Mittwoch, 14. Januar 2015

Mein neuer alter Job



Am Montag waren wir bei dem einzigen Franzosen, den wir kennen, zum Abendessen eingeladen. Ich habe noch nie so eine Wohnung gesehen. So schmutzig, so chaotisch, so unkonventionell. Die Crêpes schmeckten hervorragend…
Als wir nach Hause gingen, fühlte ich mich wie die perfekte Hausfrau. Dagegen glänzt es bei uns ja regelrecht, sogar unter dem Sofa! Und mir wurde klar, was es eigentlich bedeutet, die Sache mit dem Haushalt „nicht so ernst“ zu nehmen.
Heute dann, bei Sonnenschein, fand ich unsere Wohnung gar nicht mehr glänzend, und ich war auch keine perfekte Hausfrau, sondern eine ganz miese. Unsere Küche braucht dringend eine Generalüberholung! Fett und Staub sind eine unheilvolle Verbindung eingegangen und haben sich überall breitgemacht: auf dem Herd, der Waschmaschine, auf den Schränken und sogar darin, ganz zu schweigen von den Teigspritzern auf den Fliesen… Plötzlich ekelte ich mich richtig. (Oh Mann, ich bin viel zu ehrlich gerade…) Fand mich selbst zum Kotzen. Hätte die Unzufriedenheit mit mir selbst beinahe an meiner Tochter ausgelassen, aber gerade noch bemerkt, dass gar nicht sie mich nervte, sondern einfach nur ich mich selbst.
Und der Zustand der Küche und meine eigene Faulheit/ Müdigkeit/ Lässigkeit/ Ignoranz wollten mich runterziehen, die innere Kritikerin schimpfte wie ein Rohrspatz und ich hätte heulen können. Was bist du nur für eine Hausfrau und Mutter, was für ein schlechtes Vorbild für dein Kind! Schämst du dich gar nicht, die Wohnung so zu hinterlassen, wenn du zur Entbindung in die Klinik musst? Eine echte Enttäuschung bist du, für deinen Mann und deine Mutter und überhaupt für alle!
 Ich bemühte mich, durchzuatmen, und einen klaren Kopf zu bekommen. Die Sätze mit „alles“, „immer“ und „nie“ zu streichen und neu zu formulieren. Mir zu überlegen, was ich bereits gut und gern tue:

  •   Ich lege für jede Woche einen Speiseplan an, den ich mich bemühe, ausgewogen und gesund zu gestalten. 
  •  Daran halte ich mich auch soweit es möglich ist und koche fast jeden Tag frisch für Noemi und mich.
  • Ich mache die Wäsche ganz gern, und bisher hatten wir immer genügend saubere Klamotten im Schrank. (Das Bügeln allerdings...)
  • Ich sauge und wische regelmäßig, normalerweise zweimal die Woche.
  • Ich bemühe mich um Ordnung, vor allem im Wohnzimmer – was mit einem Kleinkind nicht ganz einfach ist. Aber es ist ziemlich ordentlich bei uns. Sonst würde ich mich auch nicht wohlfühlen.
  • Es macht mir Spaß, die Wohnung immer wieder neu zu dekorieren, neue Bilder aufzuhängen, Blumen zu arrangieren etc. 
  •  Die beiden Pflanzen, die wir in der Wohnung haben, leben schon seit geraumer Zeit bei uns und es geht ihnen gut.

 Einkaufen und Müllrunterbringen sind Falkos Hauptaufgaben, jedenfalls im Moment. Da plagen mich auch keine Gewissensbisse, von wegen: Vierter Stock ohne Aufzug…
Die Knackpunkte sind definitiv der Abwasch und das Putzen. (Bügeln irgendwie auch, aber da finde ich wirklich, dass man größtenteils gut ohne auskommen kann.) Den Abwasch mache ich, aber nicht unbedingt täglich. Nach dem Mittagessen bin ich normalerweise erschöpft und froh, wenn Noemi im Bett liegt. Die kostbaren Stunden ihres Mittagsschlafes finde ich viel zu schade, um sie mit Hausarbeiten zu füllen! Da möchte ich mich lieber selbst aufs Ohr legen, stricken, lesen oder schreiben… Obwohl es natürlich am vernünftigsten wäre, den Abwasch gleich nach dem Essen zu erledigen. Nun ja, in Zukunft löst sich dieses Problem hoffentlich von selbst, wenn wir in unserer neuen Wohnung dann endlich eine Spülmaschine haben! Und bis dahin nehme ich mir vor:

  •  Ich erledige den Abwasch direkt nach dem Mittagessen. Normalerweise schläft Noemi lange genug und ich kann auch nach getaner Arbeit noch „was Schönes“ machen.

