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Alles nur inszeniert? - Ich fotografier mal das Gemüse, damit alle denken, wir ernähren uns gesund... |
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen nach dem Lesen
einer „Frauenzeitschrift“ unglücklicher sind als zuvor. Das leuchtet mir ein –
merkwürdig ist nur, dass trotzdem viele Frauen angeben, solche Zeitschriften gern durchzublättern…
Ich glaube, für Blogs gilt das gleiche, und vielleicht in
einem noch stärkeren Maß, denn schließlich scheinen Blogs authentischer und
lebensnaher zu sein als die fragwürdige Realität, die in Frauenzeitschriften
abgebildet wird. Blogs werden von „echten“ Frauen geschrieben, über ihren „echten“
Alltag.
Ich verfolge verschiedene Blogs und tue das gern, aber
gleichzeitig merke ich auch, dass das etwas mit mir macht. Manchmal bin ich
ermutigt und gestärkt und voller Enthusiasmus, eine der vorgestellten Ideen
nachzumachen. Aber oft genug bleibt nach der Lektüre ein bitterer
Nachgeschmack. Neid keimt in mir auf und legt sich wie ein grauer Schleier über
meine Wahrnehmung. Wieder und wieder vergleiche ich mich und schneide
schlechter ab. Entdecke (vermeintliche?) Defizite in meinem Glaubensleben,
meiner Ernährungsweise, meinem Erziehungsstil. Mache mir selbst Vorwürfe, weil
ich es nicht so gut hinkriege wie „die andere“.
Ein paarmal habe ich schon überlegt, meinen Blog-Konsum
einzuschränken oder für eine Weile ganz darauf zu verzichten. Wenn es mir nicht
gut tut, wenn ich damit nicht vernünftig umgehen kann, sollte ich es dann nicht
lieber lassen?
Und wo ich schon bei den Selbstzweifeln bin: Sollte ich auch
das Bloggen lieber sein lassen? Andere können so viel tiefgründigere,
wirkungsvollere Texte schreiben als ich. Andere haben bessere Ideen, einen
nachhaltigeren Lebensstil, machen schönere Fotos und bringen eine relevantere
Botschaft rüber. Mehr Leser haben sie natürlich (und verständlicherweise…)
auch. Sie bekommen sogar Angebote von Verlagen und schreiben echte Bücher!
Das, was ich zu geben habe, ist mickrig und lächerlich und
oft noch nicht mal wirklich von mir.
Es ist doch eigentlich nicht der Rede wert…
Und dann lese ich (auf anderen Blogs, wo sonst?) davon, dass
es manch anderer Frau auch so geht. Dass all die tollen Fotos und Ideen und
Kreativitätsbekundungen gerade in der Vor-Adventszeit viele Mütter stressen,
unter Druck setzen, ihnen das Gefühl vermitteln, Mütter zweiter Klasse zu sein, weil sie keinen
individuellen Adventskalender für jedes ihrer sechs Kinder mundklöppeln. Ich
lese, dass all das öffentliche Teilen und Vorzeigen manchen Leserinnen die Luft
abschnürt und sie zutiefst unglücklich macht!
Das bringt mich auch ins Nachdenken darüber, welche Wirkung
mein Blog auf die Menschen hat, die seine Texte lesen und seine Bilder
betrachten. Ich möchte nicht, dass irgendjemand sich schlecht oder unfähig fühlt,
nachdem er hier bei mir zu Besuch war! Ja, ich teile kreative Projekte und
Ideen – aber vor allem möchte ich doch ermutigen und inspirieren und mich
solidarisieren und NICHT dazu beitragen, dass auch nur eine Frau unglücklich
wird!
Wie gehe ich damit nun um?
Mit meinem eigenen Neid und mit dem, den ich (unbewusst und
ungewollt) bei anderen auslöse?
Blog-Konsum überdenken
Tatsächlich denke ich, dass es mir gut täte, meinen
Blog-Konsum zu reduzieren und an Tagen, an denen ich mich nicht so gut fühle,
vollständig darauf zu verzichten. Sicher, ich kann immer Ermutigung im Netz finden – aber die finde ich auch und vor allem in meiner Bibel oder im Gespräch mit Freundinnen…
Wenn ich mein Blog-Verhalten über einen gewissen Zeitraum analysiere,
kann ich leicht herausfinden, welche Blogs bei mir vorwiegend positive Gefühle
auslösen und welche dazu tendieren, Neid in mir aufsteigen zu lassen. Letztere
möchte ich eher meiden, einfach aus Selbstschutz.
