"Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen." |
Die vergangenen beiden Tage habe ich in Kassel verbracht –
auf einem „Ausflug“, wie meine Tochter sagte, oder (etwas genauer) bei der jährlichen
Teamsitzung der Zeitschrift family. Ich
war zum ersten Mal dabei und sehr gespannt, was mich dort erwarten würde. Um
ehrlich zu sein: Vor allem die Aussicht auf eine entspannte dreistündige Zugfahrt
und eineinhalb Tage ohne Kindergeschrei hatten dazu geführt, dass ich dieses
Mal meine Ängste überwand und zusagte.
Dabei sorgte ich mich nicht so sehr um die Kinder – die sind
bei ihrem Papa sehr gut aufgehoben! – sondern vielmehr darum, wie ich allein
zurechtkommen würde. Seit Samuel auf der Welt ist, war ich noch nicht länger
als ein paar Stunden von ihm getrennt und ich bin sehr selten mal ohne Falko
und/oder die Kinder unterwegs. So sehr
ich mich manchmal nach Unabhängigkeit und Ruhe sehne, fürchte ich diesen
Zustand aber auch, wenn er sich dann doch ankündigt. Mir ist in letzter Zeit
bewusst geworden, dass ich mich stark über die Kinder und mein Mama-Sein
definiere. Wenn Noemi und Samuel nicht bei mir sind, dann bin ich „nur noch“
ich, und es scheint mir, es fehle das Beste, das ich zu bieten habe. Wenn das
Licht meiner Kinder nicht mehr auf mich
fällt, bin ich weniger liebenswert, weniger wertvoll. Wenn ich mich nicht mehr
hinter der Klugheit meiner Tochter oder der Knuffigkeit meines Sohnes
verstecken kann, fürchte ich, dass das zum Vorschein kommende Ich nichts als eine große Enttäuschung
ist.
So kam mir die Einladung zur Teamsitzung gerade recht, als
eine Möglichkeit, meine Komfortzone zu verlassen und „mein Gebiet“ zu
erweitern. Und dieser kleine Mutanfall zahlte sich aus. Ich habe zwei
wunderbare Tage verbracht, mich wirklich gut erholt und vieles mitgenommen –
was ich gern mit euch teilen möchte!
Martin Gundlach, der Chefredakteur, stellte die Teamsitzung
in diesem Jahr unter das Motto „Großzügig geben und mutig nehmen – Dient einander,
ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Und so teilten wir miteinander
unsere persönlichen Herausforderungen, auch Zweifel, Sorgen und Freuden.
Natürlich haben wir auch viel gearbeitet, die vergangenen Hefte besprochen und
zukünftige Ausgaben geplant, aber besonders im Gedächtnis bleiben werden mir die
herzliche Atmosphäre, der persönliche Austausch und viele kleine
Ermutigungssplitter. Am Freitagabend saßen wir alle zusammen und berichteten
darüber, was uns in letzter Zeit den Alltag erleichtert oder verschönert hat.
Jede und jeder legte einen (symbolischen) Gegenstand auf den Tisch und erzählte
etwas dazu. Schließlich lagen dort Bücher neben Antidepressiva, Diktier-Software
neben einer Maske, Flyer neben einem Spielzeugpferd, und ich war beeindruckt
davon, wie kreativ Gott ist, und wie gut.
Ich habe so viel aus diesen beiden Tagen mitgenommen:
„Die größten Dinge
hat Gott in Höhlen getan.“
Gott hat Jesus auferweckt, der tot in einer Grabhöhle lag,
und dieses größte Wunder der Menschheitsgeschichte geschah in schwarzer
Dunkelheit, unbeobachtet von Menschenaugen, am absoluten Tiefpunkt. Nur, weil
wir nichts sehen und (noch) nichts merken, bedeutet das nicht, dass Gott nichts
tut! Und wenn ich noch weiter darüber nachdenke, fällt mir auf, dass jeder
Mensch seinen Anfang in einer „Höhle“ hat, dass auch das Wunder eines Menschenlebens
in Finsternis beginnt…
Wenn du einen Traum
hast, wenn du etwas wirklich willst, dann lass dich nicht davon abbringen –
auch nicht, wenn du zweimal runterfällst und dir dabei etwas brichst!
Es lohnt sich, wieder aufzusteigen und weiterzumachen.
„Es ist wichtiger,
sich mit dem zu beschäftigen, was hier passiert, als mit dem, was jetzt passiert.“ Diesen und noch
viele andere kluge Sätze schreibt Tomas Sjödin in seinem neuen Buch Warum Ruhe unsere Rettung ist, das wir
alle zum Abschied geschenkt bekamen!
