Die Idee spukte schon länger in meinem Kopf herum – heute habe
ich sie endlich umgesetzt und für Noemi eine kleine Kreativ-Ecke im
Kinderzimmer eingerichtet.
Schon gestern Abend hatte Falko die beiden
Aufbewahrungstaschen an den Schrank geschraubt, heute Vormittag habe ich sie
dann mit Papier, Stiften, Pinseln, Tuschkasten und so weiter gefüllt. Die „unproblematischen“
Materialien kann Noemi selbstständig erreichen, während sich z.B. die Schere
außerhalb ihrer Reichweite befindet. Außerdem klebte ich zwei bunte Platzsets auf
die Tischplatte, um diese ein bisschen zu schützen, und befestigte mit
Malerkrepp ein Blatt Papier darauf, legte Stifte bereit – wenn meine Tochter
aus der Kita kommt, kann sie direkt loslegen!
Ich habe mir vorgenommen, dass Papier und Stifte immer für
sie bereitliegen, sodass sie zwischendurch ein bisschen malen kann. Wenn wir
Finger- oder Wasserfarben, Schere und Kleber benutzen, und für größere Projekte,
werden wir aber sicherlich weiterhin an den Esstisch ausweichen, und das finde
ich auch gut so. Ich liebe unseren Esstisch
– an dem ich zum Beispiel auch meine Blogeinträge schreibe, auf dem ich die
Wäsche zusammenlege, an dem wir Gäste empfangen, Gesellschaftsspiele spielen
und kreativ werden.
Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie Noemi ihre
Kreativ-Ecke gefällt und nutzt!
Aber nicht nur meine Tochter braucht Raum für ihre
Kreativität! Schon kurz nach unserem Umzug habe ich für mich selbst eine
Kreativ-Schublade gefüllt (hier habe ich davon berichtet) und bin total
froh darüber. Sobald die Kinder aus dem Haus sind bzw. schlafen, und die
wesentlichen Aufgaben des Haushalts erledigt sind, ziehe ich mich an den
Esstisch zurück. Hier befindet sich mein Laptop, hier sind meine Notizbücher
und Stifte und Masking Tapes, hier kann ich den Himmel sehen und die Pflanzen
auf unserem Balkon (die erstaunlicherweise auch nach ein paar Wochen Aufenthalt
bei uns noch ganz gut aussehen…), hier habe ich Raum für mich.
Sobald wir Eltern werden, verändert sich der eigene
Lebensraum – die Wohnung (und alles andere…) wird „kindgerecht“ gemacht. Das
ist natürlich gut und richtig so! Aber ich habe für mich gemerkt, dass ich auch
noch Lebensraum für mich (und für unsere Ehe) brauche. Einen Rückzugsort.
Schränke, die die Kinder nicht durchwühlen, Gegenstände, mit denen sie nicht spielen,
Türen, die sie nicht öffnen dürfen. Meine Kreativ-Schublade ist so eine kinderfreie Zone. Unser Schlafzimmer
gehört auch immer mehr dazu. Und ich spüre wie meine Seele aufatmet! Seit
unserem Umzug in eine (deutlich) größere Wohnung bin ich deutlich entspannter.
Weil ich hier wieder Lebensraum für mich habe. Zum Kreativ-sein, zum Lesen, zum
Gäste bewirten, für Eheabende, zum Schreiben.
Gestern Nachmittag saß ich mit Elly an unserem Esstisch und
freute mich an der Gemeinschaft mit ihr und ihrer Tochter. Wir haben uns
lustigerweise über unsere Blogs kennengelernt (sie ist die wunderbare Christliche Diva) und festgestellt, dass wir beide The
Big Bang Theory mögen, Startschwierigkeiten beim Mama-Sein hatten UND dass
wir nur ein paar Kilometer voneinander entfernt wohnen! Ein
Bloggerinnen-Treffen lag also nahe, und schon bald fanden wir uns in unserem
Wohnzimmer wieder, und redeten darüber, wie sehr wir Freiräume brauchen, um für
unsere Kinder eine bessere Mama sein zu können. Elly hat einen solchen Raum
außerhalb ihrer vier Wände; gemeinsam mit drei Freundinnen hat sie ein Atelier
gemietet, in das sie sich zurückziehen kann. Ein Traum!
Eine Frau aus der Gemeinde sagte neulich zu mir, sie habe
den Eindruck, dass ich sehr gut auf meine eigenen Bedürfnisse achten kann. Für
mich klang das zuerst total negativ, irgendwie egoistisch. Und ich fühlte mich
gleich ein bisschen schuldig, schließlich ist es wahr. Ich habe kein Problem
damit, das Staubsaugen auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn ich gerade
einen Schreib-Flash habe oder etwas Nachtschlaf nachholen möchte, und
Babysitter nehme ich auch sehr gern in Anspruch… Sie aber hatte ihre Bemerkung
gar nicht abwertend gemeint, eher als Kompliment: „Nur wenn du selber
aufgetankt hast, kannst du anderen etwas geben. Wenn du auf dich selber
achtest, hast du mehr Kapazitäten um auf andere zu achten.“ Das leuchtet mir
ein, und es entspricht auch meinen bisherigen Erfahrungen. Ein kleines bisschen
egoistisch klingt es zwar immer noch für mich, aber sicher kommt es auf die
richtige Balance an, auf ein Nicht-Zuviel und ein Nicht-Zu-Wenig.
Wir brauchen Oasen in unserem Leben. Gott weiß das. Er hat
uns so geschaffen! Und ich entdecke in meinem Kanaan immer mehr versteckte
Plätze, die mich zum Innehalten und Aufatmen einladen: Zehn Minuten Bibellesen,
bevor meine Tochter schlaftrunken ins Wohnzimmer schlurft. Eine Zeitschrift
durchblättern und dabei einen Tee trinken, während mein Sohn sein
Vormittagsschläfchen pflegt. Meine Kreativ-Schublade und die hintere Ecke des
Esstischs. Unser fast kinderfreies Schlafzimmer. Einen Spaziergang machen.
Allein eine Kunstausstellung besuchen. Oder ein Café…
Für heute möchte ich dich einladen, darüber nachzudenken, wo
du deinen persönlichen Lebensraum hast. Wohin kannst du dich zurückziehen, um
alleine zu sein und aufzuatmen? Was hilft dir aufzutanken? Was könntest du tun,
um einen solchen Ort für dich zu entdecken oder zu schaffen?
Mein Besitz und mein Erbe ist der Herr selbst. Ja, du teilst mir zu, was
ich brauche!
Was du mir für mein Leben geschenkt hast, ist wie ein fruchtbares Stück Land,
das mich glücklich macht. Ja, ein schönes Erbteil hast du mir gegeben!
Psalm 16, 5+6
Ja, das Atelier ist wirklich ein Traum; auch wenn ich selbst noch viel zu selten hinkomme. Vielleicht schaffen wir es ja in naher Zukunft, zusammen mal dorthin zu fahren. ;)
AntwortenLöschenSehr, sehr gern - das würde mich freuen!
LöschenAlles klar!!
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