Mittwoch, 23. September 2015

Hurra, Hurra! - Meine Herbst-Liste



Autumn carries more gold in its pocket 
than all the other seasons. 
Jim Bishop



Vielleicht ist das der Grund, warum ich den Herbst so mag. Weil er golden ist. Und bunt – ich mag kräftige, erdige Farben. Purpurrot, braun, moosgrün, senfgelb. Ich mag auch, dass es jetzt wieder kühler wird und wir uns in dicke Klamotten kuscheln dürfen: Pullis, Strumpfhosen, Schals, Mäntel. Und Ponchos! Ich mag auch den Geschmack des Herbstes: Äpfel und Kürbisse, Zimt und Vanille, Suppe und heiße Schokolade. Ich freue mich darauf, morgens auf dem Balkon kleine Wolken in die kühle Luft zu atmen und am Abend Kerzen anzuzünden. Der Herbst zieht mich rein ins Haus, zu meinen Stricknadeln, zu Stempeln und Briefpapier und Pinseln und Notizbüchern. Der Herbst zieht auch Gäste an, finde ich, wir sitzen dann alle zusammen am großen Tisch und löffeln heiße Suppe, genießen lauwarme Tarte zum Nachtisch und veranstalten Spieleabende und Filmnächte. Jetzt ist die Zeit für Rotwein gekommen, für Gummistiefel, Hustenbonbons und dicke Schmöker.
Ja, ich liebe den Herbst. Vielleicht mehr als die anderen Jahreszeiten. Der Herbst ist warm – von innen – und er verheißt uns den Advent, lockt mit einer Prise Zimt die Weihnachtsfreude in mir hervor… Jetzt, mit Kindern, freue ich mich noch einmal ganz anders auf Weihnachten…

Aber jetzt ist erstmal Herbst und dies ist meine Herbst-Liste. Warum ich ihn liebe und was ich in den kommenden Monaten alles vorhabe:

Meinen Poncho tragen – ich hab mir sagen lassen, das wäre diese Saison das absolute „Must-have-Teil“. Wie auch immer, mein Poncho ist schon ein paar Jahre alt und ich liebe ihn. Mal abgesehen davon, dass der Herbst eigentlich die einzige Jahreszeit ist, zu der man (in unseren Breiten) Poncho tragen kann.

Stricken – vielleicht noch einen Poncho? Mit Zopfmuster? Das will ich dieses Jahr ja unbedingt noch lernen. Youtube-sei-Dank werde ich es bestimmt schaffen (die Tutorials von Elizza – sind total empfehlenswert!). Letztes Jahr habe ich lauter Sachen für die Kinder gestrickt, was auch echt toll war, aber ich habe festgestellt, dass mir das Winzige und Friemelige nicht so liegt. Wie auch beim Malen arbeite ich auch beim Stricken lieber Großflächig. Da wäre ein Poncho ideal…

Kulinarisch stehen die kommenden Monate natürlich im Zeichen des Apfels und des Kürbisses. Ich möchte neue Apfelkuchen und –tarte-Rezepte ausprobieren, meine bewährten Kürbis-Rezepte kochen bis zum Exzess und auch hier Neues ausprobieren. Am besten in großer Runde:

Thanksgiving feiern! Wahrscheinlich ohne Truthahn, aber mit lieben Gästen, schöner Deko und ganz viel Dankbarkeit. Vielleicht habt ihr schon vom Jahr der Dankbarkeit gehört, das in genau 10 Tagen mit Erntedank beginnt.Ich finde diese Initiative richtig gut und möchte mich daran beteiligen: Mit meiner Familie, mit einem Thanksgiving-Essen, mit meinem Blog…

Naturentdecker-Spaziergänge und unser Jahreszeiten-Tablett HERBST: Der Weg von unserer Wohnung bis zur Kita scheint jeden Tag ein bisschen länger zu werden. Seit wir dort Kastanien finden, bunte Blätter, Tannenzapfen und Eicheln, ist meine Tochter eine echte Sammlerin und Naturforscherin geworden. Jeden Tag bringen wir einige Stücke mit nach Hause und sammeln sie auf unserem neuen Jahreszeiten-Tablett. Dieses soll immer mit jahreszeittypischen Gegenständen (hauptsächlich) aus der Natur bestückt werden, sodass wir den Wandel der Natur noch besser auch in der Wohnung beobachten und erforschen können. Noemi legt ihre Fundstücke gerne darauf und betrachtet sie zwischendurch ausgiebig.


