Donnerstag, 9. November 2017

Gott kennen...


Immer noch und immer wieder ertappe ich mich beim Bibellesen und beten (beim Lobpreislieder singen und Predigten hören...) dabei, dass ich auf DAS Versprechen warte, auf DIE konkrete Zusage, die mein Herz beruhigt und mir Vertrauen schenkt.
Ich suche nach Hinweisen und Zeichen und bin dann doch oft sehr ernüchtert, enttäuscht, wenn ich auch nach allerlei gutwilligem Drehen und Wenden nichts dergleichen in und zwischen den Zeilen finde (surprise, surprise, es geht nicht in jedem biblischen Text ums schwangerwerden...).

Mit Psalm 91, den ich vor ein paar Tagen las, ging es mir genauso. Zuerst.
Immerhin ging es in dem Text um Vertrauen zu Gott, das ist ja gerade mein Thema, also konnte ich den Psalm wenigstens ein bisschen auf mich und meine Situation beziehen...

Im letzten Abschnitt fühlte ich mich dann aber von einem Satzteil sehr persönlich und direkt von Gott  angesprochen:
If only you'll get to know and trust me...
Wenn du mich nur kennen- und mir vertrauenlernen würdest...

Gott wirbt hier um mein Herz!
Es geht ihm um mich, um unsere Beziehung,
darum, dass ich ihn wirklich kenne und in Einheit mit ihm lebe.

Wie oft (!) dreht sich mein Beten um all die Dinge, die ich glaube zu brauchen und die ich mir von Gott erbitte.
Wie oft (!) lese ich die Bibel durch meine Egoismus-Brille, sodass sie mir passt und mich bestätigt und mir, bitteschön, das liefert, was ich gerade hören mag.
Wie oft (!) höre ich in Predigten und Liedern das, was mir gerade bequem und bekömmlich ist, immer auf der Suche nach Bestätigung, Hinweisen und Zeichen, die mir in den Kram passen.

Es geht mir darin viel zu oft nicht um Gott, sondern immerzu nur um mich.

Als ich das verstand, schämte ich mich. Und ich schäme mich noch immer.

Was ist mein Lobpreis wert?
Was sind meine Gebete wert, was meine Bibellese?

If only you'll get to know and trust me...

Natürlich darf ich Gott um alles bitten, ihm mit meinen Anliegen in den Ohren liegen.
Natürlich finde ich in der Bibel Stärkung und Ermutigung, und oft genug spricht Gott durch sein Wort, durch Lieder, Gebete und Predigten ganz konkret und ermutigend in mein Leben.

Aber letztlich möchte er mich.
Und letztlich brauche ich IHN.

Mehr als einen erfüllenden Job.
Mehr als ein Baby,
Mehr als alles in der Welt.

If only you'll get to know and trust me...

Es war nur  dieser eine Bruchteil eines Satzes, ein paar Worte nur, gelesen (mehr oder weniger) zwischen Tür und Angel. Aber sie blieben in meinem Herzen hängen und machten etwas mit mir.
Gott hat mir kein Versprechen gegeben, kein Zeichen, keinen Hinweis zwischen den Zeilen.
Aber er hat mir zu verstehen gegeben, was er von mir möchte und was er für mich hat.
Nichts weniger als sich selbst. Ganz und gar.

Und ich will lernen, IHN zu suchen
und nicht all das, was ich von ihm möchte.
Und ich will lernen, IHM zu vertrauen
und nicht den Dingen, die mir Glück versprechen.
Und ich will lernen, bei IHM Zuflucht zu finden
und nicht in irgendwelchen Hoffnungen und Hirngespinsten.

Das wahre Leben bist DU.
Die echte Zuflucht bist DU.
DICH kennen ist das wahre Glück,
nach DIR will ich streben.

Damit ich dich kennenlerne, mehr und mehr,
und dir vertraue, mehr und mehr.



8 Kommentare:

  1. von Reinhold Niebuhr:
    Gott, gib mir dir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

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  2. Amen.

    Und: Es ist schwer und ein langer Weg. Ich habe diese Woche meine ganzen Schlüssel verloren - ein kleines "Problem" im Vergleich zu dem wie du dich sicher manchmal fühlst... -, aber hatte ähnliche Gedanken, wie du sie zu Beginn beschreibst. (A la: In der Losung muss doch jetzt mal was stehn, dass das Verlorene wiedergefunden wird oder so.) Ein paar Dinge sind mir dadurch auch klar geworden. Im Kern gehts um so viel mehr, als meine kleinen Sorgen. Aber was für ein reiches Leben uns erwartet, wenn wir darin wachsen, Gott kennen zu lernen...

    Und mal wieder: Deine Kunst ist wunderschön!

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    1. Liebe Friederike, oh ja, ich glaube auch, dass das ein langer Weg ist. Wahrscheinlich habe ich mehr oder weniger immer so in der Bibel gelesen, nur dass es mir jetzt (endlich) bewusst wurde. Ich bin sehr dankbar, dass Gott seinen Weg mit mir geht und ich lernen darf - dass er mich nicht aufgibt und so vieles für mich in Peto hat, woran ich nicht mal ansatzweise denke.
      Und: Hast du deine Schlüssel gefunden???
      Ganz liebe Grüße dir und ein schönes Wochenende!

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  3. Nein, keine Schlüssel. :/

    Hast du eigentlich, wenn du solche Collagen machst, schon am Anfang das Bild im Kopf? Oder entsteht es beim Machen?

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    1. Ach, wie blöd :( Das tut mir leid!
      Bei den Collagen gehe ich so vor, dass mir meistens ein Text als Anfangspunkt dient. Dazu suche ich dann Bilder aus, die mich ansprechen und die (irgendwie) dazu passen. Die Farben für den Hintergrund wähle ich recht willkürlich aus, oft sogar noch vor den Collage-Elementen. An sich ist es eine Mischung aus Überlegung und spontaner Entwicklung. Ich habe kein fertiges Bild im Kopf, probiere verschiedene Anordnungen aus und klebe die Elemente dann auf, wenn sie mir stimmig scheinen. Als letztes füge ich den Text ein. Und mit einem schwarzen Buntstift sowie mit Pastellkreiden verbinde ich dann alles miteinander.
      Einen schönen Sankt Martin dir und deiner Familie!

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  4. DANKE liebe Reh, für das Teilen deiner Gedanken!! Sie haben mich sehr berührt, denn ich finde mich selbst auch immer wieder viel zu sehr um mich und meine Vorstellungen gedreht und auch in dem, was ich mir von Gott erhoffe schon so "festgelegt". Dein Beitrag ist eine wunderbare optische (so wunderschöne Collagen!) und gedankliche Ermutigung, sich auf IHN zu blicken und Gott tiefer zu suchen, kennen zu lernen, zu erfahren - und mich im Vertrauen in IHN zu üben! Das ist wirklich eine Übung, eine lebenslange... Lass uns nicht müde werden im Üben und Suchen und Vertrauen... - das ist mein Gebet für heute, für mich und dich und uns alle!

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