Stand der Dinge – Augenringe? Ja, irgendwie schon. Die
letzten Wochen waren (und sind) ziemlich anstrengend: Falko ist diesen Monat
einige Tage berufsmäßig unterwegs, Samuel wacht nachts alle zwei Stunden auf
und findet schwer zurück in den Schlaf und seine große Schwester verarbeitet
den Kita-Start mit Hilfe heftigster Tobsuchtsanfälle (unter anderem beim Abholen
von der Kita und vor dem Schlafengehen). Den Haushalt lasse ich gerade mal
wieder ein bisschen schleifen, weil ich einfach nur müde und erschöpft bin.
Und trotzdem – es geht mir gut und ich bin sehr, sehr
dankbar. Komisch eigentlich.
Es ist zwar erst September, aber ich denke zur Zeit schon
recht viel an Weihnachten und daran, dass auch dieses Jahr bald zu Ende geht; ein
Jahr, für das ich mir ja ein paar Dinge vorgenommen hatte. Erinnert ihr euch an
meine Liste 15 für 2015? Den aktuellen Jahreszeitenwechsel möchte ich diesmal
zum Anlass nehmen, Zwischenbilanz zu ziehen und mich neu auf das zu
fokussieren, was ich gern erreichen möchte, bis der Kalender 2016 anzeigt (das
wird auch ein spannendes Jahr – ich werde 30!!!).
Check! Samuel ist inzwischen fast acht Monate alt und
richtig gut in unserer Familie angekommen. Wir sind unendlich froh, ihn zu
haben. Ok, er könnte nachts mal durchschlafen und es wäre auch schön, wenn die
Spuckerei endlich aufhörte… aber das ist
eigentlich auch alles, was ich Schlechtes über unser jüngstes Familienmitglied
sagen kann. Er ist gesund und fit und süß und lieb und unheimlich witzig. Abgesehen
von ein paar leicht brutalen Machtdemonstrationen zwischendurch geht Noemi sehr
liebevoll mit ihrem Bruder um, und es ist Mama-Glück pur, die beiden zusammen
zu beobachten. Und ich – oh Wunder! – meistere den Alltag. Überwinde die
alltäglichen Herausforderungen inzwischen ziemlich gut, und das normalerweise
allein. Was sicherlich auch daran liegt, dass unsere Kinder grundsätzlich kooperativ
sind und immer gut mitmachen, wenn’s drauf ankommt. Gott sei Dank!
2. Schreiben.
Jeden Tag – sei es auch nur ein Wort. Meinen Blog pflegen – möglichst jede
Woche einen Eintrag. Mein Buchprojekt beenden und einschicken.
Check! Das mit den regelmäßigen Blogeinträgen erlebt ihr ja
selber ;) Es gibt Phasen, in denen schreibe ich mehr und dann schreibe ich auch
wieder weniger – und manchmal schreibe ich nur noch für den Blog, das ist dann
nicht so gut. Aber ich bleibe dran und genieße es total. Schreiben ist mein Ausgleich.
Meine Medizin, meine Therapie, meine Freundin, mein Gebet, meine Freude.
3. Stricken:
Das Zopfmuster lernen.
Wie gut, dass der Herbst da ist! Dann kann ich meine
Stricknadeln rausholen und loslegen. Das Zopfmuster steht noch aus.
4. Eine neue Bleibe finden und darin ankommen. Nachbarschaftliche Bande knüpfen.
Half-check. Und so viele Gründe zum Danken: Unsere neue
Wohnung ist so schön und wir fühlen uns alle sehr, sehr wohl hier. Wir haben so
viel Platz – ganz neue Möglichkeiten, Gäste zu beherbergen, Partys zu feiern –
oder sich mal zurückzuziehen.
Was allerdings das Ankommen im neuen Bezirk und der
Hausgemeinschaft angeht, hinken wir noch etwas zurück. Ich vermisse unseren „alten“
Bezirk sehr und fühle mich hier, am neuen Ort, oft fremd und irgendwie… anders.
Hier im Haus sind mir zwar bisher nur freundliche und hilfsbereite Menschen
begegnet, gleichzeitig ist mir bewusst, dass es auch problematische Mieter
gibt: Müll und Uringeruch im Aufzug, Beschwerden am schwarzen Brett über laute Gelage
und brennende Zigaretten, die auf fremde Balkone geworfen werden, auch
Zigaretten im Sandkasten und Babys, die Fanta aus der Dose zu Trinken bekommen,
Streitigkeiten, die ich am Rande mitkriege.
