It is well
with my soul.
Unser Leben wie es gerade ist, ist sehr gut – ich bin
dankbar für unsere Familie, für die Kinder, für Freundschaften, für viel Zeit
miteinander. Eigentlich läuft alles perfekt. Und doch gibt es da einen
Herzenswunsch, eine Sehnsucht, die ich manchmal sogar als eine gewisse Leere empfinde,
inmitten all der Fülle, in der ich lebe.
Manchmal wollen wir etwas so sehr, dass dieser Gedanke alles
andere in den Hintergrund drängt, dass sich vieles nur noch um dieses eine
Thema dreht und wir uns unglücklich fühlen, obwohl es doch so viele Gründe zum
Danken gibt. In meinem Fall ist es die Sehnsucht nach einem dritten Kind, bei
anderen mag es der Wunsch nach einem eigenen Haus sein, nach einem anderen Job,
oder was auch immer. Es ist ein sensibles Thema, und keines, über das ich gern
spreche, aber ich glaube, dass es sich trotzdem lohnt – einfach weil die
Problematik viele betrifft, in welcher Form und Dimension auch immer, und weil
es hier Raum zum Wachsen gibt. Für mich ist das Loslassen dieses
Herzenswunsches aktuell die größte Herausforderung, und ein Weg, damit
umzugehen, ist das Schreiben.
Es ist wirklich komisch, eigentlich, denn zweimal wurde ich
ganz schnell und ziemlich ungeplant schwanger. Wir hatten uns über
„Familienplanung“ keine allzu großen Gedanken gemacht, was wahrscheinlich auch
das Beste war – denn zur Zeit erlebe ich ja (mal wieder), wie das bei mir
läuft, wenn ich mich in etwas hineinsteigere… Dass wir ein drittes Kind wollen,
stand für uns nach Samuels Geburt grundsätzlich fest, aber mit zwei Kleinkindern
waren wir ausgelastet und glücklich und mir stand nicht der Sinn nach einer
weiteren Schwangerschaft.
Das hat sich mittlerweile geändert. Unser „Kleiner“ wird
nächste Woche zwei Jahre alt, er geht halbtags in die Kita und ist ein
selbstbewusster, kleiner Kerl, der überhaupt nichts mehr von einem Baby hat
(abgesehen von seinen babyspeckigen Händen und Füßen, die liebe ich!). Parallel zu seiner Eingewöhnung in der Kita begann
ich, Folsäuretabletten einzunehmen. Vorsorglich.
Und nun warte ich.
Mir ist klar, dass vier Zyklen gar nichts sind.
Und doch hätte ich jedes Mal heulen können, als ich wieder
meine Tage bekam.
Es ist verrückt, wie sehr ich mich in den Wunsch nach einer
Schwangerschaft hineinsteigern, wie ich meinem Körper Schwangerschaftssymptome
anhängen kann!
Als meine Periode vor ein paar Tagen wieder einsetzte, war
ich total fertig. Zwei Tage lang hatten meine Gedanken sich nur darum gedreht,
ob ich vielleicht doch schwanger sein
könnte…
Bin ich nicht.
Und dann beschloss ich: Jetzt
ist Schluss! So kann das nicht weitergehen, so will ich das nicht. Ich will
nicht, dass jede Ankündigung eines neuen Erdenbürgers, jeder Anblick eines
Babybauchs mir einen Stich versetzt.
Ich muss loslassen.
Mir ist klar, dass sich das hier für manche von euch komisch
anhören muss – was für „Probleme“ ich hier konstruiere, schließlich habe ich ja
schon zwei Kinder, hatte bisher keine Schwierigkeiten beim schwanger werden und
keine Ahnung davon, wie es wirklich
ist, wenn es nicht klappt. Wenn man es jahrelang versucht. Oder wenn man ein
Baby verliert.
Das stimmt.
Doch ich glaube, dass ich gerade eine Ahnung davon bekomme,
wie verzweifelt und schmerzhaft ein Kinderwunsch (oder auch ein sonstiger
Wunsch!) sein kann. Ich konnte das bisher nur sehr begrenzt nachvollziehen, nun
mache ich – zumindest emotional – eine ähnliche Erfahrung.
