ausdruck ihres grenzenlosen Vertrauens in mich als ihre Mama.
Meine Aufgabe ist es zu allererst, diese Direktheit auszuhalten – mein Kind auszuhalten mit all ihren Gefühlen, Forderungen, Verwirrtheiten. Nur dann kann ich ihr auf gute Weise beibringen, was Höflichkeit und Respekt bedeuten und dass wir „bitte“ sagen, wenn wir etwas möchten. Und eigentlich ist es doch etwas total Schönes, der wichtigste Mensch für jemanden zu sein…

Wenn ich mir vorstelle, was das für meine Gottesbeziehung bedeuten würde – wenn ich zu ihm so wäre, wie meine Kinder sich mir gegenüber verhalten!

Wenn ich, so wie mein kleiner Sohn, immer wieder zwischendurch zu ihm laufen und mich an sein Herz kuscheln würde… kurz Papa tanken, und weiter geht’s!
Wenn ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit einfordern würde – weil Er mir über alles geht, weil es mir am allerwichtigsten ist, von ihm gesehen zu werden…
Wenn ich ihm in den Ohren läge mit meinen Wünschen und Bedürfnissen und den Anliegen der ganzen Welt (und dabei auch manchmal das „bitte“ und „danke“ vergäße) und dann erlebe, wie er mich erhört und mit guten Gaben überhäuft…
Wenn ich für ihn mein Bestes geben würde – weil nur das zählt, was Er über mich denkt… und dann gäbe es himmlischen Applaus!
Wenn ich mich im absoluten Vertrauen zu ihm fallen lassen könnte – volles Risiko, weil ich weiß, dass er mich auffängt… und ich es sogar genießen würde, wenn er mich fliegen lässt…


Wir hatten einen wunderschönen Abend zusammen, meine Tochter und ich, den besten seit langem.
Sie sagte mir sogar, dass sie mich lieb hat (und widersprach  mir nicht, als ich ihr dasselbe sagte), wir tanzten wild durchs Kinderzimmer und freuten uns wie verrückt über ihren Töpfchen-Erfolg.
Gott sei Dank.