Wir haben es immer noch nicht hinbekommen, unseren
unmittelbaren Nachbarn Kuchen vorbeizubringen und uns vorzustellen. Wir haben
auch noch niemanden eingeladen, obwohl wir das von Anfang an vorhatten. Ich
stelle bei mir die Tendenz fest, mich als etwas Besseres zu fühlen, Vorurteile
zu hegen. Da war es total gut, dass mir eine Freundin bei der Einweihungsparty
sagte: „Hier habt ihr die Möglichkeit, Salz und Licht zu sein.“ Ja, das stimmt!
Und ich denke immer mehr darüber nach, wie das konkret aussehen könnte.
Ok, da ich hab eine gute Ausrede: Thanksgiving kommt erst
noch!
Trotzdem, Gastfreundschaft und Feiern sind uns wichtig und
wir machen kleine Mini-Schritte in diese Richtung.
Ähem. Weiß nicht, ob ich das dieses Jahr noch schaffe. ABER
ich habe diese Woche festgestellt, dass mir Vor-Noemi-Hosen wieder passen! Ich
finde, das zählt auch irgendwie…
Wenn ich auf die vergangenen Monate zurückschaue, sehe ich,
dass Gott in diesem Bereich an meinem Herzen gearbeitet hat. Ich bin
zufriedener als ich es vor einem Jahr um diese Zeit war, dankbarer, mehr im
Hier und Jetzt, glücklicher. Und ich glaube, dass ich mich auch etwas seltener
beklage. Auch dafür bin ich wiederum dankbar. Ja, auch die Dankbarkeit nehme
ich dankbar aus Gottes Hand.
Seit fast zwei
Wochen lese ich wieder jeden Morgen in der Bibel. Wenn ich aus dem Bad komme
und die Kinder noch schlafen (beziehungsweise in ihren Betten liegen…), setze
ich mich auf die Couch und lese einen Abschnitt oder ein Kapitel. Angefangen
habe ich mit dem Epheserbrief, heute habe ich Philipper beendet. Die ersten
Tage waren es nur die Bibel und ich, ich verzichtete auf Unterstreichungen oder
Notizen (wie sie sonst meine Art sind), und Gott sprach einfach so zu mir, ganz
eindrücklich, durch sein Wort. Gestern habe ich dann doch begonnen, mir etwas
aufzuschreiben, weil ich Gottes Reden irgendwie bewahren, nicht vergessen
wollte. Es gibt immer wieder Durststrecken, in denen ich von solchen notierten Gottesbegegnungen
sehr profitiere.
Für den Moment
bin ich sehr glücklich mit dieser Herangehensweise und solange die Kinder es
mir ermöglichen, möchte ich so weitermachen.
Neu ausprobiert
habe ich das Bible Art Journaling und war sehr begeistert davon. Es erscheint
mir fast „ungeistlich“ zu schreiben, es habe mir „Spaß gemacht“ (Überreste
meiner familiären Prägung…), aber so war es! Dafür braucht man allerdings etwas
mehr Zeit und Ruhe, sodass ich es nicht so leicht zwischendurch einschieben
kann.
Und einen
Hauskreis starten wir auch ganz bald, mit einigen Jugendlichen aus unserer
Gemeinde. Darauf bin ich schon total gespannt und freue mich total – mit jungen
Leuten in der Bibel lesen, den vertrauten Worten mit einem frischen Blick
begegnen und Gemeinschaft haben. Das wird gut.
Unsere Abende
werden allmählich ruhiger und wir haben wieder mehr Zeit für uns als Paar. Mit
einem kleinen Säugling ist das mit den Eheabenden ja immer so eine Sache… nun
schläft unser Kleiner aber immer früher und wir können eigentlich wieder mit
den Eheabenden starten. Ich bin froh, dass meine 15-für-2015-Liste mich wieder
daran erinnert hat!
Ok, ich glaube,
darin bin ich immer noch ziemlich schlecht… Aber ich möchte das üben und immer
besser lernen.
Check! Die
Ordner-Version hat sich auf jeden Fall bewährt und ich habe schon einige neue
Rezepte aufgenommen.
