Sonntag, 20. September 2015

Kreativ-Blockaden überwinden





Es ist (so gut wie) Herbst – die Kreativ-Jahreszeit hat begonnen! Passenderweise bin ich gerade ganz begeistert von meinem neuen DIY-Projekt (was es genau ist, möchte ich aber hier noch nicht verraten…) und denke ständig darüber nach. Kennt ihr das, wenn man es gar nicht erwarten kann, eine Idee in die Tat umzusetzen? Am vergangenen Sonntagnachmittag öffnete sich mir ein Zeitfenster und ich setzte mich an den Tisch, mit Aquarellkasten, Pinseln und Papier und ganz genauen Vorstellungen, wie mein Ergebnis am Ende aussehen sollte. Zuerst machte ich mit Bleistift eine Skizze, die ich dann kolorierte. Aber schon mit der Bleistiftskizze war ich nicht so recht zufrieden. Und erst meine Aquarell-Stümperei! Es ist so frustrierend! Das entstandene Bild entsprach in keiner Weise dem, was ich mir vorgestellt hatte. Ich war ernüchtert. Und ein bisschen deprimiert. Anscheinend bin ich nicht annähernd so gut, wie ich immer denke. Von wegen, „das könnte ich auch!“ wenn ich schöne Illustrationen in einer Zeitschrift sehe oder ein Bild in einer Ausstellung. Mitnichten! Klarer Fall von Selbstüberschätzung, mal wieder.

Manchmal, wenn es ganz schlimm ist, verspüre ich den Impuls, einfach aufzugeben. Sieh doch ein, dass du es nicht drauf hast!, flüstert mir eine fiese Stimme zu. Du bist einfach schlecht. Eine Möchte-Gern, sonst nichts. Lass es besser sein. Alles. Auch deinen Blog. Interessiert doch eh keinen. Und so weiter. Es ist eine gemeine Stimme, und dumm ist sie noch dazu. Ich höre jetzt gar nicht mehr hin.
Denn ich muss kreativ sein, muss schreiben, es geht gar nicht anders.
Und mein Projekt schmeiße ich auch nicht hin. Schließlich ist es nicht für mich, sondern als Geschenk gedacht. Da beiße ich mich jetzt durch.

Von Gesprächen mit Freundinnen weiß ich, dass es nicht nur mir so geht – immer wieder höre ich, dass Kreativ-Projekte irgendwie nicht so geraten, wie man sie sich vorgestellt hatte. In der Woche habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wie ich positiv mit solchen Fehlschlägen umgehen könnte, und dies sind meine Ergebnisse:

Prozessorientiert statt ergebnisorientiert denken
Bei Kunst und Kreativität geht es eigentlich viel mehr um den Prozess als um das Produkt. Schon allein die kreative Betätigung macht glücklich und entspannt (und berauscht, irgendwie….). Also möchte ich mich wieder stärker in Achtsamkeit üben, also darin, im Hier und Jetzt zu sein. Das Blatt, der Pinsel, die Farben und ich, die Bewegung meiner Hand, das leise Geräusch des Pinsels, die Freude am Schöpferisch-Sein.

Übung macht die Meisterin
Ich habe es ja schon erwähnt – das mit der Aquarell-Malerei habe ich noch nicht so raus. Aber ich habe es auch noch nicht wirklich intensiv geübt. Wir werden besser, wenn wir etwas wiederholen. Es lohnt sich also, nicht zu schnell aufzugeben!

Aus Fehlern lernen
Mein Haupt-„Fehler“ beim Starten neuer Projekte ist, dass ich mich ziemlich kopflos hineinstürze. Wenn ich Feuer und Flamme für eine Idee bin, muss ich sie sofort umsetzen und nehme mir nicht die Zeit, alles zu durchdenken, die notwendigen Materialien zusammenzusuchen und so weiter. An irgendeinem Punkt komme ich dann nicht mehr weiter – und bin total frustriert. Weil es nicht so wird, wie ich es mir erträumt hatte.
Für mich bedeutet das also, erst einmal einen Schritt zurückzutreten und mir die Zeit zu gönnen, die eine Idee braucht um zum Projekt mit Hand und Fuß werden zu können.
Überhaupt bin ich eher der übereilige Typ… das ist auch beim Aquarellieren das Problem, glaube ich.

