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Freitag, 11. Januar 2019

Abschied und Neuanfang




Als ich im Juli 2013 meinen ersten Blogpost hier bei GottNaheGlücklich schrieb, hatte ich keine Ahnung, ob sich überhaupt jemand für meine Texte interessieren würde. Ich wollte einfach schreiben.

Es fanden sich tatsächlich Menschen, die meine Schreibereien lasen.
Schönes und Schweres,
Gejammer und Dankbarkeit,
Zweifel und Zuversicht,
Wut- und Mutanfälle.

Ihr habt mich begleitet, viele von euch jahrelang.
Ihr habt kommentiert, Mails geschrieben, mich ermutigt und auch herausgefordert.
Und auch wenn es still war im Kommentarfeld -
ich wusste doch, dass ihr da seid und mitlest.

Vielen Dank dafür!
Es war mir eine Freude und immer wieder ein großes Geschenk.

GottNaheGlücklich darf nun ruhen -
es ist Zeit für einen Neuanfang.

Hier wird es keine neuen Texte mehr geben.
Ich werde auch die Kommentarfunktion ausschalten und unter der E-Mail-Adresse bin ich nicht mehr zu erreichen.

Ihr müsst jetzt aber gar nicht traurig sein.

Ich schreibe natürlich weiter.

Die ganze Woche habe ich an einer neuen Homepage samt Blog gebastelt und freue mich total, euch das Ergebnis nun präsentieren zu können:

Rebekkas LoveLetter



In Zukunft werde ich dort zu finden sein - und auf Etsy und Instagram natürlich wie gewohnt.
Alle neuen Blogposts und Projekte gibt es in Zukunft auf der neuen Seite.

GottNaheGlücklich bleibt mit allen Texten vorerst so bestehen, wie es jetzt ist, sodass ihr auf alle Inhalte weiterhin zugreifen könnt. Es wird hier aber nichts mehr "passieren".


Ich hoffe, dass ihr alle auf meiner neuen Seite vorbeischaut und euch dort wohlfühlt - es warten auch schon ein paar Texte und Bilder auf euch :)

DANKE für die letzten Jahre mit euch hier auf dem Blog!
Ich freue mich auf alles, was kommt und hoffe, ihr seid mit dabei!


Gott mit euch & auf Wiedersehen!













Dienstag, 11. Dezember 2018

11. Türchen


{enthält unbezahlte Werbung}

11. Türchen: Postkarten-Rabatt (von Anne)

Heute bekommt ihr einen weihnachtlichen Rabatt im Shop anny-thing Design & Art:
Ich habe für diesen Winter Postkarten gestaltet, die sich „33 Seelige Winterideen für ein fröhliches
Herz“ nennen. Sie sind das Richtige gegen Winterdepressionen, eine kleine Aufmerksamkeit oder
den Gruß zu Weihnachten oder Silvester! Im To Do-Listen-Stil gehalten, kann man abhaken, was
man schon gemacht hat. Ob es hilft, das könnt ihr gern testen!


Foto: anny-thing Design&Art

Ihr bekommt mit dem Code „Adventsrabatt“ bei einer Bestellung per Mail 5 Postkarten im Set für
nur 6€ statt 7€ (zzgl. Versand). Klingt das gut? Dann schreibt einfach eine Mail an
kontakt@ahnertdesign.de

Die Postkarten im Shop findet ihr HIER.




Vielen Dank, Anne, für diese tolle Idee und für den Rabatt!


Donnerstag, 6. Dezember 2018

6. Türchen



{Eigenwerbung}

6. Türchen: Postkarten-Set zu gewinnen!


Heute ist Nikolaus-Tag, und da dachte ich mir, dass dazu eine kleine Verlosung hervorragend passen würde!
Ziemlich neu in meinem Shop ist das 10er Postkarten-Set, das ihr euch aus meinen 7 Motiven ganz frei zusammenstellen könnt. Und dabei spart ihr dann auch noch ein bisschen Geld (im Vergleich zum Preis einer einzelnen Postkarte) :)












Heute möchte ich ein solches 10er Postkarten-Set an eine von euch verschenken.

Was du dafür tun musst?
Hinterlass mir einen Kommentar unter diesem Post, in dem du mir verrätst, welche Postkarte dir am besten gefällt und wem du sie gern schicken möchtest. (Falls du Probleme mit dem Kommentarfeld haben solltest, kannst du mir auch eine Mail schreiben, an gottnahegluecklich[at]gmx.de)*


Die Gewinnerin werde ich morgen, am 7.12. um 10 Uhr auslosen (bis dahin könnt ihr am Gewinnspiel teilnehmen!) und sie kontaktieren.

Ich wünsche euch ganz viel Glück und heute einen beschenkten Nikolaus-Tag!


Nachtrag:

VIELEN DANK für eure Teilnahme an der Verlosung!
Ich habe mich über euer Feedback sehr gefreut!

Das 10er-Postkarten-Set gewonnen hat IRIS (per E-Mail)!
Herzlichen Glückwunsch, liebe Iris, du bekommst gleich eine Mail von mir!

Alle anderen, die an der Verlosung teilgenommen, aber leider nicht gewonnen haben, können mein Postkarten-Set natürlich ganz einfach über den Shop oder bei mir persönlich bestellen - und bekommen noch eine Postkarte nach Wahl gratis dazu!



* Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen. Der Gewinn kann nicht ausgezahlt werden. Wenn die Gewinnerin sich nicht binnen 24h bei mir zurückmeldet, geht der Gewinn an eine andere Person.

Dienstag, 13. November 2018

Deine Stimme




Unsere tiefste Angst ist nicht,
dass wir unzulänglich sind,
Unsere tiefste Angst ist,
dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: „Wer bin ich eigentlich,
dass ich leuchtend, begnadet,
phantastisch sein darf?“
Wer bist du denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum,
sich nicht verunsichert fühlen.
Wir sind alle dazu bestimmt,
zu strahlen, so wie die Kinder.
Wir wurden dazu geboren,
die Herrlichkeit Gottes, die in uns ist,
zu offenbaren.
Sie ist nicht nur in einigen von uns,
sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht
erstrahlen lassen,
geben wir unbewusst anderen Menschen 
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen
Angst befreit sind,
wird unsere Gegenwart
ohne unser Zutun andere befreien.

Marianne Williamson (A return to love)




Was ich am Leben, wie Gott es erdacht und geschaffen hat, so liebe, ist (unter vielem anderen), dass wir immer dazu lernen können. Dass es immer etwas Neues zu verstehen, zu entdecken, zu begreifen gibt. Dass es nie zu spät ist, einen Aha-Moment zu erleben. Dass Gott mit uns weitergeht, jeden Tag, dass er uns neue Perspektiven eröffnet, Weite schenkt.
Unser Gott ist nicht knauserig oder engstirnig.
Er ist unendlich verschwenderisch und großzügig.
Er liebt es, uns zu beschenken.
Er lässt meinen Becher überfließen.
Er mag es bunt und wild und vielfältig. 

