Für diesen Blogeintrag wären mehrere Überschriften denkbar
gewesen: Verräterische
Schokoladenflecken. Die Pralinenschachtel des Anstoßes. Wie ich mir etwas vornehme,
das ich garantiert nicht schaffe. Oder einfach: Die Fastenbeichte der Rebekka S. Ihr könnt euch schon denken: Das
wird nicht gerade ein „rühmlicher“ Text für mich. Aber ich will ja ehrlich
sein. Wenigstens das.
Alles hatte so schön begonnen. In die erste Fastenwoche
startete ich voller Elan und hielt auch alle meine Vorhaben durch. Der Computer
blieb meistens aus, das Nutella-Glas in der Speisekammer wurde nicht angerührt
und ich las jeden Tag mein Pensum aus dem Johannesevangelium. Am Sonntag gingen
wir in die Konditorei Reichert, wo ich ein Stück als Torte getarnte
Mousse-au-Chocolat genoss. Herrlich! Es fühlte sich gut an.
Und am Montag war da plötzlich diese Schachtel Pralinen, die
Falko vergessen hatte, mit in die Uni zu nehmen und an seine Kollegen zu
verfüttern. Rebekka allein zu Haus (naja, fast) mit einer Schachtel voll
verführerischer Pralinen – keine gute Idee. Schokolade, Marzipan, Nüsse, Nugat,
alles formvollendet und wunderschön und ein Gedicht und: frei verfügbar. Die
leibhaftige Versuchung! Und dann kamen auch noch Frustration und schlechte
Laune dazu, bis der Fastenbruch fast perfekt war. Ich rief Falko an: „Falko, du
hast die Pralinen vergessen und jetzt liegen sie hier und ich will sie essen!“
Mein Mann, der sich in diesem Moment sicherlich wahnsinnig über sich selbst
ärgerte, darüber, dass er mir die Möglichkeit, fastenbrüchig zu werden, quasi
auf dem Silbertablett serviert hatte, fand sofort die Lösung für mein Problem: „Schmeiß
die Pralinen aus dem Fenster! Du musst nur vorher schauen, dass niemand davon
getroffen wird.“
Kaum war unser Gespräch beendet, fing Noemi wieder an zu
heulen. Argh! Ich riss die
Pralinenschachtel auf und vertilgte sie alle auf einmal. Nichts sollte von
dieser Versuchung übrig bleiben, besser vernichtete ich sie heute vollständig,
als mich morgen in einer ähnlichen Situation zu befinden. Die Pralinen waren
wundervoll. Dann war mir schlecht. Und mein Gewissen regte sich. War es das
wirklich wert? Noemi nervte immer noch, daran hatte auch die Schokolade nichts
ändern können. Und was sollte ich Falko sagen?
Zuerst machte ich ihm weis, die Pralinen tatsächlich aus dem
Fenster geworfen zu haben. (Das ist der wirklich unrühmliche Teil!) Aber weil
ich meinem Mann nie lang etwas verheimlichen oder vorlügen kann, gestand ich
ihm noch am selben Abend alles. Er war nicht sehr überrascht, glaube ich.
Naja, und wie das eben so ist: Sobald man an einer Stelle
schwach geworden ist, brechen nach und nach alle Dämme. „Jetzt ist es auch
schon egal“, dachte ich, und biss in den Schokoriegel. Und wo ich beim einen
Fastenvorhaben versagt hatte, passte es ins Bild, auch die anderen schleifen zu
lassen. Weil ich zu müde war, schaute ich mir lieber was im Internet an, als in
der Bibel zu lesen. Weil dies ein paar Tage hintereinander passierte, war mein
Lesepensum ohnehin kaum noch zu schaffen.
Und somit ist von meinem Fastenvorhaben eigentlich nur noch
das „Vorhaben“ übrig geblieben. Das fühlt sich blöd an, versagt zu haben. Und
peinlich ist es irgendwie auch.
Hm, so kann ich diesen Blogeintrag aber nicht enden lassen,
oder? Ehrlichkeit ist schön und gut, aber irgendwie hab ich ja schon den
Anspruch, ein bisschen „Lebensweisheit“ zu vermitteln, Einsichten und
Erkenntnisse und Veränderungen und so. Als ich mich an den Computer setzte, um
diesen Text zu schreiben, kam ich in meinen Gedanken bis zu diesem Punkt. Bis
zur Beichte, aber nicht darüber hinaus.
An sich bleiben mir ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich
blase das ganze Fastenprojekt ab und versuche es im nächsten Jahr erneut, oder
ich gehe nochmal zurück auf Start und fange von vorne an. Immerhin habe ich
noch vier Wochen, wenn ich richtig gezählt habe. Vier Wochen, in denen ich
immer und immer wieder scheitern und von vorne anfangen könnte. Vier Wochen, in
denen ich vor allem eines versuchen möchte, nämlich im „Wir“ zu denken. Jesus
und ich. Denn das ist es, was Glauben eigentlich bedeutet. Im Wir zu leben mit
Jesus. Allein werde ich es nicht schaffen, aber allein bin ich ja, Gott sei
Dank, gar nicht. Dieses Denken im Wir möchte ich mir gern angewöhnen.
Das muss ich mir mal abgewöhnen!
Warum fällt es uns so schwer,
den Gewohnheiten abzusagen,
die wir selbst als unbefriedigend,
enttäuschend und schädlich
erfahren?
Von dem, was unser Leben
und unsere Liebe einschränkt,
können wir nur dann lassen,
wenn wir unser wahres Leben
und die uns tragende Beziehung
erkannt und gefunden haben.
Die Anziehungskraft
eines Ersatzes verblasst,
wenn wir die Faszination
des eigentlich Gewünschten
und den hellen Schein des
wirklich Ersehnten erleben.
Gott segnet uns nicht erst,
wenn wir uns selbständig
von der Sünde
getrennt haben,
sondern er macht uns von
dem Zwang der Sünde frei,
indem er uns beschenkt.
Wir werden von dem
Fluch der Sünde entwöhnt,
indem wir durch Gottes Segen
verwöhnt werden.
An diese befreiende Logik
der Liebe und des Lebens
kann man sich direkt
gewöhnen.
-Hans-Joachim Eckstein-