Im Oktober starten wir endlich mit unserem Jugend-Hauskreis! Schon lange wünsche ich mir einen Hauskreis – mich mit anderen über die Bibel austauschen, miteinander singen, nachdenken und beten, Gemeinschaft leben und einander besser kennenlernen, Gastfreundschaft üben. Durch unsere Kinder waren wir die letzten Jahre hauskreislos – aber diese Phase ist jetzt vorbei, haben wir beschlossen. Wir sind sehr gespannt auf die Jugendlichen und das, was sie einbringen, und ganz besonders auf das, was Gott tun wird!

Der Herbst ist eine kreative Jahreszeit. Ich glaube ja, dass Gott uns die vielen bunten Herbstblätter schenkt, damit uns die grauen Wolken nicht so sehr runterziehen… Jedenfalls finde ich die Herbstnatur sehr anregend und möchte diese kreative Energie nutzen: Meine Geburtstagsgutscheine einlösen und eine gute Zeit mit meinen Lieblingsgemeindemädels verbringen (beim Materialien shoppen und Keramik bemalen), und natürlich unsere Wohnung mit Hilfe meiner Tochter ein bisschen herbstlich dekorieren.

Auch darauf fiebere ich schon lange hin: Bible Art Journaling-Abende oder -Nachmittage bei uns zu Hause veranstalten! Nun ist mein Kleiner nicht mehr ganz so klein (schluchz!) und (fast) alles ist möglich! Rechnet also schon mal mit einer Einladung und freut euch mit mir auf eine gesegnete und schöpferische Zeit!

Der Herbst ist für mich sowas wie der Advent-Advent. Ich beginne, an Weihnachten zu denken und mich darauf zu freuen, überlege, wem ich einen Adventskalender schenken möchte und was für einen, ich lege Geschenke-Listen an und starte ausgefallenere Projekte. In diesem Jahr habe ich einige Ideen für Adventskalender – mehr dazu später :)


Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Herbst, eine goldene, laubraschelnde, kürbissüße, gemütliche, heiß-schokoladige, gemeinschaftsstiftende, dankbare Zeit! 
Danke euch allen für euer Da-Sein. Es bedeutet mir viel!


Sonntag, 20. September 2015

Kreativ-Blockaden überwinden





Es ist (so gut wie) Herbst – die Kreativ-Jahreszeit hat begonnen! Passenderweise bin ich gerade ganz begeistert von meinem neuen DIY-Projekt (was es genau ist, möchte ich aber hier noch nicht verraten…) und denke ständig darüber nach. Kennt ihr das, wenn man es gar nicht erwarten kann, eine Idee in die Tat umzusetzen? Am vergangenen Sonntagnachmittag öffnete sich mir ein Zeitfenster und ich setzte mich an den Tisch, mit Aquarellkasten, Pinseln und Papier und ganz genauen Vorstellungen, wie mein Ergebnis am Ende aussehen sollte. Zuerst machte ich mit Bleistift eine Skizze, die ich dann kolorierte. Aber schon mit der Bleistiftskizze war ich nicht so recht zufrieden. Und erst meine Aquarell-Stümperei! Es ist so frustrierend! Das entstandene Bild entsprach in keiner Weise dem, was ich mir vorgestellt hatte. Ich war ernüchtert. Und ein bisschen deprimiert. Anscheinend bin ich nicht annähernd so gut, wie ich immer denke. Von wegen, „das könnte ich auch!“ wenn ich schöne Illustrationen in einer Zeitschrift sehe oder ein Bild in einer Ausstellung. Mitnichten! Klarer Fall von Selbstüberschätzung, mal wieder.

Manchmal, wenn es ganz schlimm ist, verspüre ich den Impuls, einfach aufzugeben. Sieh doch ein, dass du es nicht drauf hast!, flüstert mir eine fiese Stimme zu. Du bist einfach schlecht. Eine Möchte-Gern, sonst nichts. Lass es besser sein. Alles. Auch deinen Blog. Interessiert doch eh keinen. Und so weiter. Es ist eine gemeine Stimme, und dumm ist sie noch dazu. Ich höre jetzt gar nicht mehr hin.
Denn ich muss kreativ sein, muss schreiben, es geht gar nicht anders.
Und mein Projekt schmeiße ich auch nicht hin. Schließlich ist es nicht für mich, sondern als Geschenk gedacht. Da beiße ich mich jetzt durch.