Und ich bin so dankbar, dass ich das immer mehr schmecken und sehen darf.

Am vergangenen Wochenende war ich zusammen mit etwa 25 anderen christlichen Bloggerinnen zur "Netzleuchten"-Konferenz eingeladen, initiiert von Veronika Smoor und Christina Schöffler, organisiert vom SCM-Verlag.
Dass ich überhaupt eingeladen wurde, hat mich überrascht.
Ich bin doch nur ein kleines Licht im großen weiten Internet.
Ein leises, heiseres, manchmal Tränen-ersticktes Flüstern im tosenden Datensturm des Word Wide Web.

Aber dann habe ich doch zugesagt und bin mit klopfendem Herzen hingefahren.
Gott sei Dank.


Ich komme aus einer Welt, in der Individualismus ziemlich negativ bewertet wird. In der wenig gelobt und bestätigt wird, damit sich niemand stolz erhebt. In der Selbstverwirklichung ein Schimpfwort ist und man seine Fähigkeiten und Erlebnisse runterspielt (und sich doch so sehr nach Anerkennung sehnt).
Der Ursprung dieser Haltung liegt wahrscheinlich unter anderem im Ausruf Johannes des Täufers: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen" (Johannes 3,30). Das Ich hat keinen Platz. Das Ich ist nicht wichtig, darf nicht wichtig sein.

Inzwischen bin ich mir sicher, dass dieser Vers anders zu verstehen ist.
Dass es darin nicht um Individualismus geht (ich meine, Johannes der Täufer war in gewisser Weise auch Individualist - von wegen Einsiedler in der Wüste und ein ziemlich spezieller Geschmack in Sachen Klamotten und Ernährung...), sondern um das Ego.
Es ist ein Weg, auf dem ich nun schon eine Weile unterwegs bin - ein Weg, der neu und heilsam und unfassbar befreiend ist - und auf dem ich am vergangenen Wochenende ein gutes Stück voran gekommen bin.


Am Eröffnungsabend stellte jede Teilnehmerin sich selbst und ihren Blog vor, erzählte von ihrer persönlichen Lebenssituation und von ihrem Herzensthema. Jede kam zu Wort. Und keine war ein kleines Licht. Vielmehr sah ich in jeder von ihnen ein Leuchten und Strahlen und Funkeln von ganz tief innen. Netzleuchten. Ich hörte starke Stimmen - Stimmen, die etwas zu sagen haben, im lauten Brausen des Internets. Eine wunderschöne Vielfalt. Fülle. Überfluss.

Und am Samstag ging es dann konkret um die eigene Stimme.
Um meine Stimme.
Von der ich mir manchmal nicht sicher bin, wie sie eigentlich klingt.
Die ich so oft mit der anderer vergleiche.
Worte, die eine andere so viel besser findet als ich.
Und wieder eine andere, die genau den richtigen Ton trifft.
Die das ausdrückt, was ich fühle, aber nie im Stande wäre, in Worte zu fassen.

Veronika sagte in ihrem einführenden Impuls: "Ja, es stimmt: Andere können es besser. Aber keine kann es so wie du. Du, und nur du, kannst mit deiner eigenen Stimme schreiben. Die hat keiner außer dir. Und egal, wie viele oder wie wenige Menschen deine Texte lesen: Irgendjemand braucht deine Stimme."

Das ging mir nah.
Ich erkannte die tiefe Wahrheit, die darin steckt.
Meine Stimme habe nur ich.
Wenn ich sie nicht gebrauche, tut es niemand.
Wenn ich stumm bleibe, dann fehlt etwas.
Meine Stimme ist nicht zu ersetzen.




Das Thema der eigenen Stimme zog sich durch das gesamte Wochenende und blitzte immer wieder in neuen Facetten auf:

Im Lobpreis, der nur dann so wunderschön und voll klingt, wenn jede Stimme dabei ist.
Wir brauchen einander.
Wir brauchen jede Stimme.

Im Referat zum Thema "Marke und Profilierung": Könnte man es so sehen, dass ich eine Marke Gottes bin?
Ein einzigartiges "Produkt", mit dem Gott der Menschheit seine Liebe nahe bringen möchte - auf eine Art und Weise, in der nur ich es kann?
Wie kann ich der Welt das schenken, das Gott in mich, ganz individuell und einzigartig, hineingelegt hat? Und wie kann ich andere dazu ermutigen, das auch für sich herauszufinden?
Ein großartiger Gedanke, der mich seitdem nicht loslässt.

In der Predigt am Sonntag, die Veronika mit dem Zitat von Marianne Williamson schloss.
Lass dein Licht erstrahlen.
Lass deine Stimme erklingen.
Trau dich, wunderbar zu sein und strahlend hell zu leuchten!

Nicht, weil du deine eigene kleine Sonne bist, deine eigene geniale Schöpfung -
nein, weil du ein unendlich geliebtes Kind Gottes bist, Sein Ebenbild, ein kostbares Einzelstück (Prädikat: besonders wertvoll) mit einem von Gott persönlich zusammengestellten Paket an Fähigkeiten, Stärken, Lichtpunkten, Aufgaben und Wirkungsstätten, das es so kein zweites Mal gibt in diesem weiten Universum.

Wenn Gott das Ich egal wäre, und wenn er etwas gegen Individualismus hätte -
warum hat er uns dann so wunderbar vielfältig und bunt und schillernd und unterschiedlich erschaffen?

Er wollte uns so, jede für sich, ganz besonders und unvergleichbar.
Er wollte mich so, wie ich bin, als genau dieses Ich. 
Mit dieser Stimme, die manchmal zu laut ist und dann wieder vor Unsicherheit zittert.
Die vieles zu sagen hat und manchmal doch besser still wäre.
Die nach Worten ringt und dann, meistens, auch welche findet.
Die Dinge sagt, die weh tun und die Wunden heilen.
Diese Stimme, die nichts Besonderes ist - aber doch einzigartig und unverwechselbar.
Eine Stimme, die es so kein zweites Mal gibt.


Und wenn eine andere Stimme erklingt, hell und stark und wahr, dann muss ich nicht verschüchtert erstummen.
Ich darf zuhören.
Applaudieren.
Lachen über diesen genialen Einfall Gottes.
Und ich darf einstimmen, mit meiner eigenen Stimme, in das große Gotteslob.

Denn darum geht es doch: Gottes Liebe weitergeben, Seinen Namen verkünden, Ihn groß machen.

Nicht mit einem einzigen, ewig gleich klingenden Ton aus tausend geeichten Kehlen.