Das, was ich gerade lerne, und wie ich versuche, damit
umzugehen, ist (so hoffe ich jedenfalls) trotzdem hilfreich – denn das
Loslassen müssen wir wohl alle üben...
5x
Loslassen
Ich gebe meinen
Wunsch an Jesus ab, wieder und wieder und wieder
Wir haben es alle schon so oft gehört und manchmal mögen wir
es nicht mehr hören, aber es steckt für mich doch viel Trost darin: Jesus weiß, was gut für uns ist und er kennt
den richtigen Zeitpunkt.
Daran halte ich mich fest. Dass er alles richtig machen wird
– so oder so.
Im Gebet sage ich ihm, dass ich ihm vertrauen möchte und
dass es ok für mich ist, so wie er es für richtig hält. Vielleicht bleiben wir
zu viert. Das ist gut. Vielleicht bekommen wir schon bald noch ein Kind.
Vielleicht dauert es noch ein paar Monate oder sogar Jahre. Das ist auch gut.
Und Er weiß, warum.
Ich bleibe mit meinem
Herzenswunsch nicht allein
Dass wir ein drittes Kind möchten, haben wir auf Nachfrage
hin durchaus positiv beantwortet, jedoch eher vage, und wir haben nicht
unbedingt von selbst das Thema angesprochen. Dass wir inzwischen wirklich
„bereit“ sind und es uns wünschen, haben wir niemandem erzählt.
Und das ist auch sicher ok so, es ist eine sehr persönliche
Angelegenheit, die ja niemanden außer uns etwas angeht (und ich mag es nicht, wenn Menschen mich darauf ansprechen, die mir nicht besonders nahestehen). Mir hat es aber
geholfen, mich einer Freundin gegenüber zu öffnen und ihr zu berichten, was
gerade bei mir passiert. Es tat mir gut, dass sie mich so gut verstand!
Für mich war es das richtige, nicht länger damit allein zu
bleiben, sondern mir jemanden zu suchen, der ein Stückchen dieser Last mit mir
trägt – jemanden, der für mich betet, der mir zuhört, der mich beruhigt.
Und auch hier, in aller Öffentlichkeit, darüber zu schreiben, fühlt sich richtig an.
Ich drücke meinen
Wunsch kreativ aus, schreibend und malend
Das ist generell meine Art, mit den Dingen umzugehen, die
mich beschäftigen. Ich muss sie rauslassen, irgendwie. Da tut es mir gut, meine
Gefühle dem Tagebuch anzuvertrauen, einfach drauf loszuschreiben, ohne Punkt
und Komma. Mit dem Stift herauszuschreien, was mich belastet. Papier ist sehr
geduldig! Und als ich Anfang der Woche meine erste Wanderlust-„Aufgabe“ erfüllte und mein Art-Statement des Jahres gestaltete (für mich ganz neu, als Collage
mit Acrylhintergrund), konnte ich auch hier meinen Herzenswunsch ausdrücken und
mich einmal anders damit beschäftigen. Ich glaube, das hilft.
Ich schaffe Platz für
anderes in meinem Leben – und lebe weiter
Da ich derzeit noch zu Hause bin, meine Kinder aber halbtags
zur Kita gehen, empfinde ich manchmal einen gewissen Druck. Druck, mir entweder
einen Job zu suchen oder wenigstens noch ein Kind zu bekommen. Manchmal habe
ich das Gefühl, in einer Warteschleife festzuhängen. Warten auf Godot. Warten
auf etwas, das ich nicht in der Hand habe, das ich nicht „machen“ kann – etwas,
das vielleicht gar nicht passieren wird.
So kann ich nicht leben, das macht mich wahnsinnig!