 Bleibt noch das böse Wort mit P.: Putzen. Igitt, ich hasse es. Wirklich! Auch Putzhandschuhe, das tollste Equipment und fiese Putzmittel, die echt alles und zwar schnell killen, was sich „Schmutz“ nennt, können mir die Sache nicht schmackhaft machen. Ich bin ein Putzmuffel durch und durch. (Ja, es ist auch nicht ganz einfach, während das Kind um einen herumwuselt. Ich möchte nicht, dass sie mit dem ganzen Chemie-Zeug in Berührung kommt. Aber das ist ja nicht der wirkliche Grund, warum ich die Küche und das Bad vernachlässige.)

Ich habe über die „der-Haushalt-ist-mein-Job-Sache“ nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es gern so sehen und annehmen möchte. Das fällt mir schwer, weil ich nicht dafür bezahlt werde, es sich oft wie ein Tropfen auf den heißen Stein anfühlt und man quasi null Anerkennung dafür bekommt. Und weil ich gern etwas anderes wäre, als „nur“ Hausfrau und Mutter. Das klingt irgendwie unsexy. Unselbstständig. Unbedeutend. Und vielleicht sogar faul.
Wahrscheinlich gerade weil ich es nicht als meinen Job ansehe. Es sind gar nicht unbedingt „die anderen“ die meine Tätigkeit nicht wertschätzen, sondern ich selbst bin es, vor allen anderen. Dabei merke ich doch selbst Tag für Tag wie anstrengend und fordernd dieser Job ist! Wie viel Liebe, Geduld, Kraft und Kreativität man aufbringen muss, immer wieder neu – und ohne sowas wie Feierabend oder Urlaub zu kennen!
Was ich zu Hause leiste, ist unbezahlbar. Was ich für unser Kind tue, ist unendlich bedeutsam und wertvoll.  „Hausfrau und Mutter“ ist ein richtiger Job, keine Freizeitbeschäftigung.
Vielleicht hilft mir das, mich mehr im Haushalt zu engagieren. Auch beim bösen P-Wort…

Und noch etwas fordert mich dazu heraus: Jesus‘ Nazarethjahre. Das absolute Menschsein Gottes, und damit die Heiligung des Alltags. Vielleicht kann Putzen eine Art der Anbetung sein, eine ziemlich andere Form „Gottes-Dienst“. Meine Berufung liegt im Hier und Jetzt. Sie besteht – zur Zeit – eben darin, meinem Kind eine gute Mutter zu sein, meiner Familie ein schönes Zuhause zu gestalten. Das ist eine Herausforderung, und auch ein großes Privileg. Ich darf Hausfrau und Mutter sein. Mir Zeit nehmen für mein Kind; lachen, spielen, kuscheln. Kochen, was uns gut tut und schmeckt. Unseren Lebensraum pflegen, gestalten und genießen. Gastfreundschaft üben (und davon enorm profitieren). Auch Zeit haben für Beziehungen im Allgemeinen – was für ein Geschenk! Und mir ziemlich frei einteilen, was ich wann wie mache, ohne einen Chef, der mir im Nacken sitzt. Dafür mit einem Gott an der Seite, der bestimmt auch selbst geputzt hat. Wow!

So, jetzt aber mal konkret:

  •  Einmal in der Woche Bad putzen ist auf jeden Fall drin. Und wenn mal ein Nachmittag dafür drauf geht, ist es eben so. Damit es mehr Spaß macht, könnte ich Musik dabei hören. Und ich möchte an Jesus denken. Es mit Liebe im Herzen tun.
  • Am besten gleich nach dem Kochen bzw. Essen den Herd (und Umgebung) reinigen, dann ist schon viel gewonnen. Und nach dem Abwasch Spüle, deren Umgebung und die Arbeitsfläche putzen. Routine einüben, es zur Gewohnheit werden lassen. 
  •  Eine Grundreinigung der Küche muss schon mal sein – aber ich halte es schon noch aus, bis das Baby geboren ist. Dafür habe ich die Kraft wirklich nicht.

 Tja, so schnell kann es manchmal gehen – und schon hat man einen neuen Job!
 „Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn. Ihr könnt sicher sein, dass ihr von ihm einen Lohn bekommt – das Erbe, das er im Himmel für euch bereithält. Darum dient ihm, Christus, dem Herrn!“ (Kolosser 3, 23+24)


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