Nein.
Vielmehr:
Jede mit ihrer eigenen Stimme.
Laut und leise.
Hell und dunkel.
Schrill und dumpf.
Sopran und Alt.
Dur und Moll.
Besänftigend und kämpferisch.
Schwarz und weiß.
Pfeffer und Salz.
Zart und hart. 

Vielfältig, bunt und wild und auch mal ein bisschen schräg.
Ja, eine kleine Dissonanz gehört auch dazu!

Du darfst einstimmen in den Chor:
Deine Stimme hast nur du.
Deine Stimme fehlt, wenn du schweigst.

Lass dein Licht brennen.
Stell es nicht unter einen Scheffel -
dafür hat Gott dich nicht angezündet.
Leuchte! 
Hell und warm und weit.
Damit dein Licht viele einlädt, an den Tisch zu kommen
und zu schmecken, wie gut unser Gott ist,
wie verschwenderisch und großzügig.

Freebie zum Runterladen und Ausdrucken für den privaten Gebrauch - teilen nur mit Hinweis auf die Urheberschaft. Danke!

Als Erinnerung an dieses Wochenende für mich und meine lieben Blogger-Kolleginnen und auch für jede von euch, die das hier liest, habe ich ein kleines Lettering erstellt - ein Freebie zum Runterladen und Ausdrucken und Aufhängen.
Für die Kloß-im-Hals-Momente, oder wenn du mal wieder denkst, dass die anderen Stimmen so viel besser klingen als deine eigene.

Deine Stimme zählt.
Lass nicht zu, dass sie fehlt
im Chor der Leuchtreklamen,
die im Dunkeln blinken und rufen,
dass die ganze Welt es hört:
Gott liebt dich!
Ganz genau so, wie du bist.





 


Dienstag, 24. April 2018

Erinnerung an Kiserian



Sechs junge Mädchen in einem Pick-up-Käfig, der sich rumpelnd und mit wachsender Geschwindigkeit vorwärts bewegt, so dass wir uns festhalten müssen, um nicht durcheinander geworfen zu werden. Trotzdem stoßen wir uns gelegentlich Kopf, Ellenbogen und Knie. Draußen braust die Landschaft vorbei, Bäume strecken ihre dornigen Finger nach uns aus, während sich der vergitterte Himmel von Minute zu Minute verdunkelt – es ist Abend. Einzelne Mücken schwirren um unsere Köpfe. Die Sonne versinkt hinter den Bergen, die wir mit dem Geländewagen erklimmen: Wir, das sind Martin und Pastor Nelson, die vorne sitzen, und wir sechs Mädchen hinten im Käfig: Regina, Miriam, Edna, Margaret, Beate und ich. Es ist unsere erste Fahrt dieser Art, Beate und ich sind erst seit wenigen Tagen in Kiserian, Kenia, und alles ist neu und ungewohnt und aufregend. Martin möchte den Jesusfilm in einem Dorf oben in den Bergen zeigen, und Beate und ich wollten natürlich unbedingt mitkommen.

Die vier anderen Mädchen hinten auf der vergitterten Ladefläche kennen wir noch nicht, aber das macht nichts. Berührungsängste hat keine von uns. Das laute Motorengeräusch sowie das Knirschen und Rumpeln der Steine unter den Reifen machen die Unterhaltung nicht leicht, aber so schreien wir uns eben freundlich an und lächeln darüber hinweg, dass wir kaum ein Wort verstehen. Wie es denn so ist in Deutschland, wollen sie wissen – in ihrer Vorstellung ist es dort immer furchtbar kalt, so kalt, dass sie selbst dort nicht überleben könnten, und außerdem sind alle Menschen in Deutschland reich. Völlig Unrecht haben sie damit jedenfalls nicht. Sie fragen auch, ob wir schon verheiratet sind, schließlich trage ich einen verräterischen Ring am linken Ringfinger; dort, wo in Kenia normalerweise der Ehering hingehört. Ich lache und erzähle von meinem boyfriend, nicht ahnend, dass dieses Wort hier eine etwas andere Bedeutung hat, aber wie hätte ich ihre Frage sonst beantworten sollen? Beziehungen funktionieren eben überall ein bisschen anders, und wie sie hier, in Baringo, funktionieren, darüber weiß ich praktisch noch gar nichts. Die Mädchen lachen, tauschen Blicke, und ich bin irritiert, aber dann stimmt Regina ein Lied an und ich denke einfach nicht mehr darüber nach.

“Bring glory to Jesus, bring glory to Yahweh! I love you, Jesus, you are my Savior!” Regina gibt als Vorsängerin den Refrain vor, den wir anderen nachsingen, und dann wandelt sie die Strophen immer neu ab, während wir fünf den Refrain zwischendurch ständig wiederholen. Es sind wunderschöne Stimmen, so voll und laut, und es steckt so vieles in ihnen, von dem wir noch nichts ahnen: so viel Freude, aber auch Schmerz, Stärke und Stolz und Leben und Weiblichkeit… mit ihren Stimmen entführen uns die vier in eine andere Welt, in ihre Welt, mit jeder Zeile kommen wir ein bisschen mehr in Kiserian an. Beate und ich singen tapfer mit, aber die anderen Mädchen übertönen uns völlig, worüber wir ganz dankbar sind – unsere Stimmen hören sich so viel dünner an…

Irgendwann erreichen wir das Dorf und klettern von der Ladefläche. Es ist inzwischen dunkel geworden, die letzten Sonnenstrahlen werden bald verschwunden sein. Martin nutzt das verbliebene Tageslicht, um die Leinwand und den Projektor aufzubauen. Er spannt ein großes, weißes Laken zwischen die Holzträger des Vordachs der kleinen Kirche. Das Laken flattert, es ist windig, aber es hält. Der Filmprojektor steht hinten auf der Ladefläche des Pick-ups. Alles ist vorbereitet.


Aber zuerst gibt es was zu essen: Jemand drückt Martin, Beate und mir jeweils einen Teller in die Hand: Ugali und Sukuma wiki, festen Maisbrei und Gemüse –  für Beate und mich eine Prämiere. Wir setzen uns auf große Holzscheite, inzwischen kann man kaum noch die Hand vor Augen sehen, und lassen uns von Martin in die hohe Kunst des Ugali-essens einweihen. Zuallererst wäscht man sich natürlich die Hände mit dem Wasser, das die Gastgeber einem reichen. Dann bricht man mit den Fingern kleine Stücke des Ugalis ab, knetet diese in der Hand zu festen Kugeln und taucht sie in den Sukuma. Sukuma wiki, was so viel bedeutet wie push the week, ist ein beliebtes Gemüse, das in etwa Spinat oder Kohl ähnelt. Von den großen grünen Blättern wird zuerst der Stiel großzügig entfernt. Dann legt man die Blätter aufeinander und rollt sie eng zusammen, um sie nun mit einem großen Messer in möglichst dünne Streifen zu schneiden. Der Sukuma wird gemeinsam mit Zwiebelwürfeln zuerst in etwas Fett angebraten und dann mit Wasser gedünstet; oft kann man auch Tomaten, Ei oder Fleischstücke darin finden, dann schmeckt er noch besser. In Kiserian essen die meisten Menschen jeden Tag Ugali und lieben es; auch davon haben wir noch keine Ahnung.

