Montag, 25. September 2017

Wir hatten die Wahl


Wahlsonntag. Ein fast ganz normaler Septembertag. Vormittags fuhren wir zum Gottesdienst, am Nachmittag spazierten wir ins Wahllokal und setzten unsere Kreuzchen.
Meinem Mann und mir war es wichtig, die Bundestagswahl mit unseren Kindern zu thematisieren, auch wenn die beiden mit ihren zweieinhalb und vier Jahren noch ziemlich klein sind. Wir möchten, dass sie von klein auf Teil haben an diesem so umkämpften und wertvollen demokratischen Prozess, dass sie verstehen, was für ein Privileg es ist, wählen gehen zu dürfen.

Schon am Samstag haben wir deshalb mit den Kindern über die anstehenden Wahlen gesprochen, haben ihnen erklärt, dass wir mitentscheiden können, wer in den nächsten Jahren "die Bestimmer" in unserem Land sein werden. Ich glaube, das konnten sie sich ungefähr vorstellen: Es ist nicht so toll, wenn einer allein alles bestimmt - wie wunderbar, dass wir alle ein bisschen mitreden und mitgestalten können! Wir haben mit den beiden auch darüber geredet, dass manche Menschen schlechte Ideen und Pläne haben, dass sie z.B. nicht wollen, dass wir Geflüchteten helfen und sie bei uns aufnehmen. Logisch, dass wir dringend verhindern müssen, dass solche Leute in Deutschland die "Bestimmer" werden!
So kann (und sollte!) man schon mit kleinen Kindern darüber sprechen, wie wichtig und wertvoll unsere Demokratie ist.

Danach bastelten wir noch kleine Deutschland- und Europafahnen. Besonders hübsch fand ich die Idee meiner Tochter, die beiden Fahnendesigns miteinander zu verbinden, indem sie Europasterne auf die schwarz-rot-goldenen Streifen klebte.



Wir sind der Meinung, in der mit Abstand besten Version dieses Landes zu leben, die in der Geschiche existiert, und wir möchten, dass es auch so bleibt! Natürlich gibt es viele Probleme und Herausforderungen und viel Arbeit für uns als Gesellschaft, aber wenn wir alle zusammen halten und uns dafür einsetzen, die Werte und Rechte des Grundgesetzes zu bewahren, dann wird Deutschland die Schwierigkeiten meistern. Dafür stehen die kleinen Deutschlandfahnen, die wir zusammen gebastelt haben.
Und wir sehen uns als Europäer. Nur in Zusammenarbeit mit den anderen EU-Staaten können wir die Vision von Freundschaft und Frieden verwirklichen und weiter vorantreiben. Deshalb haben wir Europafahnen gebastelt und mit ins Wahllokal genommen.

Vorher gab es aber noch Mittagessen. Mir ist erst später aufgefallen, dass es man - mit ein bisschen Fantasie - schwarz-rot-gold auf den Tellern entdecken konnte ;)



Im Wahllokal mussten wir tatsächlich anstehen. Das war eine neue Erfahrung für uns; in den vergangenen Jahren haben wir immer eher leere Räume und Wahlkabinen erlebt. Die vielen Aufrufe, zur Wahl zu gehen, haben anscheinend etwas bewirkt. Für die Kinder gab es einen Kakao, sie schwenkten ihre selbstgebastelten Fahnen und unser Sohn begann zu singen: "Jesus, Jesus ist mein Freund..." :)

Zurück zu Hause gab es zur Feier des Tages Cake Pops. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, einen Kuchen zu backen, aber wir hatten noch Cake Pop-"Rohlinge" in der Tiefkühltruhe, die ich nur noch verzieren musste. Sehr praktisch!


So haben wir die Demokratie gefeiert: Mit Fahnen, Lieblingsmittagessen, schicken Klamotten im Wahllokal und Kuchen am Nachmittag. Der Beginn einer demokratischen Tradition, die hoffentlich unsere Kinder einmal in ihren Familien übernehmen werden.

Traurig sind wir über das Ergebnis. Leider nicht wirklich überrascht, und doch verspüren wir eine gewisse Unruhe. Aufbruchstimmung. Wir wappnen uns. Uns wird mehr und mehr klar, dass unsere Demokratie, unsere freiheitlichen Werte keine Selbstläufer sind. Wir müssen uns darum kümmern, wir müssen sie verteidigen, und wir müssen uns schützend vor die stellen, die von "gewissen Menschen" mit gefährlichen Plänen bedroht werden, jetzt auch im Bundestag!
Ich denke - zum allerersten Mal - ernsthaft darüber nach, Mitglied einer Partei zu werden. Tatsächlich! Es reicht nicht (obwohl es natürlich wichtig und notwendig ist), einmal alle vier Jahre ins Wahlbüro zu gehen. Ich glaube, das wir mehr tun müssen, wir als Familie, als Jesus-Nachfolger, als Bürger dieses Landes mit dieser teils so schrecklichen Geschichte.

Und wir hoffen, dass viele wachgerüttelt wurden und werden, dass wir gemeinsam unsere Stimme erheben und FÜR Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit kämpfen.

Wir hatten die Wahl, gestern, und wir haben die Wahl, auch heute.
Lasst sie uns nutzen, zum Wohl aller!






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