Dienstag, 13. November 2018

Deine Stimme




Unsere tiefste Angst ist nicht,
dass wir unzulänglich sind,
Unsere tiefste Angst ist,
dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: „Wer bin ich eigentlich,
dass ich leuchtend, begnadet,
phantastisch sein darf?“
Wer bist du denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum,
sich nicht verunsichert fühlen.
Wir sind alle dazu bestimmt,
zu strahlen, so wie die Kinder.
Wir wurden dazu geboren,
die Herrlichkeit Gottes, die in uns ist,
zu offenbaren.
Sie ist nicht nur in einigen von uns,
sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht
erstrahlen lassen,
geben wir unbewusst anderen Menschen 
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen
Angst befreit sind,
wird unsere Gegenwart
ohne unser Zutun andere befreien.

Marianne Williamson (A return to love)




Was ich am Leben, wie Gott es erdacht und geschaffen hat, so liebe, ist (unter vielem anderen), dass wir immer dazu lernen können. Dass es immer etwas Neues zu verstehen, zu entdecken, zu begreifen gibt. Dass es nie zu spät ist, einen Aha-Moment zu erleben. Dass Gott mit uns weitergeht, jeden Tag, dass er uns neue Perspektiven eröffnet, Weite schenkt.
Unser Gott ist nicht knauserig oder engstirnig.
Er ist unendlich verschwenderisch und großzügig.
Er liebt es, uns zu beschenken.
Er lässt meinen Becher überfließen.
Er mag es bunt und wild und vielfältig. 

Und ich bin so dankbar, dass ich das immer mehr schmecken und sehen darf.

Am vergangenen Wochenende war ich zusammen mit etwa 25 anderen christlichen Bloggerinnen zur "Netzleuchten"-Konferenz eingeladen, initiiert von Veronika Smoor und Christina Schöffler, organisiert vom SCM-Verlag.
Dass ich überhaupt eingeladen wurde, hat mich überrascht.
Ich bin doch nur ein kleines Licht im großen weiten Internet.
Ein leises, heiseres, manchmal Tränen-ersticktes Flüstern im tosenden Datensturm des Word Wide Web.

Aber dann habe ich doch zugesagt und bin mit klopfendem Herzen hingefahren.
Gott sei Dank.


Ich komme aus einer Welt, in der Individualismus ziemlich negativ bewertet wird. In der wenig gelobt und bestätigt wird, damit sich niemand stolz erhebt. In der Selbstverwirklichung ein Schimpfwort ist und man seine Fähigkeiten und Erlebnisse runterspielt (und sich doch so sehr nach Anerkennung sehnt).
Der Ursprung dieser Haltung liegt wahrscheinlich unter anderem im Ausruf Johannes des Täufers: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen" (Johannes 3,30). Das Ich hat keinen Platz. Das Ich ist nicht wichtig, darf nicht wichtig sein.

Inzwischen bin ich mir sicher, dass dieser Vers anders zu verstehen ist.
Dass es darin nicht um Individualismus geht (ich meine, Johannes der Täufer war in gewisser Weise auch Individualist - von wegen Einsiedler in der Wüste und ein ziemlich spezieller Geschmack in Sachen Klamotten und Ernährung...), sondern um das Ego.
Es ist ein Weg, auf dem ich nun schon eine Weile unterwegs bin - ein Weg, der neu und heilsam und unfassbar befreiend ist - und auf dem ich am vergangenen Wochenende ein gutes Stück voran gekommen bin.


Am Eröffnungsabend stellte jede Teilnehmerin sich selbst und ihren Blog vor, erzählte von ihrer persönlichen Lebenssituation und von ihrem Herzensthema. Jede kam zu Wort. Und keine war ein kleines Licht. Vielmehr sah ich in jeder von ihnen ein Leuchten und Strahlen und Funkeln von ganz tief innen. Netzleuchten. Ich hörte starke Stimmen - Stimmen, die etwas zu sagen haben, im lauten Brausen des Internets. Eine wunderschöne Vielfalt. Fülle. Überfluss.