Nach dem Essen gesellt sich Jane zu uns, ein junges Mädchen, das auch den ganzen Weg aus Kiserian gekommen war, um den Film zu sehen. Für den Rest des Abends weicht sie uns nicht von der Seite, worüber ich sehr froh bin, denn sie spricht auch Englisch und erklärt uns, was um uns herum passiert. Inzwischen haben sich allerhand Menschen um die Leinwand versammelt, Männer, Frauen und Kinder, in einem großen Halbkreis, entweder auf Holzbänken, Steinen und dem Boden sitzend oder auch stehend. Über uns allen breitet sich der schwarze Nachthimmel aus, wolkenklar, mit Millionen und Abermillionen Sternen – einen so überwältigenden Anblick des Weltalls habe ich noch nie zuvor erlebt! Ich kann sogar, zum ersten Mal in meinem Leben, Sternschnuppen aufblitzen sehen. 

Ein Mann hält eine Andacht; wir lauschen seinen Worten und genießen den Moment: mit etwa 200 Menschen mitten in der Abgeschiedenheit der Berge unter sternklarem Himmel zu sitzen, als wäre das das selbstverständlichste von der Welt! Na ja, für die allermeisten von uns ist es das auch.
Nun kommen auch die Moskitos – so ein Festmahl können sie sich unmöglich entgehen lassen… Einmal spüre ich eine kleine Hand, die sich von hinten auf meinen Arm legt und mir durch die Haare fährt, ganz vorsichtig, nur einmal die Mzungu berühren… 

Jetzt legt Martin endlich die erste Filmrolle ein und es kann losgehen. Gezeigt wird der Jesusfilm, den Beate und ich auch aus Deutschland kennen, gewissermaßen ein internationaler Klassiker, der hier von einem Sprecher auf Maa (der Sprache der Maasai) erzählt wird, während die Bilder auf der Leinwand vorbeirauschen. Es kommen immer mehr Menschen dazu, alle drängen sich zusammen, wir staunen gemeinsam – manchmal lachen die Leute auch auf oder machen Laute der Empörung. 
In einer Szene kann man für einen kurzen Moment im Menschengewühl Jerusalems einen Mann mit dunkler Hautfarbe erkennen – da geraten die Zuschauer in helle Begeisterung. Irgendwann bricht der Film ab – Martin muss die Filmrolle wechseln. Um die Pause zu überbrücken, stimmt eine Frau irgendwo in der Menge ein Lied an, und nach und nach fallen alle mit ein in den Gesang unter den Sternen, wunderbar! 



Als der Film zu Ende ist, baut Martin den Projektor ab und packt das Laken wieder ein, wir steigen  zurück in unseren Käfig und brausen zurück, durch die schwarze Nacht. Nach einigen Minuten hält  der Pick-up: Ein anderes Fahrzeug auf dem Weg hatte eine Reifenpanne. Martin öffnet die Klappe des Autos und eine Gruppe Leute stieigt zu uns auf die Ladefläche. Jetzt wird es richtig eng, wir sitzen dicht an dicht. Die Rückfahrt erscheint mir endlos; vom langen Sitzen auf den Holzbänken tut mir der Po weh, und außerdem setzen uns die Moskitos zu. 

Es ist so finster, dass wir kaum sehen können, mit wem wir da Knie an Knie, Arm an Arm sitzen; wir werden durchgeschüttelt und stoßen uns alle möglichen Körperteile an und gehören einfach dazu. Im Dunkeln sind alle Katzen grau. Und alle Menschen schwarz. Auf der Rückfahrt singen und reden wir nicht. Wir hängen wohl alle unseren Gedanken nach. Es war ein besonderer Abend, ich weiß es alles noch ganz genau...








Mittwoch, 28. Februar 2018

Mein kreativer Februar



Wieder so ein Monat, den ich - nach meinem spontanen Gefühl - als eher unproduktiv einschätzte. Bis ich diesen Blog-Beitrag schrieb, Fotos machte und auswählte, und feststellte, dass ich doch einiges geschafft habe... Das sollte mir zu denken geben.

Hier also mein kreativer Februar:


Eine neue Karte für meine One-Word-Box: faithful


"Faithful" ist die sechste Karte für meine One-Word-Box. Das bedeutet Halbzeit, denn ich möchte die Box über den Zeitraum eines Jahres bestücken. Treue, Beständigkeit und Zuverlässigkeit sind Begriffe, die mir im Februar neu wichtig geworden sind; vielleicht schreibe ich darüber noch einen separaten Post...


Wanderlust #2: Castles


Der zweite Wanderlust-Monat stand unter dem Motto "Castles". Das fand ich thematisch schon mal sehr spannend und anregend. Die Projekte haben mich zwar nicht so angesprochen wie im letzten Monat, aber ich habe trotzdem einige vom Thema inspirierte Seiten in meinem Art Journal gestaltet.








Mein Art Journal: Collagen


Mein Art Journal ist inzwischen schon ziemlich schwer und dick geworden, dabei ist es nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt... Das liegt unter anderem an den neusten Collage-Seiten, die ich gestaltet habe. Irgendwie hatte ich diesen Monat besonders Lust darauf, Papiere nach meinem Tagesgeschmack auszuschneiden und relativ willkürlich aufzukleben.
Das kann man übrigens auch sehr gut mit Kindern machen! Ich überlege schon, kleine Art Journal-Sessions mit meiner Tochter zu starten - sie ist nämlich auch eine Kreativ-Maus ;-)




Kleine und größere Mixed Media Leinwände


Während mein Art Journal für mich der Ort ist, an dem ich ganz ohne Agenda und Vorgaben kreativ sein kann, standen alle anderen künstlerischen Aktivitäten im Februar unter einem anderen Stern: Ich habe Produkte für meinen geplanten Shop erstellt!
Das ist für mich schon ein etwas anderes Gefühl, und ich versuche, mich nicht davon unter Druck setzen zu lassen... Ich möchte vor allem etwas Schönes gestalten, etwas Sinn-stiftendes, und ich möchte dabei frei und mutig und einfach ich selbst sein.
Bei den kleinen und etwas größeren Mixed Media Leinwänden, die ich bemalt, beklebt, bestempelt und bekritzelt habe, hatte ich zumindest viel Spaß und bin mit den Ergebnissen absolut zufrieden.







