Samstagsfrüh um sechs liegen die meisten Menschen noch
gemütlich schlafend in ihren Betten und träumen von einem entspannten
Frühstück. Auch meine Wochenenden begannen bis vor kurzem ungefähr auf diese
Weise; im Moment sehen sie jedoch ganz anders aus…
Samuel, unser brandneues Familienmitglied, hat noch keine
Vorstellung von Ausschlafen und Brötchen zum Frühstück. Er hat auch noch
nichts, was die Bezeichnung „Rhythmus“ verdienen würde. Zwischen vier und sechs
Uhr morgens ist er aber normalerweise wach, schreit, weil er Hunger hat oder
Bauchweh oder beides, und findet nur schwer zur Ruhe.
Für mich sind das die blödesten Stunden – ein schwerer Start
in den Tag. Denn wenn unser Sohn dann endlich wieder eingeschlafen ist, steht
das Schwesterchen putzmunter auf der Matte und für die Eltern ist an Schlaf
nicht mehr zu denken.
So auch heute Morgen. Falko übernahm die erste Schicht und
tigerte mit Samuel von fünf bis sechs durchs Wohnzimmer. Dann haute er sich
aufs Ohr und ich übernahm unser kleines, unruhiges Kind. Band mir das Tragetuch
um und wandelte auf Falkos Spuren durch den kalten, dunklen Raum.
Zugegebenermaßen mit knirschenden Zähnen, hundemüde,
entnervt und böse grummelnd. Ich trauerte meinen entspannten Samstagmorgen im
Bett hinterher. Ich bemitleidete mich selbst. Ich bereute unser Ja zu Kindern. Ich
wollte einfach nur schlafen.
Dann, ich weiß eigentlich gar nicht genau, warum, knipste
ich eine kleine Lampe an und nahm meine Bibel zur Hand. In den letzten Tagen habe
ich immer wieder mal zwischendurch einen Psalm gelesen, jeweils den mit der zum
Datum passenden Nummer. Heute war also Psalm 14 dran. Ein Psalm Davids, in dem
er darüber schreibt, dass es nicht einen
Menschen gibt, der Gutes tut. Und dass er auf den Tag wartet, an dem vom Berg
Zion die Rettung für ganz Israel kommt: Dann
wird ganz Israel in Jubel ausbrechen, überall im Land wird Freude herrschen.
Ich las den Psalm laut, mehrere Male. Auf meinen Runden
durchs Wohnzimmer konnte ich durchs Fenster beobachten, wie draußen langsam
Schwarz zu Blau wurde, wie die Mondsichel langsam verblasste und die
Sonnenstrahlen sich Bahn brachen. Während ich den Psalm las, wurde Samuel in
seinem Tragetuch immer ruhiger und schlief schließlich ein, sein warmes Haar an
meiner Haut. Ich konnte seinen Atem spüren, fühlte sein kleines Herz schlagen.
Und genoss den Moment. Diesen unendlich kostbaren,
unwiederbringlichen Augenblick mit meinem Kind und meinem Vater im Himmel. Da
war kein Ärger mehr in mir, kein Hadern und auch keine Müdigkeit. Vielmehr
Dankbarkeit, Freude und Glück.
Inzwischen war es sieben Uhr geworden. Ich ging in die Küche
und machte Frühstück für uns alle.
Was für ein wunderbarer Start ins Wochenende! Gott ist gut.
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