Deshalb suche ich mir etwas, das mich ausfüllt und meinem
Leben jetzt und hier einen
(zusätzlichen) Sinn gibt. Momentan ist das meine Kreativität. Für dieses Jahr
habe ich mir vorgenommen, mich künstlerisch stärker zu betätigen und mich
weiterzuentwickeln, mich vorzubereiten auf eine mögliche Selbstständigkeit z.B.
als Illustratorin. Das fordert mich heraus und tut mir gerade sehr gut.
Und gemeinsam mit meinem Mann habe ich beschlossen, unser
Leben nicht auf „den Fall der Fälle“ auszurichten. Wir planen unser Jahr,
unseren Urlaub und alles andere unserer jetzigen Familiensituation
entsprechend. Wir versuchen, nicht an das zu denken, was vielleicht eintreten
könnte, und leben „ganz normal“ weiter.
Gar nicht so einfach!
Ich gehe achtsam und
dankbar durch den Alltag
Dankbarkeit ist für mich der Anker in stürmischen Zeiten.
Dankbarkeit hält mich fest, wenn meine Gefühle hohe Wellen schlagen. Wenn ich
mich in Tagträumen über das Ach-wie-wäre-das-schön verliere, holt die
Dankbarkeit mich ins Hier und Jetzt zurück.
Unser Leben ist
gut. Uns fehlt nichts. Wie es ist, ist es sehr
gut. Es ist genug.
Ich bin dankbar für die ruhigen Abende und die durchgeschlafenen
Nächte. Dankbar für all die Freiheiten, die ich gerade wieder genießen darf.
Dankbar für meine kleinen „großen“ Kinder! Diese beiden sind unendlich kostbare
Schätze, und jedes für sich ist genug.
Ich versuche, meine Gedanken immer wieder einzufangen und in
den Augenblick zu holen, damit ich das Jetzt und Hier mit meinen Kindern nicht
verpasse. Ich genieße meine Große und meinen Kleinen und unser Zusammensein. So
wie es ist, ist es gut.
Das sage ich mir selbst wieder und wieder, erinnere mich
daran, dass es wahr ist. Dann breitet sich Frieden in mir aus, immer wieder,
für einen Moment. Und das ist genug.
Was auch immer das Jahr für uns bringt – oder was es uns nicht bringt: Ich habe es nicht in der
Hand.
Um das Gute zu empfangen, muss ich meine Hände immer erst
öffnen und alles loslassen.
Solange ich mich krampfhaft an einer Vorstellung festhalte,
bin ich nicht bereit für das, was Gott mir schenken möchte.
Meine Wünsche, Träume, Hoffnungen, Pläne – zuallererst Gott
hinhalten und loslassen.
Ich bin nicht gut darin. Ich bin ein Kontroll-Freak.
Aber ich übe.
Mache kleine Schritte.
Kleine Trippelschritte mit meinem großen Gott.
PS: Ich weiß, dass einige von euch Leserinnen mich persönlich kennen - Hallo und schön, dass ihr da seid!
So, jetzt wisst ihr Bescheid, und das ist gut so.
Wenn es Neuigkeiten gibt, werdet ihr es zu gegebener Zeit erfahren.
Bitte fragt nicht nach - wie gesagt, ihr werdet es dann schon erfahren.
Und wenn nicht, dann nicht.
Danke!
Du Liebe,
AntwortenLöschenich mag dir mal wieder nur einen kleinen Gruß dalassen und dir sagen, dass es bei uns ganz ähnlich war. Bis ich mit unserem dritten Kind schwanger wurde, dauerte es auch über ein halbes Jahr (was ja für andere nicht mal lang ist) und ich bin in dieser Zeit auch ein ganzes Stück näher zu Gott gerückt (gefühlt). Die Lektion, die wichtigsten Dinge im Leben wirklich nicht in der Hand zu haben, war unheimlich wichtig für mich.
Ich wünsch dir von Herzen das allerbeste, was bereit steht (und das wirst du bekommen, s. Römer 8,28). Ich fühle mit dir!
Liebe Grüße
Friederike
Danke dir, liebe Friederike, du ermutigst mich sehr!
LöschenIch habe auch gerade das Gefühl, dass das eine wichtige Lektion für mich ist...
Ganz liebe Grüße zurück!