Schreiben: LoveLetters


Ein wichtiges Element meines zukünftigen Kreativ-Business sollen handgeschriebene, schön gestaltete und inspirierende Briefe sein, die ich einmal im Monat verschicke. LoveLetters nenne ich diese Kunstwerke für den Briefkasten. Sie sollen das vereinen, was ich gerne mache und was ich wichtig finde: schreiben und Gedanken teilen; Kreatives schaffen und dabei ermutigen, Gutes sagen und inspirieren; Beziehungen und Kontakte über meinen Tellerrand hinaus knüpfen... Darüber hinaus finde ich es total schade, dass unsere (long-distance) Kommunikation fast nur noch elektronisch stattfindet und man viel zu selten schöne, handgeschriebene Briefe bekommt!
Für diese LoveLetters habe ich viel geschrieben, herumexperimentiert und Ideen gesammelt, und nun bin ich soweit, dass ich sie am liebsten gleich losschicken möchte, in die weite Welt!


Illustrierte Handletterings mit Aquarellfarben



Im Januar habe ich viel Hand- und Brushlettering geübt und herausgefunden, wie ich das am liebsten mache, nämlich mit dem Pinsel und flüssiger Aquarellfarbe (in meinem Fall von Ecoline).
Diesen Monat habe ich einige illustrierte Handletterings erstellt, die als Prints und Postkarten in meinen Shop wandern sollen: eine Serie mit Muscheln und Federn, und eine kleine "Lady"-Serie zu Sprüche 31.
Die Digitalisierung und alles, was bis zum fertigen Produkt noch so zu tun ist, findet dann im März statt ;-)


Fotografieren


Wofür ich diesen Monat besonders dankbar bin, ist die Unterstützung meines Vorhabens, die ich in vielfältiger Weise erfahre: Mein Mann hört sich meine Zweifel und Fragen an und hilft mir mit Computer-Dingen. Die liebe Anne bietet mir ihren Support bei der Digitalisierung meiner Handletterings an und steht mir überhaupt mit Rat und Tat zur Seite (Danke!).
Und heute Vormittag kam mein Schwager vorbei, um mir beim Fotografieren der Produkte zu helfen (bzw. die Sachen teilweise selbst zu fotografieren...). Das war wieder eine andere Facette der kreativen Tätigkeit: Lampen justieren, Brennweiten bestimmen, Makroaufnahmen versuchen, lernen, was eine raw-Datei ist... Eine ganz unbekannte, spannende Welt für mich, obwohl ich fast täglich fotografiere (oder zumindest Bilder knipse).


Internetseite basteln


Noch so eine neue Welt: Eine Internetseite basteln. Ein bisschen kenne ich mich ja aus, aber vieles ist für mich noch Neuland.

So taste ich mich voran, mal verzagter, mal zuversichtlicher, mal langsamer, mal schneller - aber nie allein. Das ist tröstlich.

Und wenn ich in einem Monat wieder hier sitze, um meinen kreativen März Revue passieren zu lassen, dann kann ich hoffentlich wieder feststellen, wie viel sich (trotz allem) getan hat und dass ich meinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen ist.
Wenn alles gut läuft, findet ihr den entsprechenden Post dann aber schon auf meiner neuen Seite. Die hat nämlich auch eine Blog-Funktion, und ich überlege, künstlerische Inhalte zukünftig eher dort zu posten. Da hat sich mein inhaltlicher Schwerpunkt in den letzten Monaten ja ziemlich verschoben und ich weiß gar nicht, inwieweit euch das so interessiert...

Auf einen neuen kreativen Monat - ich wünsche euch viel Inspiration und Muße und wilden Mut, mal was Neues auszuprobieren!


PS: Apropos Inspiration: Die Macher von Wanderlust 2018 haben einen YouTube-Channel, auf dem sie wöchentlich (?) Tipps hauptsächlich zum Art Journaling teilen. Ich finde ihre kurzen Videos sehr schön gemacht und inspirierend.
Und wenn ihr noch mehr Inspiration bekommen möchtet, könnt ihr den Everything-Art Newsletter abonnieren, da gibt es gerade zwei wirklich schöne Goodies ;-)
(Das ist übrigens keine bezahlte Werbung; ich finde die Arbeit von Kasia und Jamie einfach gut und möchte euch darauf aufmerksam machen!)




Mittwoch, 15. März 2017

Ich...





… hab grad wenig Lust auf Schreiben.
Deshalb ist es hier so ruhig. Aber nicht nur deshalb (siehe unten)…
Aber weil ich mich irgendwie „verpflichtet“ fühle und denke, ich habe zu lange nichts geschrieben, und weil ich außerdem immer wieder merke, wie gut das Schreiben tut, wie sehr ich es gerade in den Phasen brauche, in denen ich eigentlich keine Lust habe, darum tu ich es doch.
Diese „Ich…“-Kategorie geht dann immer am besten, auch mit wenig Muße und Hirnschmalz.

… hab ein krankes Kind zu Hause (und werde langsam selber krank…).
Gerade als ich dachte: „YAY, der Frühling kommt – endlich ist die Krankheitszeit vorbei!“ erwischt es uns wieder. Der letzte Montag begann um fünf Uhr früh mit einem sich übergebenden Kind (dem es schon wenige Stunden später wieder hervorragend ging); am Freitag dann bekam eben jenes Kind Fieber… Und ich bin so schlecht als Krankenschwester! Wirklich! (Dabei war das lange Jahre mein Berufswunsch als Kind. Krankenschwester. Ich. Was für ein Witz!)
Nicht nur, dass ich mich mit Krankheiten und deren Behandlung nicht gut auskenne und jedes Mal wieder rätselratend vor meinem Kind stehe, was nun zu tun sei (irgendein Buchtipp für mich?!?). Viel schlimmer ist, dass mir schnell das Mitgefühl abhandenkommt. Ein, zwei Tage intensives Kümmern gehen ja noch, aber dann muss der Patient gefälligst gesund sein!
Besonders schwer fällt mir dabei, auf meine eigenen Pläne zu verzichten und diese mir-nichts-dir-nichts über den Haufen zu werfen. Weil ich hochsensibel bin und sehr unflexibel. Leider wahr.
Fast dachte ich, ich wäre besser darin geworden, weil ich letzte Woche echt cool geblieben bin, sowohl am Montag, als auch am Freitag – doch dann war das Kind gestern immer noch nicht gesund und ich hätte ausflippen können!
Aber ich übe mich im Akzeptieren und Kapitulieren. Stelle mich darauf ein, dass es bald auch das andere Kind erwischen wird (aber zuerst mich selbst: mir ist abwechselnd heiß und kalt, der Kopf ist dicht, der Hals schmerzt…) und dass ich am Wochenende nicht wie eigentlich geplant zur family-Teamsitzung fahren werde. Nur für den Fall der Fälle…