Und am Samstag ging es dann konkret um die eigene Stimme.
Um meine Stimme.
Von der ich mir manchmal nicht sicher bin, wie sie eigentlich klingt.
Die ich so oft mit der anderer vergleiche.
Worte, die eine andere so viel besser findet als ich.
Und wieder eine andere, die genau den richtigen Ton trifft.
Die das ausdrückt, was ich fühle, aber nie im Stande wäre, in Worte zu fassen.

Veronika sagte in ihrem einführenden Impuls: "Ja, es stimmt: Andere können es besser. Aber keine kann es so wie du. Du, und nur du, kannst mit deiner eigenen Stimme schreiben. Die hat keiner außer dir. Und egal, wie viele oder wie wenige Menschen deine Texte lesen: Irgendjemand braucht deine Stimme."

Das ging mir nah.
Ich erkannte die tiefe Wahrheit, die darin steckt.
Meine Stimme habe nur ich.
Wenn ich sie nicht gebrauche, tut es niemand.
Wenn ich stumm bleibe, dann fehlt etwas.
Meine Stimme ist nicht zu ersetzen.




Das Thema der eigenen Stimme zog sich durch das gesamte Wochenende und blitzte immer wieder in neuen Facetten auf:

Im Lobpreis, der nur dann so wunderschön und voll klingt, wenn jede Stimme dabei ist.
Wir brauchen einander.
Wir brauchen jede Stimme.

Im Referat zum Thema "Marke und Profilierung": Könnte man es so sehen, dass ich eine Marke Gottes bin?
Ein einzigartiges "Produkt", mit dem Gott der Menschheit seine Liebe nahe bringen möchte - auf eine Art und Weise, in der nur ich es kann?
Wie kann ich der Welt das schenken, das Gott in mich, ganz individuell und einzigartig, hineingelegt hat? Und wie kann ich andere dazu ermutigen, das auch für sich herauszufinden?
Ein großartiger Gedanke, der mich seitdem nicht loslässt.

In der Predigt am Sonntag, die Veronika mit dem Zitat von Marianne Williamson schloss.
Lass dein Licht erstrahlen.
Lass deine Stimme erklingen.
Trau dich, wunderbar zu sein und strahlend hell zu leuchten!

Nicht, weil du deine eigene kleine Sonne bist, deine eigene geniale Schöpfung -
nein, weil du ein unendlich geliebtes Kind Gottes bist, Sein Ebenbild, ein kostbares Einzelstück (Prädikat: besonders wertvoll) mit einem von Gott persönlich zusammengestellten Paket an Fähigkeiten, Stärken, Lichtpunkten, Aufgaben und Wirkungsstätten, das es so kein zweites Mal gibt in diesem weiten Universum.

Wenn Gott das Ich egal wäre, und wenn er etwas gegen Individualismus hätte -
warum hat er uns dann so wunderbar vielfältig und bunt und schillernd und unterschiedlich erschaffen?

Er wollte uns so, jede für sich, ganz besonders und unvergleichbar.
Er wollte mich so, wie ich bin, als genau dieses Ich. 
Mit dieser Stimme, die manchmal zu laut ist und dann wieder vor Unsicherheit zittert.
Die vieles zu sagen hat und manchmal doch besser still wäre.
Die nach Worten ringt und dann, meistens, auch welche findet.
Die Dinge sagt, die weh tun und die Wunden heilen.
Diese Stimme, die nichts Besonderes ist - aber doch einzigartig und unverwechselbar.
Eine Stimme, die es so kein zweites Mal gibt.


Und wenn eine andere Stimme erklingt, hell und stark und wahr, dann muss ich nicht verschüchtert erstummen.
Ich darf zuhören.
Applaudieren.
Lachen über diesen genialen Einfall Gottes.
Und ich darf einstimmen, mit meiner eigenen Stimme, in das große Gotteslob.