Von Gesprächen mit Freundinnen weiß ich, dass es nicht nur mir so geht – immer wieder höre ich, dass Kreativ-Projekte irgendwie nicht so geraten, wie man sie sich vorgestellt hatte. In der Woche habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wie ich positiv mit solchen Fehlschlägen umgehen könnte, und dies sind meine Ergebnisse:

Prozessorientiert statt ergebnisorientiert denken
Bei Kunst und Kreativität geht es eigentlich viel mehr um den Prozess als um das Produkt. Schon allein die kreative Betätigung macht glücklich und entspannt (und berauscht, irgendwie….). Also möchte ich mich wieder stärker in Achtsamkeit üben, also darin, im Hier und Jetzt zu sein. Das Blatt, der Pinsel, die Farben und ich, die Bewegung meiner Hand, das leise Geräusch des Pinsels, die Freude am Schöpferisch-Sein.

Übung macht die Meisterin
Ich habe es ja schon erwähnt – das mit der Aquarell-Malerei habe ich noch nicht so raus. Aber ich habe es auch noch nicht wirklich intensiv geübt. Wir werden besser, wenn wir etwas wiederholen. Es lohnt sich also, nicht zu schnell aufzugeben!

Aus Fehlern lernen
Mein Haupt-„Fehler“ beim Starten neuer Projekte ist, dass ich mich ziemlich kopflos hineinstürze. Wenn ich Feuer und Flamme für eine Idee bin, muss ich sie sofort umsetzen und nehme mir nicht die Zeit, alles zu durchdenken, die notwendigen Materialien zusammenzusuchen und so weiter. An irgendeinem Punkt komme ich dann nicht mehr weiter – und bin total frustriert. Weil es nicht so wird, wie ich es mir erträumt hatte.
Für mich bedeutet das also, erst einmal einen Schritt zurückzutreten und mir die Zeit zu gönnen, die eine Idee braucht um zum Projekt mit Hand und Fuß werden zu können.
Überhaupt bin ich eher der übereilige Typ… das ist auch beim Aquarellieren das Problem, glaube ich.

Neue Wege beschreiten
Vielleicht ist die Aquarelltechnik nicht die richtige für mein Projekt. Ich fühle mich damit unsicher und möchte lieber noch etwas üben (siehe oben) und vielleicht mal einen Kurs machen.
Wenn es wirklich mal aufs Ergebnis ankommt, weil man es verschenken möchte (zum Beispiel), ist es sinnvoll, eine Technik zu wählen, mit der man sich wohlfühlt.
Inzwischen habe ich ein paar Techniken ausprobiert: Ölkreiden (zu grob), Collage (zu aufwendig) und Buntstifte (hm…). Vielleicht werde ich am Ende doch zur Kamera greifen und die Fotos dann bearbeiten bzw. mit selbst gezeichneten Elementen ergänzen, mal sehen.

Sich besprechen
Mein Mann ist zwar selber kein „Künstler“, aber ich bin immer wieder über seine Kreativität erstaunt. Und es ist sowieso immer erhellend, mich mit ihm über meine Kreativ-Projekte auszutauschen. Er bringt mich auf neue Ideen. Und zum Lachen. Er ermutigt mich.
Eigentlich fände ich es total cool, eine Art „Künstler-Gruppe“ zu gründen. Mit Freundinnen gemeinsam kreativ werden und sich austauschen über die eigenen Projekte, seien es Fotos, Geschichten, Lieder, Bilder oder Gedichte…

Play to an audience of One
Ich bin kreativ, weil es mir Spaß macht. Und ich schenke gern, vor allem Selbstgemachtes. Mir ist aber aufgefallen, dass die Motivation hinter meinen Kreativ-Projekten oft unter anderem auch darin besteht, dass ich bewundert werden und von anderen hören möchte: „Wow, das hast du gemacht! Wie toll! Ich könnte sowas ja nicht…“ Diese verdrehte Herzenseinstellung muss ich immer wieder meinem Vater im Himmel hinhalten und meinen Fokus auf ihn richten. Denn alles, was wir tun, soll  zur Ehre Gottes geschehen. Und aus Liebe zu den Menschen, ihnen zu dienen. Und weil wir uns an den Gaben freuen, die Gott uns schenkt.