… tue so als ob ich frühjahrsputze.
In diesem Jahr habe ich mir keine Putz-Liste erstellt, die ich im März und April abarbeiten möchte. Vielmehr nehme ich mir einen Raum nach dem anderen vor, putze die Fenster, wische Schränke aus, fahre mit dem Staubwedel über die Lampe und lasse fünfe gerade sein. Mit dem Kinderzimmer bin ich schon fertig, im Wohn- und Esszimmer sieht es auch schon ganz gut aus (ist sogar meinem Liebsten gestern aufgefallen). Mal sehen, wie weit ich in den nächsten Tagen komme, in Anbetracht der Tatsache, dass ein Kind krank ist.
Auf Instagram habe ich neulich einen Satz gelesen, der zu meinem Putz-Mantra werden könnte: „Bei uns ist sauber genug, um gesund zu sein –  und dreckig genug, um glücklich zu sein.“



… sticke (!?).
Noch ein Grund für die Ruhe auf meinem Blog ist mein neustes Hobby: Sticken. Ich habe den „Fehler“ begangen, mir dieses supercraft-Kit zu bestellen, und bin dem Sticken gerade total verfallen (und das, obwohl ich Beschäftigungen, bei denen man richtig akkurat sein muss, eigentlich nicht so mag – und der Faden sich bei mir dauernd verheddert…)!
Bei meinen Hobbys bin ich meistens ziemlich extrem: Wenn mir (wie eben im Moment) das Sticken Spaß macht, dann tue ich tage- (oder,  wenn es blöd läuft, wochen-)lang nichts anderes, und vernachlässige sowohl mein Tagebuch, als auch den Blog und die Instagram doodle-Challenge, die mir noch vor einer Woche total viel Spaß gebracht hat. Und dann, von einem Tag auf den anderen, werde ich von dieser Beschäftigung genug haben und mir eine andere suchen, der ich dann eine Zeitlang exzessiv nachgehen werde...
Aber eigentlich ist es doch schön, dass ich so viele Hobbys habe und mich immer wieder für etwas Neues begeistern kann ;) Wenn ich etwas anfange, bin ich jedenfalls mit Feuer und Flamme dabei!



… faste (nicht)?
Für diese Fastenzeit habe ich mir (wie es so meine Art zu sein scheint) sehr viel vorgenommen:
Ich wollte erstens wieder mit lebe-leichter anfangen, um die Kilos, die seit Weihnachten wieder dazugekommen sind (hüstel), loszuwerden. Zweitens führe ich ein Passions-Art-Journal, für das ich die Passionsgeschichte in 48 kleine Texthappen zerlegt habe, die mir als tägliche Prompts für das Art Journal dienen. Drittens überdenke ich meinen Internetkonsum mit Hilfe von Annes sehr durchdachtem und gelungenem Fastenkalender(kann ich wirklich nur empfehlen! Ich denke, es ist nicht zu spät, jetzt noch einzusteigen!)
Aber obwohl das alles für sich sehr wertvolle Punkte sind, die mir gerade „dran“ erscheinen und hinter denen ich total stehe, ist es mir nicht richtig möglich, meine Vorhaben diszipliniert und bewusst durchzuziehen. Ein Tag nach dem anderen vergeht, einen Abend nach dem anderen liege ich im Bett und denke an das Franzbrötchen, das ich doch gegessen habe, an die Serie, die ich trotzdem gestreamt habe, an die Art Journal Seite, die ich irgendwie nebenbei gestaltet habe…
Habe ich wieder zu viel gewollt und scheitere deshalb so kläglich? Verlange ich zu viel von mir – oder habe ich es einfach nur nicht drauf?



… prokrastiniere und bedaure gleichzeitig, dass nichts vorwärts geht.
Momentan habe ich (wieder mal) das Gefühl, dass es in meinem Leben viele Baustellen gibt, an denen nichts passiert. Noch immer träume ich von der kreativen Selbstständigkeit, verschiebe aber die konkreten Schritte immer weiter nach hinten. Anstatt mich diszipliniert an den Schreibtisch zu setzen und das zu tun, was ich doch eigentlich am allerliebsten mache, fällt mir ein, dass ich ganz dringend noch die Küchenschränke auswischen muss. Klar. Ständig wird eine Idee von der nächsten überrannt, sodass ich nicht dazu komme, eine von ihnen vernünftig zu verfolgen und umzusetzen. Auch das ist eine Form von Prokrastination.
Ja, ich hänge irgendwie in den Seilen. Mal fehlt mir die Energie, dann die Zeit, schließlich der Mut und der Glaube, dass mein Vorhaben gelingen kann. Meine eigene berufliche Zukunft ist das heiße Eisen, das ich aus verschiedenen Gründen nicht wage, anzugehen. Ich vermute auch, dass mein Kinderwunsch damit zu tun hat: Wenn ich jetzt noch ein Baby bekomme, gewinne ich wieder Zeit, in der ich mich mit dem anderen Thema nicht auseinandersetzen muss. Blöd eigentlich.
Viel besser wäre: Ärmel hoch und los!
Aber jetzt bin ich ja erstmal krank…

… feiere den Frühling!
Ach, was ist das schön, überall die Krokusse und Schneeglöckchen sprießen zu sehen! Es ist doch jedes Mal wieder ein Wunder. Ich liebe es, mir den Frühling in Form von Tulpen, Hyazinthen, Ranunkeln und Osterglocken ins Haus zu holen – viel mehr Deko braucht man dann gar nicht, finde ich.
Und weil man die Feste so feiern soll, wie sie fallen, gibt es Anfang April bei uns eine „Welcome-Spring-Party“ mit hoffentlich vielen lieben Freunden, einem frühlingshaften Mitbring-Buffet und unserem ersten selbstgebrauten Bier! (Mein Liebster hat von mir zum Geburtstag ein Bierbrau-Set geschenkt bekommen und der erste Versuch reift gerade in unserem Keller vor sich hin. Auch für mich als überzeugte Nicht-Bier-Trinkerin eine spannende Sache!)
Ich hoffe, dass der Neuanfangsfunke der Natur bald auch auf mich überspringt! Dass ich neue Energie bekomme und endlich die Herausforderungen angehe, die auf mich warten! Wunder gibt es schließlich immer wieder… ;)  




Montag, 21. November 2016

Mein Blog, der Neid und ich




Alles nur inszeniert? - Ich fotografier mal das Gemüse, damit alle denken, wir ernähren uns gesund...