Dankbarkeit üben
Wenn ich mich sehr viel mit Blogs und damit mit dem Leben
anderer Menschen auseinandersetze, verliere ich all das Gute, das Gott mir in meinem Leben schenkt, leicht aus
dem Blick. Plötzlich erscheint mir das Landleben so viel erstrebenswerter,
obwohl ich doch in Berlin eigentlich sehr glücklich bin… Da hilft es mir,
Dankbarkeit einzuüben und mich neu auf das zu konzentrieren, was Gott mir
geschenkt hat. Ich setze mich einmal am Tag für fünf Minuten hin und notiere all
das, wofür ich dankbar bin. Und da gibt es SO VIELES! Das ist total wohltuend.
Eigene Umstände und Begrenzungen akzeptieren - und feiern!
Viel zu oft reibe ich mich an dem, was ich nicht kann oder was bei uns nicht gut läuft. Pflanzen sind (zum Beispiel) nicht so wirklich mein Ding. Wenn ich dann sehe, wie andere ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen und überhaupt ihre eigenen Lebensmittel herstellen, finde ich das toll und meine, das auch tun zu müssen. Leider funktioniert das bei uns nicht - wir haben nur einen mittelgroßen Balkon, ich habe null Ahnung und eigentlich auch nicht so viel Lust... Übrig bleibt ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, nicht gut genug für die Gesundheit meiner Familie zu sorgen.
Dabei ist mir ja eigentlich klar, dass wir alle an der einen oder anderen Stelle Abstriche machen müssen. Dass wir alle Stärken und Schwächen haben, besondere Interessen, Fähigkeiten und Vorlieben, und dass diese unser Familienleben prägen. In unserem Fall sieht das eben so aus, dass wir in der Hauptstadt leben und unsere Tochter mit ihren drei Jahren schon über die Berliner Mauer Bescheid weiß. Mein Mann ist Physiker und vermittelt sein Interesse an Naturwissenschaft und Experimente an unsere Kinder. Für mich sind Bücher, Kunst und Kreativität wichtig. Auch unser Glaube und die Gemeinde prägen unsere Familie ganz entscheidend.
Das ist unser Familienleben - so passt es zu uns, so funktioniert es, mit all seinen Begrenzungen und Möglichkeiten. Bei anderen sieht es ganz anders aus und das ist doch wunderbar!
Ich denke über dieses
Zitat nach:
„Der härteste Kampf
ist der Kamp gegen sich selbst.
Das Ziel dabei ist, seine Waffen niederzulegen. Ich
habe jahrelang diesen Kampf geführt und er war furchtbar. Aber ich bin nun
entwaffnet.
Ich habe keine Angst mehr, denn die Liebe vertreibt alle Furcht.
Ich wurde entwaffnet vom ständigen Wunsch, Recht zu haben und mich selbst
zu bestätigen, indem ich
andere kleinrede. Ich bin nicht mehr in ständiger Hab-Achtstellung und klammere
mich nicht mehr länger eifersüchtig und schützend an meine Reichtümer und
Gaben.
Ich empfange und teile. Ich hänge nicht besonders an meinen eigenen Ideen und
Projekten.
Wenn einer mir eine bessere Idee, oder sei es auch nur eine gute Idee
präsentiert, nehme ich sie ohne Bedauern an. Ich widerstehe dem Vergleichen.
Was gut, richtig und
wahrhaft ist, ist für mich immer das Beste.
Deshalb habe ich keine
Angst mehr. Wenn du nichts mehr festhältst, hast du auch keine Angst mehr. Wenn
wir uns entwaffnet und uns von uns selbst enteignen und uns öffnen für den
Gott-Menschen, der alles neu macht, dann löscht ER unsere schlechte Vergangenheit
aus und schenkt uns eine neue Zeit, in der alles möglich ist.“
Athenagoras I., Patriarch
von Konstantinopel, orthodoxe Kirche
Diesen Text schickte mir eine Freundin zu meinem 30.
Geburtstag und ich bin noch immer tief beeindruckt von den weisen Worten.
Ich wünschte, mein Kampf gegen mich selbst wäre schon vorbei! Ich wünschte,
auch ich könnte mich einfach für die anderen freuen, die tolle Ideen und
unheimlich wertvolle Begabungen und Fähigkeiten haben!
Noch kämpfe ich – und ja, manchmal ist es furchtbar. Das kennen wir wohl alle, nur
geben wir es ungern so direkt zu. Ich bin unterwegs mit meinem Jesus und ich
bete, dass er mich von mir selbst befreien möge, von meiner
Selbstzentriertheit, von meiner Angst zu kurz zu kommen, von meiner
Geltungssucht, von meiner Missgunst.