Was heißt schon „perfekt“? Der Abschied vom Ideal…
Meine Texte und Bilder werden eigentlich nie so, wie ich sie mir in meinem Kopf erträume. Sie sind nie „perfekt“. Ich habe mal gehört, dass die Teppichkünstler der Navajos bewusst einen Fehler in ihre Arbeiten einweben – einfach, weil der Teppich sonst nicht perfekt wäre. Es würde ja der Fehler fehlen! Oft hat das Fehlerhafte einen besonderen Reiz, der dem Glatten, Perfekten, Harmonischen total abgeht. Ich wünsche mir mehr Mut zum Unperfekten!

Finde deinen Stil – imitiere nicht andere!
Ach, es gibt so viele unendlich begabte kreative Menschen auf dieser Welt. Den meisten von ihnen kann ich nicht das Wasser reichen. Ich wäre nicht einmal in der Lage, sie zu imitieren… Sollte ich deshalb aufhören zu schreiben, zu zeichnen, zu malen? Nein – denn am Ende sind es doch meine Texte und Bilder, und niemand außer mir könnte so schreiben oder zeichnen oder dichten wie ich es tue. In gewisser Weise erfüllen wir doch durch das Ausleben unserer Kreativität einen göttlichen Auftrag. Wir sind fruchtbar, wir nehmen unser gelobtes Land ein, wir wuchern mit unseren Pfunden, wir verherrlichen den Schöpfer.
Wir dürfen unseren eigenen Stil entdecken! Ich bin bestimmt nicht die nächste Paula Moderssohn-Becker, aber das muss ich auch nicht sein. Weil ich einfach ich sein darf. (Danke für die Ermutigung, Shauna!)

Lasst uns den Ursprung aller Kreativität, unseren genialen Künstler-Schöpfer feiern, indem wir immer mehr entdecken, was wir mit unseren Händen, mit unseren Lippen, mit unseren Herzen und Köpfen erschaffen können! 


Donnerstag, 17. September 2015

Meine Mit-Jesus-erlebt-Kiste



Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott;
denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Psalm 42,6

Mit schmerzendem Rücken und noch schlaftrunken trete ich auf den Balkon. Die Sonne geht gerade auf, der Himmel ist tiefgrau – wie mein Herz, das so wund und verzagt und müde ist. Seit fast zwei Wochen kämpfe ich jeden Nachmittag mit meiner Tochter, die schreit und tobt und bockt, wenn ich sie aus der Kita abhole. Sie möchte bleiben, will nicht nach Hause. Klammert sich an der Erzieherin fest. Sie hat noch nie geweint, wenn ich mich von ihr verabschiedete. Aber sie weint, wenn ich wiederkomme. Und mein Herz blutet. Es tut einfach weh, jeden Tag.

Ich atme die kühle Luft ein und lasse meinen Blick über die Baumspitzen und Häuserdächer schweifen, über das Himmelsgrau. Und dann bemerke ich ihn, ganz zart und fein, ich ahne ihn mehr als dass ich ihn sehe – ein Regenbogen!
Ich weiß sofort, dass er nur für mich da ist an diesem Morgen. Ein göttliches Hoffnungszeichen.
Mit Gold durchwirkt ist das tiefe Grau des Himmels, und mir wird klar: Eigentlich dient dieser dunkle, trübe Ton nur als Leinwand für den Schimmer des Regenbogens. Die Dunkelheit ist nichts weiter als der Kontrast des Lichts, um es noch strahlender, noch leuchtender erscheinen zu lassen. Wenn die Sonne kommt, muss es weichen. Wo das Grau vom Licht beschienen wird, kann es auf Dauer nicht bestehen, da erstrahlt es bald in Orange, Lila, Purpur, Gold und Pink.

So ergeht es in diesem Augenblick auch der Finsternis in meinem Herzen, die plötzlich von Licht durchdrungen wird. Ich brauchte Hoffnung für diesen Tag – Gott schenkte mir ein Stück des Regenbogens. Und ich denke an die letzten Verse zurück, die ich gestern im Kolosser-Brief las: „das Geheimnis lautet: Christus in euch.“  Mit all dem, was mir gerade so schwer ist, bin ich ja nicht allein – wenn ich mich auch oft so fühle. Christus lebt in mir, und mit ihm die ganze Fülle des Wesens Gottes (Kolosser 2,9+10)! Gott wirkt in uns mit derselben Kraft, mit der er Jesus von den Toten auferweckte!