Große Fragen:
Was ist Gemeinde eigentlich? Und wie sieht eine Gemeinde
aus, in der Menschen ein Zuhause finden? Warum verlassen gerade so viele (?)
Christen ihre Gemeinde – und wo werden sie ankommen?
Ich habe jetzt
weniger Angst davor, 30 zu werden.
Die meisten der Anwesenden bei der Teamsitzung waren Frauen –
und über 40 Jahre alt. Das, was ich von ihnen hörte, und das, was ich in ihnen
sah, beeindruckte mich sehr und machte mir Mut. In unserer Gesellschaft gilt
Jugend viel und das Älterwerden ist negativ besetzt; wir versuchen alles, um
diesen Prozess irgendwie hinauszuzögern. Völlig zu Unrecht, wie ich feststellte:
Ich erlebte in Kassel lauter wunderschöne, strahlende Frauen, die angekommen sind – bei Gott, bei sich
selbst, im Familien- und Arbeitsleben. Frauen, die Wärme ausstrahlen und
Weisheit aussprechen, die positiv, einladend und zufrieden auf mich wirken. Frauen,
die ganz neue Herausforderungen und Aufgaben annehmen, die sich beruflich neu
orientieren, die ihren Traum leben, die ihren Platz im Leben ausfüllen und für
andere da sind. Frauen, die mir zeigen, dass da noch so viel Gutes auf mich
wartet, auch und gerade jenseits der
30 und 40! Ich freue mich darauf, das alles zu entdecken.
„Wo Gott dich
hingesät hat, da sollst du blühen.“
Ein kleines Kärtchen mit diesem Spruch hängt jetzt über
meinem Schreibtisch – zur Erinnerung daran, dass dies der Ort ist, an dem ich aufgefordert bin, zu lieben und mein
Bestes zu geben. Ich muss mich nicht
nach Größerem ausstrecken oder nach Abenteuern auf der Nachbarwiese suchen. Für
den Moment ist hier mein Kanaan und mein Aufgabenfeld: Meinen Mann und meine
Kinder lieben, Freundschaften und Nachbarschaften pflegen, schreiben, einen
Hauskreis leiten, den Haushalt führen. Hier hat Gott mich hingesät, und hier
darf ich blühen – Gott zur Ehre und meinen Mitmenschen zur Freude und
Ermutigung.
Außerdem:
Zwei herrlich entspannte Zugfahrten mit Dösen, Musik hören,
Lesen, Zeichnen und Aus-dem-Fenster-schauen.
Eine Übernachtung im (riesigen!) Einzelzimmer – lesen, bis
mir die Augen zufallen, morgens ganz von
alleine aufwachen und das Bad mal ohne neugierige Beobachter aufsuchen …
Und vor allem: Viele wunderbare Menschen kennenlernen, zum
Beispiel große Schreibvorbilder wie Bianca Bleier und Veronika Smoor
(Highlight!!!) und alle anderen SchreiberInnen für die family, die ich bisher nur von den Autorenfotos kannte. Lauter herzliche, kreative, inspirierende und wache Persönlichkeiten. Wow!
Ich bin sehr dankbar.
Meine Tanks sind gut gefüllt, der Alltag kann wieder kommen.
Hi Rebekka,
AntwortenLöschendas klingt richtig gut! Toll, dass du dich überwunden hast und so viel Gutes erleben konntest :)
Kannst du das Buch empfehlen? Hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt es zu kaufen.
Und noch ein kurzer Kommentar zu dem "die Frau hinter der Mutter und Ehefrau" - ich finde es so interessant die Frauen "dahinter" kennenzulernen, du musst dir mal vorstellen, dass du einen Teil von Gottes Kreativität und Herrlichkeit widerspiegelst! Das ist doch wunderschön und spannend - bitte stell das auf keinen Fall unter den Scheffel und wenn es möglich ist, nutze öfter solche Chancen wie diese :) Ich gehe diese Herausforderung (nur als Ehefrau) gerade an und bin echt dankbar dafür. lg :)
Hey Rebekka,
AntwortenLöschendas klingt nach einem tollen Wochenende! Solche Erfahrungen sind wertvoll und ich bin mir sicher auch sehr inspirierend.
Ich mag das Zitat mit dem Blühen und hab es gleich mal gestern in einem Gespräch verwendet ;)
Liebste Grüße