Denn darum geht es doch: Gottes Liebe weitergeben, Seinen Namen verkünden, Ihn groß machen.

Nicht mit einem einzigen, ewig gleich klingenden Ton aus tausend geeichten Kehlen.

Nein.
Vielmehr:
Jede mit ihrer eigenen Stimme.
Laut und leise.
Hell und dunkel.
Schrill und dumpf.
Sopran und Alt.
Dur und Moll.
Besänftigend und kämpferisch.
Schwarz und weiß.
Pfeffer und Salz.
Zart und hart. 

Vielfältig, bunt und wild und auch mal ein bisschen schräg.
Ja, eine kleine Dissonanz gehört auch dazu!

Du darfst einstimmen in den Chor:
Deine Stimme hast nur du.
Deine Stimme fehlt, wenn du schweigst.

Lass dein Licht brennen.
Stell es nicht unter einen Scheffel -
dafür hat Gott dich nicht angezündet.
Leuchte! 
Hell und warm und weit.
Damit dein Licht viele einlädt, an den Tisch zu kommen
und zu schmecken, wie gut unser Gott ist,
wie verschwenderisch und großzügig.

Freebie zum Runterladen und Ausdrucken für den privaten Gebrauch - teilen nur mit Hinweis auf die Urheberschaft. Danke!

Als Erinnerung an dieses Wochenende für mich und meine lieben Blogger-Kolleginnen und auch für jede von euch, die das hier liest, habe ich ein kleines Lettering erstellt - ein Freebie zum Runterladen und Ausdrucken und Aufhängen.
Für die Kloß-im-Hals-Momente, oder wenn du mal wieder denkst, dass die anderen Stimmen so viel besser klingen als deine eigene.

Deine Stimme zählt.
Lass nicht zu, dass sie fehlt
im Chor der Leuchtreklamen,
die im Dunkeln blinken und rufen,
dass die ganze Welt es hört:
Gott liebt dich!
Ganz genau so, wie du bist.





 


6 Kommentare:

  1. Liebe Reh,
    gerade eben lese ich auf "allen" Blogs von dem wunderbaren Wochenende das ihr hattet! Wie toll! Wunderbar eure Beschreibungen! Aber vor allem deine Wiedergabe des Wochenendes und deine Eindrücke haben mich berührt! Ja, es steckt so viel Wahres darin! Und ich glaube, du hast mich ermutigt viell. auch endlich in diese Richtung zu gehen... der Wunsch ist eigentlich schon sehr, sehr lange da... aber ich hatte halt immer Zweifel...und habe sie auch noch immer... Nur dein Schreiben, hat in mir etwas berührt....DANKE!!!
    LG Judith

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    1. Liebe Judith, das freut mich so sehr! Mich hat am Wochenende der Gedanke ermutigt, dass es egal ist, wieviele Menschen meine Stimme erreicht. Vielleicht gibt es nur eine einzige Person, die meine Stimme braucht, in einem bestimmten Moment. Und allein dafür lohnt es sich!
      Deine Stimme wird gebraucht, Judith - lass sie uns hören!
      Ganz liebe Grüße :)

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  2. Wow! Du hast das so toll zusammengefasst. Vielen Dank dafür und auch ganz besonders für dieses wunderschöne Bild, das ich mir gleich mal ausdrucken werde!

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    1. Danke, liebe Regina! Es war so schön, dich am Wochenende kennenzulernen. Danke für deine Stimme!

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  3. Sooo schön geschrieben, liebe Reh! Danke für den Text und das schöne Bild zum Ausdrucken! WIe schön, dass Du am Wochenende dabei warts! Deine Kreativität ist so bereichernd und es ist toll wie Du deine Stimme hier erklingen lässt!!!

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    1. Liebe Christina, hab vielen Dank! Danke, dass ihr dieses Wochenende initiiert und mit eurer Erfahrung, eurer Persönlichkeit - euren Stimmen bereichert habt. Danke für deinen Blog. Er gehört zu meinen all-time-favourites :)

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