Nun bin ich gestärkt für diesen Tag. Auch wenn meine Tochter wieder einen Tobsuchtsanfall bekommen und ich mich hilflos und wie der schreckliste Mensch auf Erden fühlen werde – ich habe einen Regenbogen in der Tasche. Christus lebt in mir, ich bin nicht allein.

In dem Moment fällt mir meine Mit-Jesus-erlebt-Kiste wieder ein, die ich schon vor ein paar Jahren gebastelt habe. Wann immer ich etwas Besonderes mit Jesus erlebte, wann immer er uns beschenkte oder ermutigte oder versorgte, schrieb ich einen kleinen Zettel mit Datum, Ort und Erlebnis und legte ihn in meine Kiste. Inzwischen hat sich da schon so einiges angesammelt!  Und in schwierigeren Zeiten, wenn es mir schwerfällt, Gott wirklich zu vertrauen, lese ich mir die Zettel durch und werde darin bestätigt, im Vertrauen auf Ihn weiterzugehen.


Auf die Innenseite des Deckels habe ich einen Vers aus 5. Mose geschrieben: „Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein Leben lang. Und du sollst [es] deinen Kindern und Kindeskindern kundtun.“ (5. Mose 4,9) Nicht nur für mich und meinen Glauben sind diese Spuren Gottes in meinem Leben wichtig. Wir sind dazu aufgefordert, unsere Jesus-Begegnungen mit anderen zu teilen – besonders mit unseren Kindern. Wenn Noemi und Samuel älter sind, werden wir im Alltag gemeinsam auf Spurensuche gehen und anschließend Mit-Jesus-erlebt-Zettel schreiben. Darauf freue ich mich schon!



Seit ich den letzten Zettel schrieb, ist einige Zeit vergangen. Was nicht heißt, dass ich nichts mit Jesus erlebt hätte! – ich habe nur leider vergessen, diese Begegnungen aufzuschreiben.
Heute hole ich die Kiste hervor, nehme Stift und Papier zur Hand und schreibe. Vom Regenbogen in meiner Tasche und so vielen anderen Dingen, die Jesus getan hat.



Dienstag, 15. September 2015

Raum zum Leben



Die Idee spukte schon länger in meinem Kopf herum – heute habe ich sie endlich umgesetzt und für Noemi eine kleine Kreativ-Ecke im Kinderzimmer eingerichtet. 


Schon gestern Abend hatte Falko die beiden Aufbewahrungstaschen an den Schrank geschraubt, heute Vormittag habe ich sie dann mit Papier, Stiften, Pinseln, Tuschkasten und so weiter gefüllt. Die „unproblematischen“ Materialien kann Noemi selbstständig erreichen, während sich z.B. die Schere außerhalb ihrer Reichweite befindet. Außerdem klebte ich zwei bunte Platzsets auf die Tischplatte, um diese ein bisschen zu schützen, und befestigte mit Malerkrepp ein Blatt Papier darauf, legte Stifte bereit – wenn meine Tochter aus der Kita kommt, kann sie direkt loslegen!
Ich habe mir vorgenommen, dass Papier und Stifte immer für sie bereitliegen, sodass sie zwischendurch ein bisschen malen kann. Wenn wir Finger- oder Wasserfarben, Schere und Kleber benutzen, und für größere Projekte, werden wir aber sicherlich weiterhin an den Esstisch ausweichen, und das finde ich auch gut so. Ich liebe unseren Esstisch – an dem ich zum Beispiel auch meine Blogeinträge schreibe, auf dem ich die Wäsche zusammenlege, an dem wir Gäste empfangen, Gesellschaftsspiele spielen und kreativ werden.
Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie Noemi ihre Kreativ-Ecke gefällt und nutzt!





Aber nicht nur meine Tochter braucht Raum für ihre Kreativität! Schon kurz nach unserem Umzug habe ich für mich selbst eine Kreativ-Schublade gefüllt (hier habe ich davon berichtet) und bin total froh darüber. Sobald die Kinder aus dem Haus sind bzw. schlafen, und die wesentlichen Aufgaben des Haushalts erledigt sind, ziehe ich mich an den Esstisch zurück. Hier befindet sich mein Laptop, hier sind meine Notizbücher und Stifte und Masking Tapes, hier kann ich den Himmel sehen und die Pflanzen auf unserem Balkon (die erstaunlicherweise auch nach ein paar Wochen Aufenthalt bei uns noch ganz gut aussehen…), hier habe ich Raum für mich.