Noch so eine
Baustelle, an der sich praktisch nichts getan hat. In unserem neuen Bezirk gibt
es leider nicht so viele (schöne) Spielplätze wie in unserer alten Gegend, und
wenn man mal auf den Spielplatz geht, trifft man dort kaum andere Kinder und
deren Eltern an. Hier haben viele Leute einen eigenen Garten und gehen dann
nicht unbedingt auf öffentliche Spielplätze. Auf diese Weise kann ich also
keine neuen Bekanntschaften knüpfen.
Dafür ist Noemi
jetzt in der Kita und es gibt Berührungspunkte mit anderen Eltern. Bisher hat
sich da noch nichts weiter ergeben, aber das wird vielleicht noch, wenn die
Kinder etwas größer sind und sich nachmittags zum Spielen verabreden.
Mein Plan war
eigentlich, mich mit Samuel einer Spielgruppe anzuschließen, aber meine
Vormittage waren in letzter Zeit so gut gefüllt (und ich war so müde), dass ich
in der Richtung bisher noch nichts unternommen habe. Auch hier im Haus gibt es
eigentlich viele Kinder und viele Mamas, aber auch da ist noch nichts passiert…
Ich weiß, Kontakte
und Freundschaften „passieren“ nicht unbedingt. Sicherlich müsste ich aktiver
werden und mehr auf andere zugehen. Das fällt mir jedoch ziemlich schwer, immer
noch.
Es gibt nach
wie vor Wut in meinem Leben. Aber deutlich weniger, und die Wut ist nicht mehr
so heiß, nicht mehr so übermächtig, nicht mehr so überwältigend und so
plötzlich. In der Umzugsphase hatte ich sehr stark damit zu kämpfen und fühlte
mich oft wie ein einziges Nervenbündel. Manchmal hätte ich am liebsten die
Einrichtung zerkloppt, manches Mal schrie ich in ein Kissen, weil ich so
verzweifelt, so frustriert, so unglücklich war. Und ich hasste mich dafür. Ich
war so, wie ich niemals sein wollte.
Wenn ich mich
jetzt selbst beobachte, wie ich auf stressige Situationen oder bockige bzw.
nicht-schlafen-wollende Kinder reagiere, bin ich tatsächlich überrascht, dass
ich nicht mehr ausflippe. Es gibt zwar immer noch Momente, in denen ich laut
werde, aber ich verliere nicht mehr die Kontrolle. Ich bin stabiler und verlässlicher
geworden. Ich kann auch besser damit umgehen, wenn mein Mann später von der Arbeit
kommt oder zwei Tage verreist und ich mit den Kindern allein bin. Noch vor ein
paar Wochen machten mir solche Situationen Angst, heute ist es nicht mehr so.
Sicherlich hat
das alles damit zu tun, dass unser Leben sich entspannt hat. Wir sind in der
Wohnung gut angekommen, Noemi geht vormittags in die Kita, ich habe wieder mehr
Zeit für mich und meine Projekte. Das tut mir sicherlich gut und trägt dazu
bei, dass ich mehr abkann. Aber das wird als alleinige Erklärung nicht
ausreichen. Nein, ich bin davon überzeugt, dass Gott auch hier an mir
gearbeitet hat und weiter arbeitet. Dass meine Wut geschrumpft ist, hängt mit
der Dankbarkeit zusammen, die ich nun stärker empfinde. Außerdem hat Gott mir
das Bild von meinem Kanaan gegeben,
meinem verheißenen Land, was mir sehr hilft. Ich bin zur Zeit sehr, sehr
glücklich als Mama und Hausfrau – aber dazu weiter unten mehr.
14. Kreativität: Linolschnitt ausprobieren. Mal wieder ein großes
Bild malen. Zeichnen. Karten gestalten. Fotografieren.
Ach stimmt, der
Linolschnitt! Der steht für dieses Jahr noch aus. Vielleicht wäre das die
richtige Technik für die diesjährigen Weihnachtskarten… Insgesamt betätige ich
mich wieder mehr kreativ und habe auch Lust bekommen, dies gemeinsam mit meiner
Tochter zu tun. Sie kommt immer mehr in das Alter, in dem sie das kann, sie
wird motorisch geschickter und kann sich länger auf eine Beschäftigung
konzentrieren. Kreative Aktivitäten sind für mich ein wichtiger Ausgleich und
ich bin immer wieder begeistert, welche Möglichkeiten Gott uns geschenkt hat,
uns gestalterisch und schöpferisch auszutoben!
