Dienstag, 21. Juli 2015

Bücherliebe #3: Ferienspezial!



Die Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, hinterließen bei mir keine bleibenden Spuren – deshalb habe ich in der Kategorie Bücherliebe schon länger keinen Eintrag mehr verfasst.
Aber vielleicht sucht die eine oder der andere von euch noch Ferienlektüre, und deshalb stelle ich euch hier fünf meiner Lieblingsbücher vor – zwei davon habe ich zusammen mit meinem Mann gelesen und er war hellauf begeistert!


Reise im Mondlicht von Antal Szerb
(Ungarische Originalausgabe: Utas és holdvilág, von Szerb Antal, 1937)

„In der Eisenbahn ging noch alles gut. Es begann in Venedig, mit den Gäßchen.“

Dieser Roman ist sozusagen der literarische Soundtrack unserer Abschlussfahrt mit dem Kunst-LK nach Italien. Ich weiß zwar nicht mehr, welche meiner Mitschülerinnen das Buch überhaupt mitgebracht hatte, aber wir lasen es zu dritt und waren total gefangen von der Geschichte und der meisterhaften Sprache. Meistens las ich vor und die anderen hörten mir zu. Und unsere ungarische Freundin half uns, die Namen richtig auszusprechen.
Reise im Mondlicht beginnt mit einer Hochzeitsreise nach Italien. Der 36-jährige Mihály [das l wird nicht gesprochen] möchte seine unkonventionelle Jugend endlich hinter sich lassen und „seriös“ werden; für dieses Vorhaben scheint seine junge Ehefrau Erzsi die Richtige zu sein. Doch als die beiden in Italien ankommen, begegnet Mihály ausgerechnet einem seiner Jugendfreunde. Die Geister seiner Vergangenheit lassen ihn nicht los. So „verliert“ er seine Frau an einem kleinen Bahnhof und reist allein weiter, um die Geheimnisse seiner Jugend zu lüften und Frieden zu finden, natürlich geht es dabei auch um eine Frau, seine allererste: Éva…
Antal Szerbs Roman ist ein wunderbares Buch mit einem ganz besonderen Zauber, den man erlebt haben muss. Reise im Mondlicht habe ich schon mehrere Male gelesen, besonders wegen seines eleganten und dabei witzigen Stils – und ich kann es einfach nur empfehlen.


Die No. 1 Ladies‘ Detective Agency von Alexander McCall Smith
(1998; Auf Deutsch: Ein Krokodil für Mma Ramotswe)

“Mma Ramotswe had a detective agency in Africa, at the foot of Kgale Hill. These were its assets: a tiny white van, two desks, two chairs, a telephone, and an old typewriter. Then there was a teapot, in which Mma Ramotswe – the only lady private detective in Botswana – brewed redbush tea. And three mugs – one for herself, one for her secretary, and one for the client. What else does a detective agency really need? Detective agencies rely on human intuition and intelligence, both of which Mma Ramotswe had in abundance. No inventory would ever include those, of course.”

Vor ein paar Jahren schenkte mir einer meiner Cousins einen Band aus der Mma-Ramotswe-Reihe zum Geburtstag und schon nach den ersten Seiten war ich vom Botswana-Fieber gepackt. Inzwischen gibt es zehn oder elf Bände (oder vielleicht noch mehr) über die erste und einzige Privatdetektivin Botswanas, auch in deutscher Übersetzung. Es ist eine leichte, warmherzige und witzige Lektüre über eine wahre Menschenkennerin, ihren Verlobten (und späteren Ehemann) Mr. J.L.B. Matekoni, die beiden Adoptivkinder, ihre Sekretärin Mma Makutsi und ihre Klienten. Die Fälle, die an Precious Ramotswe herangetragen werden, sind nicht besonders spektakulär, aber ihre Art und Weise diese zu lösen, ist einzigartig und wunderbar. Ganz nebenbei lernt man auch noch Botswana kennen, dieses unbekannte südafrikanische Land – und das ganz ohne zu verreisen!
Wenn man ein Buch fürs Herz sucht, das einen zum Schmunzeln bringt, ist man mit einem Band über die No. 1 Ladies‘ Detective Agency gut beraten.


Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada
(1946)

„Die Briefträgerin Eva Kluge steigt langsam die Stufen im Treppenhaus Jablonskistraße 55 hoch. Sie ist nicht etwa deshalb so langsam, weil sie ihr Bestellgang so sehr ermüdet hat, sondern weil einer jener Briefe in ihrer Tasche steckt, die abzugeben sie hasst, und jetzt gleich, zwei Treppen höher, muss sie ihn bei Quangels abgeben.“

Hans Falladas großartigen Roman, den er in nur wenigen Wochen niederschrieb, haben Falko und ich gemeinsam gelesen, und er hat uns beide tief berührt. Die Handlung beruht auf historischen Tatsachen: Ein unscheinbares Berliner Ehepaar wagte einen mutigen und zugleich sinnlosen Aufstand gegen das NS-Regime, an das sie nach dem Tod ihres einzigen Sohnes im Krieg nicht mehr glauben konnten. Sie schrieben Postkarten mit Anti-Kriegs-Parolen und legten sie in Berliner Hausfluren aus. 1943 wurden sie dafür hingerichtet.
Es ist ein trauriges und schweres Buch – auf der einen Seite. Fallada selbst schreibt im Vorwort: „Mancher Leser wird finden, dass in diesem Buche reichlich viel gequält und gestorben wird.“ Auf der anderen Seite beschreibt der Autor seine Figuren, die Postkartenschreiber Anna und Otto Quangel und ihren Gegenspieler Kommissar Escherich sowie alle anderen, so schonungslos, mit viel trockenem Humor, dass die Thematik niemals erdrückend wirkt.
Wir haben uns natürlich oft gefragt: „Was hätten wir getan?“ – und so fordert uns Jeder stirbt für sich allein dazu auf, uns damit auseinanderzusetzen, wie wir den Missständen unserer Zeit begegnen.


The Tiger’s Wife von Téa Obreht
(2011, Auf Deutsch: Die Tigerfrau)

„In my earliest memory, my grandfather is bald as a stone and he takes me to see the tigers.”

Die Autorin Téa Obreht, übrigens nur wenig älter als ich (grummel…), entführt uns in den Balkan, noch gezeichnet von den Wirren und Wunden des Krieges. Als die junge Ärztin Natalia erfährt, dass ihr Großvater unter ungeklärten Umständen irgendwo weit von Zuhause verstorben ist, begibt sie sich auf Spurensuche. Mit Hilfe der Erzählungen ihres Großvaters kommt sie seinem letzten Ziel Stück für Stück näher: Offensichtlich suchte er den „unsterblichen“ Mann, der ihm während seines Wirkens als Arztes immer und immer wieder begegnete und dem es einfach nicht möglich war, zu sterben. Natalia gerät an die Grenze des Erklärbaren, taucht ein in den Aberglauben und die Mythologie ihrer Heimat, nicht zuletzt in der Geschichte um die junge Frau, die die Frau des Tigers gewesen sein soll…
The Tiger’s Wife ist (in meiner Lese-Erfahrung jedenfalls) kein ganz unkompliziertes Buch. Die unterschiedlichen Stränge der Geschichte müssen sorgfältig in der Hand gehalten werden, um sie nicht zu verlieren. Wenn einem das gelingt, lohnt sich die Lektüre auf jeden Fall. Besonders deshalb, weil der Roman uns in eine Welt befördert, die eigentlich vor unserer Haustür liegt und uns doch so fremd erscheint.



Stadt der Diebe von David Benioff
(2008, In der Originalausgabe: City of Thieves)

Mein Großvater, der Messerstecher, tötete zwei Deutsche, bevor er achtzehn war. Ich erinnere mich nicht, dass es mir jemand erzählt hätte – ich schien es einfach schon immer zu wissen, so wie ich wusste, dass die Yankees bei Heimspielen Nadelstreifen trugen und auswärts Grau. Aber ich wusste es nicht von Geburt an. Wer erzählte es mir?“

Sorry - noch ein Buch, das zur Zeit des Zweiten Weltkrieges spielt. Aber: Es ist vollkommen anders. Es ist eine echte Abenteuergeschichte.
Stadt der Diebe spielt in Leningrad, während der deutschen Belagerung der Stadt. Es ist bitterkalt. Es gibt kaum etwas zu essen. Dann fällt ein Deutscher vom Himmel. Als der junge Lew dessen Leiche nach etwas Essbarem durchsucht, wird er verhaftet. Der Tod ist ihm sicher – doch dann erhalten er und der vermeintliche Deserteur Kolja eine eigentlich unlösbare Aufgabe: Sie sollen für die Hochzeit der Tochter des Oberst zwölf Eier besorgen, und damit ihr eigenes Leben retten. So beginnt ein verrücktes Abenteuer, total spannend und dabei noch witzig. Dass das Ende der Geschichte absehbar ist, tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Auch dieser Roman ist für Männer geeignet – meinem Lieblingsmann jedenfalls hat er sehr gut gefallen.



Dies sind meine Lektüre-Tipps für den Sommer – viel Spaß dabei und liebe Grüße!

PS: Wenn euch vor kurzem ein tolles Buch über den Weg gelaufen ist, teilt doch die Lese-Erfahrung mit mir. Ich bin immer auf der Suche nach Lesefutter!


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