Wir stehen an der Schwelle eines neuen Jahres. Schon liegt
meine Hand auf dem Türknauf, ein weißes Blatt wird aufgeschlagen nach vielen
vollgeschriebenen Seiten, wir holen Atem für den nächsten Sprung.
Doch bevor etwas Neues beginnt, schauen wir gern zurück auf
das, was war. In der Literatur wird die Rückschau zwar nicht unbedingt positiv
bewertet (ich denke da an Orpheus, der seine geliebte Eurydike aus der
Unterwelt retten möchte und sie schließlich für immer verliert, weil er sich eben doch nach ihr umschaut…), aber meiner
persönlichen Erfahrung nach ist der Rückblick eigentlich immer lehrreich gewesen.
Es gibt da immer so viel Gutes und Wertvolles zu entdecken! Es ist ein bisschen
wie in einem Gedicht von Corrie ten Boom, in dem sie unser Leben mit einer
aufwändigen Stickerei vergleicht:
Mein Leben ist ein Webstück von
meinem Gott gemacht.
Nicht ich such aus die Farben –
er tut es mit Bedacht.
Oft webt er ein auch Kummer, und
ich vergesse dann,
dass er das echte Bild sieht –
ich nur, was hinten dran.
Erst wenn der Webstuhl ruhet, die
Schiffchen stille stehn
und Gott den Stoff umwendet, dann
werd‘ ich alles sehn:
Wie Gott die dunklen Fäden, die
schmerzlich ich erlebt,
mit silbernen und goldnen nach
seinem Plan gewebt.
Auch wenn mein Leben mit diesem Jahr (wahrscheinlich…) nicht
endet, so kann ich doch immer wieder in der Rückschau einen Blick auf Gottes
Plan erhaschen – wie unmögliche Situationen sich wundersam auflösen, wie etwas
Schweres gut wird, dass das einzelne Paar Spuren im Sand Gottes Durchtragen
bedeuten. Bereits in meiner Teenagerzeit habe ich damit begonnen, in meinem
Tagebuch das Jahr Revue passieren zu lassen; in den letzten Jahren nahmen Falko
und ich uns Zeit, gemeinsam über das Vergangene nachzudenken. Und immer führt
uns das hin zum Danken! Ja, wir sind reich beschenkt worden, auch und gerade in
diesem Jahr, Gott ist wieder einmal so gut zu uns gewesen!
2015 war für uns ein Jahr der Veränderungen und Neuanfänge,
vieles lag anfangs beängstigend und dunkel vor uns. Kaum zu glauben, wie anders
unser Leben noch vor genau 12 Monaten aussah: Wir lebten in einer deutlich
kleineren Wohnung in einem anderen Stadtteil, Noemi war noch ein Einzelkind und
ich schob eine Riesenkugel vor mir her.
Wenige Tage später wurde unser Sohn geboren und wir waren „plötzlich“
zu viert! Samuel ist für uns in diesem Jahr definitiv das größte und
wunderbarste Geschenk. Wir alle können uns ein Leben ohne ihn überhaupt nicht
mehr vorstellen und wir sind unendlich dankbar, dass wir einander haben.
Im Mai zogen wir etwas weiter in den Süden Berlins und rückten
dem Himmel ein Stückchen näher. Inzwischen haben wir uns in der neuen Umgebung
gut eingelebt und den Großteil unserer Nachbarn kennengelernt – alles freundliche
und hilfsbereite Menschen!
Im August wurde unsere Tochter ein glückliches Kita-Kind und
wir alle atmeten auf! Für sie ist dieser Ort einfach perfekt – es war so schön,
ihre rasante Entwicklung zu beobachten. Samuel und ich fanden schnell einen
guten Rhythmus und ich gewann Zeit für mich selbst!
Kurz darauf lernte ich die wunderbare Elly kennen, in der
ich eine neue Freundin fand, genau zur richtigen Zeit, und die eine ebenso
wunderbare Tochter hat – eine Freundin für Noemi.
Im Herbst ging unser Hauskreis an den Start, der uns
gleichermaßen herausfordert und ermutigt. Wir haben Thanksgiving gefeiert (dazu
gab es gar keinen Post, weil ich nämlich vergessen habe, Fotos zu machen….) und
Weihnachten in unserem eigenen Zuhause mit lieben Freunden.
Durch all diese Veränderungen hat mich dieser Blog begleitet
– und damit ihr alle! Noch nie habe ich so viel geschrieben wie in diesem Jahr,
und noch nie haben so viele Menschen mein Geschreibsel gelesen (diesen Gedanken finde ich nach wie vor verrückt – positiv verrückt,
aber manchmal auch ein bisschen beängstigend…). In euren Kommentaren (und sogar
in Mails!) durfte ich sehr viel
wohltuende Ermutigung und Bestätigung erfahren, wofür ich total dankbar bin!
DANKE, dass ihr da seid – dass wir gemeinsam unterwegs sind!
Und jetzt bin ich gespannt auf das, was vor uns liegt.
Ich freue mich auf all die unbeschriebenen Blätter mit ihren
schier unendlichen Möglichkeiten.
Ich freue mich darauf, weiter mit euch Leben zu teilen, und
vor allem das, was Gott tut.
Noch liegt das Neue im Schatten verborgen,
manches scheint bedrohlich, unmöglich gar,
aber wenn der Augenblick dann gekommen ist,
werden wir erleben, dass wir nicht alleine sind.
Wir sind umgeben von einer „Wolke von Zeugen“ (ich liebe
dieses Bild)
und der, der uns liebt, lebt in uns.
Das nenne ich doch mal beste Voraussetzungen!
Feiert schön heute Abend – ich wünsche euch ein
fantastisches neues Jahr!
Eure Rebekka