Ich möchte mich
bewusst für und über andere freuen
Das gehört für mich ganz klar zu meinem Lernprozess: Die
Tatsache, dass andere Menschen in bestimmten Bereichen begabter, reflektierter,
erfolgreicher (…) sind als ich, nimmt mir nichts weg. Im Gegenteil: Die
Vielfalt der Gaben und Gedanken bereichert und ergänzt mich! Kein Mensch ist
vollkommen, niemand kann oder hat alles. Es ist alles nur Stückwerk. Und nur,
weil ich selbst nicht Cello spielen kann, heißt das nicht, dass ich es nicht
genießen kann, wenn jemand sein Instrument meisterhaft beherrscht.
Ich möchte lernen, mich an dem, was andere können, denken
und tun, zu freuen und Gott dafür zu loben, dass er uns alle so einzigartig
geschaffen hat. Ich möchte die Ideen und Glaubensschritte meiner Schwestern
feiern und mich von ihnen ermutigen und herausfordern lassen. Ja, ich möchte
mich bewusst mit ihnen freuen und ihnen von Herzen gönnen, womit sie beschenkt
wurden.
Blogs bilden eine
inszenierte Realität ab
Klar, irgendwie wissen wir das alle (vor allem, wenn wir
selbst bloggen): Bevor etwas für den Blog abgelichtet werden kann, muss erstmal
aufgeräumt und die entsprechende Ecke der Wohnung umgestylt werden. Jeder einigermaßen
gute Fotograf achten auf gute Lichtverhältnisse und einen vorteilhaften Winkel.
Es werden nicht die Rezepte geteilt, die leider nichts taugten. Niemand dokumentiert
den vollgekotzten Teppich und das vollgeschissene Bett. Tut keiner.
Ich finde es wichtig, mir das immer wieder vor Augen zu
halten: Auch bei den anderen ist nicht immer alles perfekt! Auch die anderen
schrubben gelegentlich die Kotze vom Teppich und sehen dabei nicht gerade
glamourös aus. Auch bei den anderen misslingt mal die Quiche, auch die anderen
brüllen mal ihre Kinder an. Ja, tun sie!
Wir sollten uns von dem, was wir vor Augen sehen, nicht
allzu sehr beeindrucken lassen. Uns wird ein Blick durchs Schlüsselloch gewährt
– so sehen wir nur einen kleinen Teil der Alltagsrealität, und das finde ich
grundsätzlich auch ok so. Gleichzeitig sind mir auf meinem Blog Ehrlichkeit und
Authentizität wichtig und bemühe mich darum, ein möglichst realistisches Bild
unseres Familienlebens zu zeigen. Schließlich sind wir alle gemeinsam
unterwegs!
Ich setze meine Gaben
verantwortungsvoll und zum Wohl anderer ein
Ebenso wie meinen Blog-Konsum möchte ich auch die Gestaltung
meines eigenen Blogs überdenken: Warum poste ich das? Geht es mir darum, Anerkennung und Bewunderung zu ernten, vor meinen Lesern
mit meinen Ideen zu prahlen, mich vor aller Welt als Super-Mutter zu präsentieren?
Ja, ich bin gern kreativ, auch zusammen mit meinen Kindern.
Es fiel mir lange Zeit schwer, diese Eigenschaft als positiv
oder besonders anzuerkennen. Ich fand immer, dass andere Menschen viel tollere
Begabungen bekommen haben als ich. Gleichzeitig war (und ist) es mir irgendwie unangenehm,
damit Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Inzwischen habe ich verstanden, dass
ich in diesem Bereich tatsächlich begabt und „besonders“ bin. Ich muss mein
Licht nicht unter einen Scheffel stellen – vielmehr darf ich es leuchten lassen
und „mit meinen Pfunden wuchern“.
Aber: Ich möchte meine Kreativität so einsetzen, dass sie
Gott Ehre macht – von ihm habe ich sie schließlich bekommen, sodass ich mir
nichts darauf einbilden kann! – und anderen Freude bringt – dafür habe ich diese Gabe von Gott
erhalten. Kreativität ist kein Selbstzweck, und wie mit jeder Gabe geht auch
damit Verantwortung einher.
Das gilt ebenso für meinen Blog und die Texte, die ich
darauf veröffentliche: Gebe ich mit diesem Text Gott die Ehre oder suche ich Anerkennung
für mich selbst? Bewirkt dieser Post, dass andere (Mamas) ermutigt,
herausgefordert und inspiriert werden, oder möchte ich mich damit vor allem
selbst gut aussehen lassen?
Gar nicht so einfach…
Dies sind meine Gedanken zum Thema – und es interessiert
mich wirklich, was ihr darüber denkt, wie es euch damit geht – wie es euch mit
diesem Blog geht!
Schreibt mir gern einen Kommentar oder auch eine Mail an gottnahegluecklich[at]gmx[dot]de;
ich freue mich, von euch zu lesen!
PS:
Die Verlosung für das
Advent Art Journal läuft noch bis
Dienstagabend! Am Mittwochvormittag werde ich die Gewinnerin bekanntgeben.
Macht also gern noch mit!