Gestern haben wir alle zusammen eine Krippenszene aus duplo-Steinen
nachgebaut, ziemlich cool, mit Tieren und Stall, mit Maria, Josef und
Jesuskind, mit einem Hirtenjungen und den Heiligen Drei Königen, die auf
einem Pferd, einem Elefanten und einem Panther daherkamen.
Nur mit einem Detail war unsere Tochter nicht einverstanden:
„Das Baby kommt doch nicht da rein!“
rief sie und nahm das Jesuskind aus dem Futtertrog. In der duplo-Kiste fand sie
schließlich, was sie suchte: Eine Wiege für das Baby. Während sie den kleinen
Jesus dort hineinlegte und schließlich in den Schlaf wiegte, lächelte sie
zufrieden. So war es richtig!
Wir als Eltern ergriffen natürlich sofort die Gelegenheit,
ihr zu erklären, dass das Jesuskind wirklich so arm war, dass es keine eigene
Wiege hatte – vielmehr mussten Maria und Josef ihren neugeborenen Sohn in eine
Futterkrippe legen, aus der eigentlich die Tiere fressen… Aber ich weiß
nicht, ob Noemi das überhaupt noch mitbekommen hat. Schließlich war ja alles
wieder in Ordnung.
Mich hat das beherzte Eingreifen meiner Tochter sehr berührt
und nachdenklich gemacht.
Was für ein Gott, der sich so klein macht!
Nicht genug, dass er Mensch wird – er kommt als zartes
Neugeborenes auf die Welt.
Und nicht in wohlhabende, geordnete Verhältnisse – er
entscheidet sich für eine arme Familie, fern von ihrem Zuhause, Unterdrückte im
eigenen Land…
Er hätte es sich leichter machen können, so viel bequemer,
aber er wollte es genau so.
Ich glaube, damit möchte er uns etwas sagen.
Die ganze Bibel ist voll von Aussagen darüber, zu welchen
Menschen er sich hingezogen fühlt: Er hat die Verlassenen erwählt. Die
Trauernden. Die Armen. Die Ignorierten. Die Sklaven. Die Geringgeschätzten. Die
Entrechteten. Die Schwachen. Die Kaputten.
Und genau deshalb wurde er ein schwaches, armes, heimatloses
Baby.
Wirklich einer von
uns.
Er ist tatsächlich
in unseren Schuhen gegangen (und oft wohl auch ganz ohne Schuhe…).
Das ist Hingabe, das ist Solidarität in ihrer reinsten Form.
Mitfühlende Liebe.
So ist nur unser Gott.
Hier liegt das Jesuskind noch im Futtertrog... Nicht mehr lange! :) |
Aber ich glaube, Er möchte uns noch etwas anderes sagen.
Das Kind in der Futterkrippe soll uns nicht kalt lassen. Es
soll uns aufrütteln, damit wir sagen, so wie meine Tochter: „Das ist doch nicht
richtig so – dass Babys keine Betten haben, dass Menschen auf der Flucht sind,
dass sie unter Krieg, Hunger und Entrechtung leiden. Das geht doch so nicht!“
Wenn es nach Noemi ginge, hätte Jesus jedenfalls eine
gemütliche, pinke Wippe zum Schlafen gehabt.
Und ich?
Ich möchte mich auch nicht damit abfinden, dass Kinder auf
der Flucht geboren werden.
Ich möchte mich nicht daran gewöhnen, dass so viele von
ihnen Tag für Tag nicht satt werden.
Es soll mich wieder berühren, wieder schockieren,
aufrütteln, aktivieren.
Es macht mir Angst, was in Europa und in der ganzen Welt
passiert. Mich beunruhigt die Entwicklung, die ich auch in unserer Gesellschaft
wahrnehme. In mir regt sich aber auch Wut. Ich denke: „Das ist doch nicht
richtig so!“ und ich möchte widerstehen.
Wenn ich einen Missstand bemerke, möchte ich – so wie
meine kleine Tochter – beherzt eingreifen, und ein winzigkleines Stückchen Welt
wieder in Ordnung bringen.
Mich solidarisieren, so wie Jesus es uns vormacht.
Die Liebe tätig werden lassen, so wie es Gottes Willen entspricht.
Sehr berührend.♥
AntwortenLöschenReh, magst du vielleicht auch Beispiele oder Projekte vorstellen, wo und wie man helfen kann?
Liebe Grüße, Anne
Hallo liebe Anne, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht... Für mich geht es im Moment erst einmal darum, dass ich meinen Mund aufmache und dagegen halte, wenn Leute unerträgliche Dinge sagen. Dass ich für diejenigen da bin, die in meiner unmittelbaren Nähe meine Hilfe brauchen. Dass ich großzügiger werde.
LöschenAber da möchte ich nicht stehen bleiben.
Tolle und wichtige Projekte stellt Anni regelmäßig auf http://hierwaechstliebe.blogspot.de vor; regelmäßige Spenden wären auch ein guter Schritt!
Liebe Grüße!
Stimmt, das ist sehr wertvoll, darin zu wachsen. Ja, Annis Blog lese ich auch :) Liebe Grüße!
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