Samstag, 14. Februar 2015

Samstagsfrüh um sechs…



Samstagsfrüh um sechs liegen die meisten Menschen noch gemütlich schlafend in ihren Betten und träumen von einem entspannten Frühstück. Auch meine Wochenenden begannen bis vor kurzem ungefähr auf diese Weise; im Moment sehen sie jedoch ganz anders aus…
Samuel, unser brandneues Familienmitglied, hat noch keine Vorstellung von Ausschlafen und Brötchen zum Frühstück. Er hat auch noch nichts, was die Bezeichnung „Rhythmus“ verdienen würde. Zwischen vier und sechs Uhr morgens ist er aber normalerweise wach, schreit, weil er Hunger hat oder Bauchweh oder beides, und findet nur schwer zur Ruhe.
Für mich sind das die blödesten Stunden – ein schwerer Start in den Tag. Denn wenn unser Sohn dann endlich wieder eingeschlafen ist, steht das Schwesterchen putzmunter auf der Matte und für die Eltern ist an Schlaf nicht mehr zu denken.
So auch heute Morgen. Falko übernahm die erste Schicht und tigerte mit Samuel von fünf bis sechs durchs Wohnzimmer. Dann haute er sich aufs Ohr und ich übernahm unser kleines, unruhiges Kind. Band mir das Tragetuch um und wandelte auf Falkos Spuren durch den kalten, dunklen Raum.
Zugegebenermaßen mit knirschenden Zähnen, hundemüde, entnervt und böse grummelnd. Ich trauerte meinen entspannten Samstagmorgen im Bett hinterher. Ich bemitleidete mich selbst. Ich bereute unser Ja zu Kindern. Ich wollte einfach nur schlafen.
Dann, ich weiß eigentlich gar nicht genau, warum, knipste ich eine kleine Lampe an und nahm meine Bibel zur Hand. In den letzten Tagen habe ich immer wieder mal zwischendurch einen Psalm gelesen, jeweils den mit der zum Datum passenden Nummer. Heute war also Psalm 14 dran. Ein Psalm Davids, in dem er darüber schreibt, dass es nicht einen Menschen gibt, der Gutes tut. Und dass er auf den Tag wartet, an dem vom Berg Zion die Rettung für ganz Israel kommt: Dann wird ganz Israel in Jubel ausbrechen, überall im Land wird Freude herrschen.
Ich las den Psalm laut, mehrere Male. Auf meinen Runden durchs Wohnzimmer konnte ich durchs Fenster beobachten, wie draußen langsam Schwarz zu Blau wurde, wie die Mondsichel langsam verblasste und die Sonnenstrahlen sich Bahn brachen. Während ich den Psalm las, wurde Samuel in seinem Tragetuch immer ruhiger und schlief schließlich ein, sein warmes Haar an meiner Haut. Ich konnte seinen Atem spüren, fühlte sein kleines Herz schlagen.
Und genoss den Moment. Diesen unendlich kostbaren, unwiederbringlichen Augenblick mit meinem Kind und meinem Vater im Himmel. Da war kein Ärger mehr in mir, kein Hadern und auch keine Müdigkeit. Vielmehr Dankbarkeit, Freude und Glück.
Inzwischen war es sieben Uhr geworden. Ich ging in die Küche und machte Frühstück für uns alle.
Was für ein wunderbarer Start ins Wochenende! Gott ist gut.

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