Nachher, wenn sie schläft, werde ich in Noemis Tagebuch notieren: „Den
ersten Karottenbrei meines Lebens gekostet. Habe Papa geholfen, den Löffel zu
halten, dann enthusiastisch den Mund geöffnet, um anschließend etwa ¾ des
Löffelinhalts mit der Zunge wieder aus dem Mund zu schieben. Mama und Papa
haben sich gefreut wie Bolle, auch wenn wir am Ende alle karottenverschmiert
waren. Toll.“
Ein denkwürdiger Tag also. Ein Meilenstein. Mein kleines
Mädchen macht die ersten Schritte in Richtung Unabhängigkeit von Mama. Das ist
schön und ein bisschen erleichternd, aber auch irgendwie … schade. Wie schnell
die Zeit vergeht! Manchmal möchte ich die Augenblicke dehnen, die Minuten
festhalten, diese kostbaren Momente mit meiner kleinen Tochter. Möchte diese
Zeit gar nicht so recht hergeben. Und doch weiß ich, dass mein Herz Noemi nicht
festhalten darf, dass ich sie immer ein Stückchen mehr loslassen muss, damit
sie wachsen und sich entfalten kann.
Loslassen. Dieses Thema hat mich heute auch auf einer
anderen Ebene beschäftigt. Ich habe ausgemistet. Bücher. Ein großer Karton von
20,6kg Gewicht wartet nun darauf, am Montag von Momox abgeholt zu werden;
immerhin 50 Euro bekomme ich noch dafür. Und im Regal ist wieder Platz,
zumindest ein bisschen. Platz – für neue
Bücher? Da bin ich mir noch nicht so sicher.
Ja, natürlich, Bücher sind wunderbar! Und ihr Vorrat auf
dieser Erde ist unerschöpflich, man kann gar nicht genug Bücher haben. Für Romane, Gedichte, Sachbücher, Bildbände
gebe ich mein Geld viel lieber aus als für Klamotten. Ich liebe sie einfach: Ein
neues, ungelesenes Buch ist wie ein Versprechen, wie gute Aussichten. Vorfreude
pur. Dann das Eintauchen in die Geschichte, wie das Betreten eines Raums, der
sich einem Seite für Seite ein Stückchen mehr erschließt. Umblättern, Neugier,
Papierrascheln, Versinken…
Aber, wenn ich ehrlich bin, dienen viele Bücher in meinem
Regal hauptsächlich als Statussymbole. Dem (hoffentlich) staunend sie
betrachtenden Besucher sollen sie zuraunen: „Schaut her, wie unwahrscheinlich sophisticated Rebekka doch ist!“ Dabei gefallen sie mir unter Umständen gar
nicht mal. Und lesen werde ich sie, Hand aufs Herz, nie wieder. Also weg damit.
Im Internet stieß ich auf einige Inhalte zu „Minimalismus“.
Das bedeutet „weniger ist mehr“. Heißt „Loslassen“. Nicht mehr den Konsum und
den Besitz sich bestimmen lassen, nicht zulassen, dass man zugemüllt und
letztlich beschwert wird. Raum schaffen für mehr Lebensqualität. (Ganz
interessant fand ich dabei den Blog Minimalismus leben) Dieser
Ruf trifft bei mir auf Resonanz. Ich habe schon immer gern entrümpelt. Und
jetzt, zu Dritt in unserer Zwei-Zimmer-Wohnung, fühle ich mich oft beengt,
ärgere ich mich über das viele Zeug, das bei uns herum(f)liegt. Bis zum Umzug
in eine größere Wohnung wird noch etwas Zeit vergehen, also muss ich das Beste
aus unserer aktuellen Situation machen, ergo: Platz schaffen. Der Anfang ist
gemacht. Und die Devise für die Zukunft heißt: Bewusster konsumieren, weniger
Neues anschaffen, viel verschenken, verkaufen, weggeben. Und je mehr ich das
tue, desto mehr Raum wird, so hoffe ich, auch in meinem Herzen sein für das,
was wirklich zählt, und ich werde weniger an Dingen hängen, die vergänglich und
letztlich unbedeutend sind.
PS: Einige Bücher bin ich bei Momox nicht losgeworden. Wer
Interesse an einem oder mehreren der Folgenden hat, melde sich gern bei mir –
nach reiflicher Überlegung. Schließlich will ich euch nicht zumüllen :)
- Lindsay Brown: Wie Sterne in der Nacht. Inspirierende Geschichten von Gottes Wirken an Hochschulen weltweit. (2x) [An meine SMD-Freunde: Das Buch ist super. Ein Exemplar steht auch noch in unserem Regal und wird in Ehren gehalten!]
- Sándor Márai: Die Fremde.
- Paul Murray: Skippy dies.
- Jurek Becker: Bronsteins Kinder.
- Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee.
- John Fowles: The French Lieutenant’s Woman.
- Dan und Suzie Potter: Beziehungskünstler. Momente gestalten. Leben weitergeben.
- dcTalk: Jesus Freaks II und Jesus Freaks Andachten.
- Gabriele Hoffmann: Heinrich Böll. Leben und Werk.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.