Neue Wege beschreiten
Vielleicht ist die Aquarelltechnik nicht die richtige für mein Projekt. Ich fühle mich damit unsicher und möchte lieber noch etwas üben (siehe oben) und vielleicht mal einen Kurs machen.
Wenn es wirklich mal aufs Ergebnis ankommt, weil man es verschenken möchte (zum Beispiel), ist es sinnvoll, eine Technik zu wählen, mit der man sich wohlfühlt.
Inzwischen habe ich ein paar Techniken ausprobiert: Ölkreiden (zu grob), Collage (zu aufwendig) und Buntstifte (hm…). Vielleicht werde ich am Ende doch zur Kamera greifen und die Fotos dann bearbeiten bzw. mit selbst gezeichneten Elementen ergänzen, mal sehen.

Sich besprechen
Mein Mann ist zwar selber kein „Künstler“, aber ich bin immer wieder über seine Kreativität erstaunt. Und es ist sowieso immer erhellend, mich mit ihm über meine Kreativ-Projekte auszutauschen. Er bringt mich auf neue Ideen. Und zum Lachen. Er ermutigt mich.
Eigentlich fände ich es total cool, eine Art „Künstler-Gruppe“ zu gründen. Mit Freundinnen gemeinsam kreativ werden und sich austauschen über die eigenen Projekte, seien es Fotos, Geschichten, Lieder, Bilder oder Gedichte…

Play to an audience of One
Ich bin kreativ, weil es mir Spaß macht. Und ich schenke gern, vor allem Selbstgemachtes. Mir ist aber aufgefallen, dass die Motivation hinter meinen Kreativ-Projekten oft unter anderem auch darin besteht, dass ich bewundert werden und von anderen hören möchte: „Wow, das hast du gemacht! Wie toll! Ich könnte sowas ja nicht…“ Diese verdrehte Herzenseinstellung muss ich immer wieder meinem Vater im Himmel hinhalten und meinen Fokus auf ihn richten. Denn alles, was wir tun, soll  zur Ehre Gottes geschehen. Und aus Liebe zu den Menschen, ihnen zu dienen. Und weil wir uns an den Gaben freuen, die Gott uns schenkt.

Was heißt schon „perfekt“? Der Abschied vom Ideal…
Meine Texte und Bilder werden eigentlich nie so, wie ich sie mir in meinem Kopf erträume. Sie sind nie „perfekt“. Ich habe mal gehört, dass die Teppichkünstler der Navajos bewusst einen Fehler in ihre Arbeiten einweben – einfach, weil der Teppich sonst nicht perfekt wäre. Es würde ja der Fehler fehlen! Oft hat das Fehlerhafte einen besonderen Reiz, der dem Glatten, Perfekten, Harmonischen total abgeht. Ich wünsche mir mehr Mut zum Unperfekten!

Finde deinen Stil – imitiere nicht andere!
Ach, es gibt so viele unendlich begabte kreative Menschen auf dieser Welt. Den meisten von ihnen kann ich nicht das Wasser reichen. Ich wäre nicht einmal in der Lage, sie zu imitieren… Sollte ich deshalb aufhören zu schreiben, zu zeichnen, zu malen? Nein – denn am Ende sind es doch meine Texte und Bilder, und niemand außer mir könnte so schreiben oder zeichnen oder dichten wie ich es tue. In gewisser Weise erfüllen wir doch durch das Ausleben unserer Kreativität einen göttlichen Auftrag. Wir sind fruchtbar, wir nehmen unser gelobtes Land ein, wir wuchern mit unseren Pfunden, wir verherrlichen den Schöpfer.
Wir dürfen unseren eigenen Stil entdecken! Ich bin bestimmt nicht die nächste Paula Moderssohn-Becker, aber das muss ich auch nicht sein. Weil ich einfach ich sein darf. (Danke für die Ermutigung, Shauna!)

Lasst uns den Ursprung aller Kreativität, unseren genialen Künstler-Schöpfer feiern, indem wir immer mehr entdecken, was wir mit unseren Händen, mit unseren Lippen, mit unseren Herzen und Köpfen erschaffen können! 


2 Kommentare:

  1. Deine beschriebenen Gefühle beim Kreativsein kenne ich nur allzu gut. So geht es mir auch sehr häufig. Und ich finde es bewundernswert, wie du dich selbst reflektierst und versuchst, Lösungen zu finden. Ich glaub, diesen Post sollte ich mir nochmal durchlesen, wenn ich wieder in einer Kreativ-Krise stecke.
    Und diese fiese Stimme beim Bloggen kenne ich so richtig gut. Momentan schenke ich ihr noch viel zu viel Aufmerksamkeit!!!
    Danke für deinen Blog und mach weiter!!!!

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