Sobald wir Eltern werden, verändert sich der eigene Lebensraum – die Wohnung (und alles andere…) wird „kindgerecht“ gemacht. Das ist natürlich gut und richtig so! Aber ich habe für mich gemerkt, dass ich auch noch Lebensraum für mich (und für unsere Ehe) brauche. Einen Rückzugsort. Schränke, die die Kinder nicht durchwühlen, Gegenstände, mit denen sie nicht spielen, Türen, die sie nicht öffnen dürfen. Meine Kreativ-Schublade ist so eine kinderfreie Zone. Unser Schlafzimmer gehört auch immer mehr dazu. Und ich spüre wie meine Seele aufatmet! Seit unserem Umzug in eine (deutlich) größere Wohnung bin ich deutlich entspannter. Weil ich hier wieder Lebensraum für mich habe. Zum Kreativ-sein, zum Lesen, zum Gäste bewirten, für Eheabende, zum Schreiben.

Gestern Nachmittag saß ich mit Elly an unserem Esstisch und freute mich an der Gemeinschaft mit ihr und ihrer Tochter. Wir haben uns lustigerweise über unsere Blogs kennengelernt (sie ist die wunderbare Christliche Diva) und festgestellt, dass wir beide The Big Bang Theory mögen, Startschwierigkeiten beim Mama-Sein hatten UND dass wir nur ein paar Kilometer voneinander entfernt wohnen! Ein Bloggerinnen-Treffen lag also nahe, und schon bald fanden wir uns in unserem Wohnzimmer wieder, und redeten darüber, wie sehr wir Freiräume brauchen, um für unsere Kinder eine bessere Mama sein zu können. Elly hat einen solchen Raum außerhalb ihrer vier Wände; gemeinsam mit drei Freundinnen hat sie ein Atelier gemietet, in das sie sich zurückziehen kann. Ein Traum!

Eine Frau aus der Gemeinde sagte neulich zu mir, sie habe den Eindruck, dass ich sehr gut auf meine eigenen Bedürfnisse achten kann. Für mich klang das zuerst total negativ, irgendwie egoistisch. Und ich fühlte mich gleich ein bisschen schuldig, schließlich ist es wahr. Ich habe kein Problem damit, das Staubsaugen auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn ich gerade einen Schreib-Flash habe oder etwas Nachtschlaf nachholen möchte, und Babysitter nehme ich auch sehr gern in Anspruch… Sie aber hatte ihre Bemerkung gar nicht abwertend gemeint, eher als Kompliment: „Nur wenn du selber aufgetankt hast, kannst du anderen etwas geben. Wenn du auf dich selber achtest, hast du mehr Kapazitäten um auf andere zu achten.“ Das leuchtet mir ein, und es entspricht auch meinen bisherigen Erfahrungen. Ein kleines bisschen egoistisch klingt es zwar immer noch für mich, aber sicher kommt es auf die richtige Balance an, auf ein Nicht-Zuviel und ein Nicht-Zu-Wenig.

Wir brauchen Oasen in unserem Leben. Gott weiß das. Er hat uns so geschaffen! Und ich entdecke in meinem Kanaan immer mehr versteckte Plätze, die mich zum Innehalten und Aufatmen einladen: Zehn Minuten Bibellesen, bevor meine Tochter schlaftrunken ins Wohnzimmer schlurft. Eine Zeitschrift durchblättern und dabei einen Tee trinken, während mein Sohn sein Vormittagsschläfchen pflegt. Meine Kreativ-Schublade und die hintere Ecke des Esstischs. Unser fast kinderfreies Schlafzimmer. Einen Spaziergang machen. Allein eine Kunstausstellung besuchen. Oder ein Café…

Für heute möchte ich dich einladen, darüber nachzudenken, wo du deinen persönlichen Lebensraum hast. Wohin kannst du dich zurückziehen, um alleine zu sein und aufzuatmen? Was hilft dir aufzutanken? Was könntest du tun, um einen solchen Ort für dich zu entdecken oder zu schaffen?


Mein Besitz und mein Erbe ist der Herr selbst. Ja, du teilst mir zu, was ich brauche!
Was du mir für mein Leben geschenkt hast, ist wie ein fruchtbares Stück Land, das mich glücklich macht. Ja, ein schönes Erbteil hast du mir gegeben!
Psalm 16, 5+6