Ganz oben habe ich es schon erwähnt – tagsüber fordert mich gerade
meine Tochter sehr und nachts lässt mich mein Sohn nicht schlafen. Und doch bin
ich dankbar, zufrieden und glücklich. Und das allein ist für mich ein großes
Geschenk, ein Wunder geradezu!
Denn ich habe schon Tage erlebt, an denen manches besser
lief und ich trotzdem unglücklich war. Und verrückterweise finde ich das Leben
mit zwei Kindern schöner (und einfacher) als mit einem Kind. Ich entdecke in
mir selbst den Wunsch, noch ein bisschen länger mit den Kindern zu Hause zu
sein, anstatt mich sofort nach Samuels Kita-Eingewöhnung ins Arbeitsleben zu
stürzen. Ich lerne die Zeit mit den Kindern, unseren Tagesrhythmus, das
Zuhause-Sein immer mehr zu schätzen. Mein Gefühl für die Kinder intensiviert sich
– ich verstehe sie immer tiefer, fühle mit ihnen, kann besser auf sie eingehen,
ihnen helfen. Es fällt mir leichter, meine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen
– ja, tatsächlich! Wenn Samuel sein Mittagessen ausspuckt und mit den Händen
auf dem Boden verstreicht (er hat jetzt einen ganz schönen Aktionsradius und
manchmal bemerke ich es zu spät…), dann mache ich wieder sauber und die Sache
hat sich damit erledigt. Wenn ich nachts mit ihm durchs kalte Wohnzimmer
tigere, verspüre ich nur noch Müdigkeit und keine Wut oder Verzweiflung mehr. Wenn
Noemi einen Wutanfall bekommt, suche ich die Schuld nicht mehr bei mir. Ich
kann ihre Wut besser ertragen. Ich kann die Dinge leichter so nehmen, wie sie
sind, und einfach weitermachen.
Wenn ich auf die Monate seit der Geburt meines Sohnes
zurückblicke, bin ich unendlich dankbar für all das Wachstum, das Gott
geschenkt hat – meinen Kindern, uns als Familie und mir. Ich bin dankbar für
seinen Reichtum, seine Gnade, seine Liebe, mit der er uns Tag für Tag aufs Neue
überschüttet. Unverdienterweise. Und ohne zu Knausern.
Früher habe ich nicht verstanden, was die Leute damit meinten,
wenn sie sagten, dass es ein „Abenteuer“ ist, mit Jesus unterwegs zu sein.
Darunter konnte ich mir nichts vorstellen. Auch jetzt ist mein Leben nicht
unbedingt abenteuerlich im Sinne von
gefährlich/exotisch/außergewöhnlich. Aber es ist trotzdem spannend und es passieren Dinge – kleine Dinge, wie
Erdbeeren im September oder dass mein Sohn sich quer durchs Zimmer kullert oder
dass meine Tochter sich nach einem Wutanfall minutenlang an mich kuschelt oder
dass mein Mann und ich uns immer wieder neu füreinander entscheiden... Wachstum
passiert. Wunder geschehen. Und ich sage DANKE.
Liebe Rebekka,
AntwortenLöschenan dieser Stelle dir einfach mal wieder ein Dankeschön für deine Zeilen, für deine Ehrlichkeit, für deine Gedanken die du teilst. Ich bin oft nur eine stille Leserin, aber ich freue mich, dass du an TOP 2 auf deiner Liste ganz gut arbeitest ;) Danke für al deine Ehrlichkeit, die geteilten Gedanken, den geteilten Frust, die geteilte Freude, deine aufrichtige Ehrlichkeit und die manchmal inspirierenden Anregungen, die dein Blog bietet.
Ich wünsche dir viel Kraft und Segen für alle kleinen und großen Herausforderungen des Alltags - und dass dir neben all der Reflexion manchmal auch einfach dein Herz erzählen kann, was für eine wunderbare Frau du bist - das schimmert durch deinen Blog durch, und das bist du so viel mehr noch in den liebenden Augen deines himmlischen Vaters!
Liebe Grüße sendet theedee
Liebe Theedee, ich danke DIR! Danke für deine ermutigenden und wohltuenden Worte, sie haben mir sehr gut getan.
LöschenEs freut mich, dass du immer noch dabei bist :)
Ganz liebe Grüße zurück, unser Vater im Himmel segne dich!