Samuel ist da – seit fünf Tagen sind
wir also zu viert. Spannend. Herzzerreißend. Anstrengend. Schön!
Wir durften wenige Stunden nach der Entbindung wieder nach Hause und
betreiben seitdem fleißig Familienbildung Phase 2. Noemi spielt
gerade nach ihrem Mittagsschlaf noch friedlich in ihrem Bett, Falko
und der Winzling dösen auf dem Sofa – und Mama (oh Mann, das bin
ja wirklich ich!) rennt zu ihren Notizbüchern und zu ihrem
(frisch vom Ehemann geretteten) Laptop. Seele frei schreiben. Hach!
Ich bin entspannter als bei Noemi vor
eineinhalb Jahren. Das Stillen klappt momentan sehr gut. Ich genieße
es, Samuel ganz viel bei mir zu haben. Falko hat noch einige Tage
frei, und danach kommt meine Mama zur Unterstützung. Wir sind
gesund, Samuel ist so süß und Noemi hat „das Baby“ gern.
Heulen tue ich trotzdem. Heute geht es
noch, bisher sind die Heulattacken ausgeblieben und ich fühle mich
stabil. Letzte Nacht ging es nicht. Fast eine Woche lang fast ohne
Schlaf – nicht gut!
So sind sie, meine Heultage. Es sind
glückliche Heultage.
Das Baby an der Brust
während die große Schwester staunend
zuschaut
oder konzentriert Bilderbücher
betrachtet
oder ihre Spielsachen gleichmäßig
über den Fußboden verteilt
oder sich heimlich ins Schlafzimmer
schleicht,
Nachttischlampe an, aus, an, aus, an,
aus...
Der Kleine hat die Windeln voll
und pinkelt beim Wickeln alles nass
Wann hatte die große Schwester
eigentlich ihre letzte frische Windel?
Das Mittagessen ist fertig -
das Baby wacht hungrig auf.
Zum ersten Mal spazieren gehen
mit Baby im Kinderwagen
und großer Schwester per pedes
(„Nein!“ und Geschrei, sie will
nicht selber gehen)
oder auf dem „Kiddie board“
(nerviges Teil, plumps, Kind liegt
platt auf dem Boden)
Wenigstens hatten wir alle
ein bisschen frische Luft...
Es ist 10 Uhr
und ich bin noch in Schlafklamotten,
ungekämmt
aber dafür mit Kind an der Brust
Ich will endlich Zähneputzen!
Aber meine Augen lassen ihn nicht los
Ein bisschen feucht, vor Rührung und
Hormonen
Der Ehemann ist wie ein Vogelpapa
Fliegt aus und bringt der Familie Essen
und Windeln
Fliegt hierhin und dahin
weil die Mutter seiner Kinder dieses
und jenes braucht
selber aber ans Baby gefesselt ist und
nicht aufstehen kann
Es wird Abend und Morgen
und dazwischen fehlt ganz eindeutig
die Nacht
Ich heule
weil ich endlich mal wieder schlafen
will
Ich hadere
mit meinem Schicksal
Ich zweifle
dass es jemals besser werden wird
Ich steigere mich ein bisschen rein...
Aber
Da ist das Baby an meiner Brust
Mein Kleiner,
der mich braucht,
den ich liebe,
den ich allein ernähre
und das macht mich schon stolz...
und glücklich
und manchmal bin ich mitten in der
Nacht
hellwach
und gar nicht traurig darüber
sondern flüstere nur leise
Danke!
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