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen nach dem Lesen einer „Frauenzeitschrift“ unglücklicher sind als zuvor. Das leuchtet mir ein – merkwürdig ist nur, dass trotzdem viele Frauen angeben, solche Zeitschriften gern durchzublättern…
Ich glaube, für Blogs gilt das gleiche, und vielleicht in einem noch stärkeren Maß, denn schließlich scheinen Blogs authentischer und lebensnaher zu sein als die fragwürdige Realität, die in Frauenzeitschriften abgebildet wird. Blogs werden von „echten“ Frauen geschrieben, über ihren „echten“ Alltag.

Ich verfolge verschiedene Blogs und tue das gern, aber gleichzeitig merke ich auch, dass das etwas mit mir macht. Manchmal bin ich ermutigt und gestärkt und voller Enthusiasmus, eine der vorgestellten Ideen nachzumachen. Aber oft genug bleibt nach der Lektüre ein bitterer Nachgeschmack. Neid keimt in mir auf und legt sich wie ein grauer Schleier über meine Wahrnehmung. Wieder und wieder vergleiche ich mich und schneide schlechter ab. Entdecke (vermeintliche?) Defizite in meinem Glaubensleben, meiner Ernährungsweise, meinem Erziehungsstil. Mache mir selbst Vorwürfe, weil ich es nicht so gut hinkriege wie „die andere“.

Ein paarmal habe ich schon überlegt, meinen Blog-Konsum einzuschränken oder für eine Weile ganz darauf zu verzichten. Wenn es mir nicht gut tut, wenn ich damit nicht vernünftig umgehen kann, sollte ich es dann nicht lieber lassen?
Und wo ich schon bei den Selbstzweifeln bin: Sollte ich auch das Bloggen lieber sein lassen? Andere können so viel tiefgründigere, wirkungsvollere Texte schreiben als ich. Andere haben bessere Ideen, einen nachhaltigeren Lebensstil, machen schönere Fotos und bringen eine relevantere Botschaft rüber. Mehr Leser haben sie natürlich (und verständlicherweise…) auch. Sie bekommen sogar Angebote von Verlagen und schreiben echte Bücher!
Das, was ich zu geben habe, ist mickrig und lächerlich und oft noch nicht mal wirklich von mir. Es ist doch eigentlich nicht der Rede wert…

Und dann lese ich (auf anderen Blogs, wo sonst?) davon, dass es manch anderer Frau auch so geht. Dass all die tollen Fotos und Ideen und Kreativitätsbekundungen gerade in der Vor-Adventszeit viele Mütter stressen, unter Druck setzen, ihnen das Gefühl vermitteln, Mütter  zweiter Klasse zu sein, weil sie keinen individuellen Adventskalender für jedes ihrer sechs Kinder mundklöppeln. Ich lese, dass all das öffentliche Teilen und Vorzeigen manchen Leserinnen die Luft abschnürt und sie zutiefst unglücklich macht!

Das bringt mich auch ins Nachdenken darüber, welche Wirkung mein Blog auf die Menschen hat, die seine Texte lesen und seine Bilder betrachten. Ich möchte nicht, dass irgendjemand sich schlecht oder unfähig fühlt, nachdem er hier bei mir zu Besuch war! Ja, ich teile kreative Projekte und Ideen – aber vor allem möchte ich doch ermutigen und inspirieren und mich solidarisieren und NICHT dazu beitragen, dass auch nur eine Frau unglücklich wird!

Wie gehe ich damit nun um?
Mit meinem eigenen Neid und mit dem, den ich (unbewusst und ungewollt) bei anderen auslöse?


Blog-Konsum überdenken
Tatsächlich denke ich, dass es mir gut täte, meinen Blog-Konsum zu reduzieren und an Tagen, an denen ich mich nicht so gut fühle, vollständig darauf zu verzichten. Sicher, ich kann immer Ermutigung im Netz finden – aber die finde ich auch und vor allem in meiner Bibel oder im Gespräch mit Freundinnen…
Wenn ich mein Blog-Verhalten über einen gewissen Zeitraum analysiere, kann ich leicht herausfinden, welche Blogs bei mir vorwiegend positive Gefühle auslösen und welche dazu tendieren, Neid in mir aufsteigen zu lassen. Letztere möchte ich eher meiden, einfach aus Selbstschutz.


Dankbarkeit üben
Wenn ich mich sehr viel mit Blogs und damit mit dem Leben anderer Menschen auseinandersetze, verliere ich all das Gute, das Gott mir in meinem Leben schenkt, leicht aus dem Blick. Plötzlich erscheint mir das Landleben so viel erstrebenswerter, obwohl ich doch in Berlin eigentlich sehr glücklich bin… Da hilft es mir, Dankbarkeit einzuüben und mich neu auf das zu konzentrieren, was Gott mir geschenkt hat. Ich setze mich einmal am Tag für fünf Minuten hin und notiere all das, wofür ich dankbar bin. Und da gibt es SO VIELES! Das ist total wohltuend.


Eigene Umstände und Begrenzungen akzeptieren - und feiern!
Viel zu oft reibe ich mich an dem, was ich nicht kann oder was bei uns nicht gut läuft. Pflanzen sind (zum Beispiel) nicht so wirklich mein Ding. Wenn ich dann sehe, wie andere ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen und überhaupt ihre eigenen Lebensmittel herstellen, finde ich das toll und meine, das auch tun zu müssen. Leider funktioniert das bei uns nicht - wir haben nur einen mittelgroßen Balkon, ich habe null Ahnung und eigentlich auch nicht so viel Lust... Übrig bleibt ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, nicht gut genug für die Gesundheit meiner Familie zu sorgen.
Dabei ist mir ja eigentlich klar, dass wir alle an der einen oder anderen Stelle Abstriche machen müssen. Dass wir alle Stärken und Schwächen haben, besondere Interessen, Fähigkeiten und Vorlieben, und dass diese unser Familienleben prägen. In unserem Fall sieht das eben so aus, dass wir in der Hauptstadt leben und unsere Tochter mit ihren drei Jahren schon über die Berliner Mauer Bescheid weiß. Mein Mann ist Physiker und vermittelt sein Interesse an Naturwissenschaft und Experimente an unsere Kinder. Für mich sind Bücher, Kunst und Kreativität wichtig. Auch unser Glaube und die Gemeinde prägen unsere Familie ganz entscheidend.
Das ist unser Familienleben - so passt es zu uns, so funktioniert es, mit all seinen Begrenzungen und Möglichkeiten. Bei anderen sieht es ganz anders aus und das ist doch wunderbar!


