Eine neue Wohnung eröffnet so viele Möglichkeiten! In den
letzten Wochen habe ich mir unzählige Gedanken über die Einrichtung gemacht,
wir haben über die Farben der Wände diskutiert, über alte und neue Möbel, und
haben uns Wohnzeitschriften gekauft, um Anregungen zu sammeln. Ich machte
Skizzen und freute mich wie Bolle über all die tollen Ideen.
Anfang dieser Woche bekamen wir den Schlüssel für unsere
neuen vier Wände und vermaßen die Räume. Da war dann erst einmal Schluss mit
all den schönen Träumen und Ideen – und die Realität holte mich ein: Unser
neues Schlafzimmer ist so winzig, dass wir uns ein neues, kleineres Bett kaufen
müssen – das jetzige passt dort nämlich nicht rein. Ob die Waschmaschine
tatsächlich (wie vorgesehen) im Bad stehen kann, ist fraglich, sagt mein
Schwiegervater, da die Anschlüsse recht ungünstig positioniert sind. Auch das
Kinderzimmer wirkt, wenn man all die Möbel reinstellt, plötzlich total klein.
Werden die Kinder darin überhaupt genug Platz zum Spielen haben? Viele meiner schönen
Ideen scheitern also an den tatsächlichen Gegebenheiten – und natürlich an unserem
Budget… Grmpf.
Meine Vorfreude schrumpfte im Lauf der Woche zusehends. Es
machte mir auch keinen Spaß mehr, die Wohnzeitschriften durchzublättern und
alle möglichen Einrichtungsvorschläge zu markieren. Denn diese Zeitschriften führten
mir all die Mängel unserer neuen Wohnung vor Augen; all die Dinge, die bei uns
nicht möglich sind, erstrahlten dort in begehrenswertem Glanz. Unzufriedenheit
machte sich in meinem Herzen breit. Und ein bisschen Missgunst. Sorgen keimten
auf: Werden wir uns wohlfühlen? Werden die Kinder genug Platz haben? Zweifel
schoben sich in den Vordergrund meines Bewusstseins: Haben wir uns zu früh für diese Wohnung entschieden? Hätten wir nicht
doch lieber weitersuchen sollen? Haben wir uns geirrt, und diese Wohnung ist
doch kein Gottesgeschenk?
Gestern haben Falko und sein Vater Farben und allen
möglichen Krams fürs Wohnung-Streichen besorgt. Das Kinderzimmer wird
honiggelb, das Wohnzimmer kirschrot, unsere Küche erstrahlt demnächst in „Koralle“,
der Essbereich in „Manhattan“, und
unsere Schlafzimmerwände soll ein Streifen in „Jade“ zieren. Wunderschöne
Farben, von uns ausgewählt. Und ich freu mich so darauf! Die Aussicht auf Wände
in traumhaften Tönen stimmt mich plötzlich hoffnungsvoll. Die Lust zu Gestalten
kommt langsam wieder zu mir zurück.
Ja, unsere neue Wohnung ist nicht perfekt (ebenso wenig wie
unsere aktuelle übrigens) – aber das war uns von Anfang an klar. Unsere neue Wohnung
entspricht nicht den idealisierten Darstellungen in Einrichtungsmagazinen – na und?
Wir haben keinen Goldesel auf dem Balkon stehen – brauchen wir aber auch nicht!
Jetzt, wo wir die genauen Maße kennen, können wir endgültig
planen und Lösungen finden, die zu uns und den Bedingungen der neuen Wohnung
passen. Ich kann neue Ideen spinnen und ausprobieren, was geht. Und wie so oft
nehme ich mir heute wieder neu vor, mich auf das Positive zu konzentrieren und
für das Gute in meinem Leben dankbar zu sein. Da gibt es so viel, allein in
Bezug auf unser neues Zuhause:
- Wir bekommen eine Spülmaschine, einen tollen neuen Ofen, einen Herd mit Dunstabzug und Schränke, die sich nach oben hin öffnen (sodass ich mir den Kopf nicht mehr an Schranktüren stoßen werde, yayy!)
- Die Kinderschlepperei in den vierten Stock hat ein Ende – im neuen Haus gibt’s einen Aufzug.
- Wir haben eine Badewanne!
- Die Kinder bekommen ein eigenes Zimmer und Falko und ich haben unser Schlafzimmer (bald…) wieder für uns.
- Das Wohnzimmer hat einen separaten Essbereich – ich freu mich auf einen neuen, großen Esstisch, an dem viele Gäste Platz finden und an dem ich mich allein oder mit Noemi kreativ austoben kann!
- Ich freu mich auf die frischen, fröhlichen Farben an den Wänden.
- Und auf das Gefühl von Freiheit und die tolle Aussicht im siebten Stock (auf Wolke sieben sozusagen….)!
Das alles erinnert mich daran, dass auch die neue Wohnung
mein gelobtes Land ist. Mit gewissen Bedingungen und Grenzen, ja, aber auch
ganz vielen Möglichkeiten und Spielräumen. Gott geht mit, dessen können wir uns
sicher sein. Mehr noch: Er wartet dort schon auf uns, mit weit ausgebreiteten
Vaterarmen, und bereitet allerhand Gutes für uns vor. Das zu entdecken, darauf
freue ich mich!
Und die ollen Zeitschriften schmeiß ich am besten direkt in
den Müll, denn die machen mich nur unglücklich…
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