Es geschah während der „Minute der Stille“ im Gottesdienst.
Unser Pastor las einen Bibelvers vor (ich erinnere mich nicht mehr, welchen) und
dann durften wir ruhig werden, die Augen schließen, beten. Für einen kurzen
Augenblick. Ich saß da auf meinem Stuhl, unendlich müde nach viel zu vielen
Nächten mit viel zu wenig Schlaf, die Ohren noch gellend vom Geschrei meiner
Kinder, erschöpft, ausgelaugt, genervt. Ich saß da und wollte gerade beginnen,
Gott mein Leid zu klagen. Doch da erinnerte ich mich daran, dass ich ja Gott
vielmehr danken sollte. Danken für meine gesunden Kinder, für die ein, zwei
Stunden Schlaf, die ich trotz allem…
An dieser Stelle wurde ich von Gott unterbrochen. „Lass mal
stecken“, sagte Gott. „Lass doch mal gut sein mit all diesen frommen
Ansprüchen. Du musst mir jetzt gerade nicht danken. Du musst dich nicht
verstellen, musst es mir nicht recht machen. Jetzt, in diesem Moment, musst du
dich nicht anstrengen, nicht bemühen. Ich stelle keine Ansprüche an dich. Und
du brauchst auch keine an dich selbst zu stellen. Ich will nichts von dir.
Jetzt, in diesem Augenblick, darfst du einfach nur sein, in meiner Gegenwart.“
Meine Schultern entspannten sich, eine Last fiel von mir ab.
In dieser (viel zu kurzen) Minute der Stille erlebte ich das ganz seltene
Glück, wirklich frei von allen Anforderungen und Ansprüchen zu sein. Denn unser
Gott ist so viel größer! Unendlich viel größer als alle noch so frommen
Ansprüche, von denen wir oft glauben, sie kämen von ihm.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.