Ich denke über dieses Zitat nach:

„Der härteste Kampf ist der Kamp gegen sich selbst.  
Das Ziel dabei ist, seine Waffen niederzulegen. Ich habe jahrelang diesen Kampf geführt und er war furchtbar. Aber ich bin nun entwaffnet. 
Ich habe keine Angst mehr, denn die Liebe vertreibt alle Furcht.
Ich wurde entwaffnet vom ständigen Wunsch, Recht zu haben und mich selbst
zu bestätigen, indem ich andere kleinrede. Ich bin nicht mehr in ständiger Hab-Achtstellung und klammere mich nicht mehr länger eifersüchtig und schützend an meine Reichtümer und Gaben.
Ich empfange und teile. Ich hänge nicht besonders an meinen eigenen Ideen und Projekten.
Wenn einer mir eine bessere Idee, oder sei es auch nur eine gute Idee präsentiert, nehme ich sie ohne Bedauern an. Ich widerstehe dem Vergleichen.
Was gut, richtig und wahrhaft ist, ist für mich immer das Beste.
Deshalb habe ich keine Angst mehr. Wenn du nichts mehr festhältst, hast du auch keine Angst mehr. Wenn wir uns entwaffnet und uns von uns selbst enteignen und uns öffnen für den Gott-Menschen, der alles neu macht, dann löscht ER unsere schlechte Vergangenheit aus und schenkt uns eine neue Zeit, in der alles möglich ist.“

Athenagoras I., Patriarch von Konstantinopel, orthodoxe Kirche

Diesen Text schickte mir eine Freundin zu meinem 30. Geburtstag und ich bin noch immer tief beeindruckt von den weisen Worten. Ich wünschte, mein Kampf gegen mich selbst wäre schon vorbei! Ich wünschte, auch ich könnte mich einfach für die anderen freuen, die tolle Ideen und unheimlich wertvolle Begabungen und Fähigkeiten haben!
Noch kämpfe ich – und ja, manchmal ist es furchtbar. Das kennen wir wohl alle, nur geben wir es ungern so direkt zu. Ich bin unterwegs mit meinem Jesus und ich bete, dass er mich von mir selbst befreien möge, von meiner Selbstzentriertheit, von meiner Angst zu kurz zu kommen, von meiner Geltungssucht, von meiner Missgunst.


Ich möchte mich bewusst für und über andere freuen
Das gehört für mich ganz klar zu meinem Lernprozess: Die Tatsache, dass andere Menschen in bestimmten Bereichen begabter, reflektierter, erfolgreicher (…) sind als ich, nimmt mir nichts weg. Im Gegenteil: Die Vielfalt der Gaben und Gedanken bereichert und ergänzt mich! Kein Mensch ist vollkommen, niemand kann oder hat alles. Es ist alles nur Stückwerk. Und nur, weil ich selbst nicht Cello spielen kann, heißt das nicht, dass ich es nicht genießen kann, wenn jemand sein Instrument meisterhaft beherrscht.
Ich möchte lernen, mich an dem, was andere können, denken und tun, zu freuen und Gott dafür zu loben, dass er uns alle so einzigartig geschaffen hat. Ich möchte die Ideen und Glaubensschritte meiner Schwestern feiern und mich von ihnen ermutigen und herausfordern lassen. Ja, ich möchte mich bewusst mit ihnen freuen und ihnen von Herzen gönnen, womit sie beschenkt wurden.


Blogs bilden eine inszenierte Realität ab
Klar, irgendwie wissen wir das alle (vor allem, wenn wir selbst bloggen): Bevor etwas für den Blog abgelichtet werden kann, muss erstmal aufgeräumt und die entsprechende Ecke der Wohnung umgestylt werden. Jeder einigermaßen gute Fotograf achten auf gute Lichtverhältnisse und einen vorteilhaften Winkel. Es werden nicht die Rezepte geteilt, die leider nichts taugten. Niemand dokumentiert den vollgekotzten Teppich und das vollgeschissene Bett. Tut keiner.  
Ich finde es wichtig, mir das immer wieder vor Augen zu halten: Auch bei den anderen ist nicht immer alles perfekt! Auch die anderen schrubben gelegentlich die Kotze vom Teppich und sehen dabei nicht gerade glamourös aus. Auch bei den anderen misslingt mal die Quiche, auch die anderen brüllen mal ihre Kinder an. Ja, tun sie!
Wir sollten uns von dem, was wir vor Augen sehen, nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Uns wird ein Blick durchs Schlüsselloch gewährt – so sehen wir nur einen kleinen Teil der Alltagsrealität, und das finde ich grundsätzlich auch ok so. Gleichzeitig sind mir auf meinem Blog Ehrlichkeit und Authentizität wichtig und bemühe mich darum, ein möglichst realistisches Bild unseres Familienlebens zu zeigen. Schließlich sind wir alle gemeinsam unterwegs!


Ich setze meine Gaben verantwortungsvoll und zum Wohl anderer ein
Ebenso wie meinen Blog-Konsum möchte ich auch die Gestaltung meines eigenen Blogs überdenken: Warum poste ich das? Geht es mir darum, Anerkennung  und Bewunderung zu ernten, vor meinen Lesern mit meinen Ideen zu prahlen, mich vor aller Welt als Super-Mutter zu präsentieren?
Ja, ich bin gern kreativ, auch zusammen mit meinen Kindern.
Es fiel mir lange Zeit schwer, diese Eigenschaft als positiv oder besonders anzuerkennen. Ich fand immer, dass andere Menschen viel tollere Begabungen bekommen haben als ich. Gleichzeitig war (und ist) es mir irgendwie unangenehm, damit Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Inzwischen habe ich verstanden, dass ich in diesem Bereich tatsächlich begabt und „besonders“ bin. Ich muss mein Licht nicht unter einen Scheffel stellen – vielmehr darf ich es leuchten lassen und „mit meinen Pfunden wuchern“.
Aber: Ich möchte meine Kreativität so einsetzen, dass sie Gott Ehre macht – von ihm habe ich sie schließlich bekommen, sodass ich mir nichts darauf einbilden kann! – und anderen Freude bringt – dafür habe ich diese Gabe von Gott erhalten. Kreativität ist kein Selbstzweck, und wie mit jeder Gabe geht auch damit Verantwortung einher.
Das gilt ebenso für meinen Blog und die Texte, die ich darauf veröffentliche: Gebe ich mit diesem Text Gott die Ehre oder suche ich Anerkennung für mich selbst? Bewirkt dieser Post, dass andere (Mamas) ermutigt, herausgefordert und inspiriert werden, oder möchte ich mich damit vor allem selbst gut aussehen lassen?
Gar nicht so einfach…


Dies sind meine Gedanken zum Thema – und es interessiert mich wirklich, was ihr darüber denkt, wie es euch damit geht – wie es euch mit diesem Blog geht!
Schreibt mir gern einen Kommentar oder auch eine Mail an gottnahegluecklich[at]gmx[dot]de; ich freue mich, von euch zu lesen!



PS: Die Verlosung für das Advent Art Journal läuft noch bis Dienstagabend! Am Mittwochvormittag werde ich die Gewinnerin bekanntgeben. Macht also gern noch mit!