Heute schwänzen wir mal den Gottesdienst. Wir haben es
einfach nicht rechtzeitig aus dem Bett geschafft, hundemüde wie wir waren, nach
der ersten Umzugsetappe gestern. Das Zimmer ist leer, Falko ist gerade mit
Noemi auf den Spielplatz gegangen, Samuel schläft und ich habe zum ersten Mal
seit Tagen nichts zu tun. Zeit. Die vergangenen Wochen waren bis an den Rand
gefüllt mit Streichen, Ausmisten, Kisten packen, Umzug organisieren, Kita
anschauen und dem ganz normalen Alltag mit zwei Kleinkindern, was anstrengend
war und gleichzeitig schön. Gestern fragte mich einer der Umzugshelfer, ob ich
mich auf die neue Wohnung freue, und ich konnte ihm nur antworten: „Ehrlich
gesagt, ich weiß es nicht. Irgendwie hinke ich emotional ziemlich hinterher…“ Zum
Nachdenken und Gefühle-Sondieren bin ich nämlich noch nicht gekommen. Bis
jetzt.
Erschöpfung
Ist das eigentlich ein richtiges „Gefühl“? Egal, ich bin zu
erschöpft, um darüber nachzudenken… Meistens merkt man ja erst, wenn man sich
für einen Moment hinsetzt und ausruht und einfach nichts tut, wie kaputt man
ist. So geht es mir gerade. Aber irgendwie ist die Erschöpfung nicht
unangenehm. Sie macht mich eher stolz, weil wir schon so viel geschafft haben!
Dankbarkeit
Hier spreche ich sicher nicht nur für mich, sondern auch für
Falko: Wir sind unendlich dankbar für die wunderbare Unterstützung, die wir
(nicht nur) gestern erfahren durften! Es haben sich so viele Leute hier und an
der neuen Wohnung eingefunden, um Möbel und Kisten zu schleppen, die nicht ihre
eigenen waren. Als das Auto ausgeladen war, haben sie sogar noch mit dem
Möbelaufbau begonnen und uns damit total viel Arbeit abgenommen. Und apropos
Auto: Ein Freund von uns hat sogar das Umzugsauto für uns gemietet, es morgens
abgeholt und abends zurückgebracht! Als er uns dieses Angebot machte, waren wir
für einen Moment echt sprachlos. Das ist so viel mehr, als wir hätten erwarten
können.
Wir sind auch dankbar, dass alles so schnell und
reibungslos, ohne Verletzungen oder Verzögerungen oder sonstige Pleiten
verlaufen ist. Wir sind dankbar für unsere neue Bleibe, und für die
wunderschöne Zeit, die wir in unserer „alten“ Wohnung verbringen durften, für
all die wertvollen Erinnerungen.
Anspannung
Einiges ist schon geschafft, vieles liegt noch vor uns:
Möbel kaufen und aufbauen, Kisten auspacken, die neue Küche wird geliefert, und
am Freitag werden wir endgültig in der neuen Wohnung einziehen. Werden wir das
alles schaffen, in der gesetzten Zeit? Finden wir auch für die zweite Etappe
genug Umzugshelfer? Was, wenn…? Der Druck hat nachgelassen, aber er ist noch
deutlich spürbar. Und in gewisser Weise brauche ich das auch: einen Antrieb,
eine Aufgabe, ein Ziel.
Stolz
Mit zwei kleinen Kindern umziehen und trotzdem irgendwie die
Nerven behalten, den Zeitplan einhalten und einen Hauch von Alltag bewahren –
irgendwie bin ich schon stolz, dass wir das bisher so gut hingekriegt haben. Auch,
dass ich es geschafft habe, meine eigenen Bedürfnisse ohne Murren für den
Augenblick zurückzustellen, und dass ich das Chaos so leicht ertrage (das ist
ganz gegen meine Natur!)…
Hm, wir sagen so leicht, dass wir auf etwas stolz sind. Und das ist ja auch ein
schönes Gefühl. Aber wenn ich es mir so recht überlege, ist das alles doch viel
weniger meine eigene Leistung als vielmehr GNADE. Der Monatsspruch für Mai
lautet: „Alles vermag ich durch IHN, der mir Kraft gibt.“ (Philipper 4,13) Das ist es, was ich gerade erfahre: Dass
Jesus mir Kraft schenkt. Eine Kraft, die meine eigenen Möglichkeiten bei Weitem
übersteigt! Und da sind wir wieder bei der Dankbarkeit…
Verliebtheit
Ja, ich bin verliebt in meinen Mann, der so stark ist, der
sich nicht beklagt und so vieles tut, aus Liebe zu mir und den Kindern. Wir
hatten kaum noch Zeit für uns in der letzten Zeit, aber diese ganze Umzugsphase
hat uns auch zusammengeschweißt. Wir erleben, wieder einmal, was alles geht,
wenn man zusammenhält!
Unsicherheit /
Zweifel
Werden wir uns in der neuen Wohnung bald zu Hause fühlen? Haben wir die richtige
Entscheidung getroffen? Hätten wir uns nicht noch mehr Wohnungen anschauen
sollen? Was, wenn die Nachbarn problematisch sind? Der Brief von der
Hausverwaltung an sämtliche Mieter, sie mögen es doch bitte unterlassen, „Lebensmittel
und Kleinstmüll“ aus den Fenstern und von den Balkonen zu werfen, stimmte uns
dann doch etwas nachdenklich… Nun ja, komische Leute gibt es überall. Und all
diese Grübeleien machen eigentlich keinen Sinn. Schaun mer mal, dann sehn mer scho, wie der Franke sagt…
Vorfreude
Ach, ich freu mich dermaßen auf unsere Spülmaschine! Und
darauf, wieder mehr Platz für Gäste zu haben. Auf die Badewanne, hauptsächlich
für die Kinder, natürlich ;) Ich freue mich auf den Spielplatz hinterm Haus,
darauf, Mahlzeiten auf dem Balkon einzunehmen, auf Herumgammeln auf der Couch
und darauf, dass Noemi ab Sommer in die Kita geht. Ich freue mich auf die
Aussicht, das Schlafzimmer bald nur noch mit meinem Mann zu teilen, auf
Erkundungsspaziergänge in unserer neuen „Hood“, darauf, sonntags länger
schlafen zu können, weil der Weg zum Gottesdienst sich halbiert hat. Ich freue
mich auf unsere neuen Nachbarn, auf neue Freunde, auf die Einweihungsparty…
Das wird so schön!
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