Die schönen Zeiten, in denen ich morgens noch in Ruhe
aufstehen, mich fertig machen und das Frühstück vorbereiten konnte, während
beide Kinder selig schliefen, scheinen leider (zumindest vorläufig) vorbei zu
sein. Ach, was war das schön, nach einer anstrengenden Nacht zwischen sieben
und halb acht ins Bad zu schlurfen und eine halbe Stunde später mit einem
dampfenden Tee die tolle Aussicht auf dem Balkon zu genießen… Ich startete
entspannt und vorbereitet in den Tag, konnte meistens sogar mit Noemi
frühstücken, bevor der kleine Bruder sich fröhlich krähend aus dem Schlafzimmer
meldete. (Ja, ihr könnt mich ruhig ein bisschen beneiden – aber nicht zu sehr.
Denn das ist Vergangenheit.)
Aktuell sehen meine Morgen so aus, dass zwischen sechs und
sieben Noemi wie ein kleines buntes Nachtgespenst durch die Wohnung geistert
und mich zum Aufstehen zwingt. Während ich unter der Dusche stehe (schnell,
schnell!), kann ich nur hoffen, dass sie keinen Unsinn verzapft, zum Beispiel ihren Bruder weckt. Nachdem auch das Kind angezogen ist, mache ich unter Noemis
quengelndem Gejammer Frühstück. Sobald wir uns an den Tisch gesetzt haben,
erwacht mein Kleiner aus dem Schlaf, kläglich kreischend. Mit ihm auf dem Schoß
versuche ich, mein Müsli möglichst unfallfrei in meinen Magen zu befördern,
parallel Noemi davon abhaltend, wahlweise wie ein Schwein aus seinem Trog zu
fressen, das Müsli mit dem Löffelkatapult durchs Zimmer zu schleudern oder das
Obst mit den Fingern lustig spritzend zu zerquetschen. (Na, kommt euch das
bekannt vor?)
Als ich heute Morgen den Tisch abwischte, war es gerademal
acht Uhr! Was bedeutete: Noch vier Stunden bis zum Mittagessen und Noemis
(wohlverdientem) Mittagsschlaf.
Wie, bittschön, überstehe ich diese vier Stunden?
Normalerweise blieben mir nach dem Frühstück noch etwa zweieinhalb Stunden bis
es Zeit wurde, das Mittagessen zu kochen. Die bekam ich mit Aktivitäten wie
wickeln, stillen, Wohnung saugen, einkaufen, die Wäsche machen, spielen, durchs
Kinderzimmer tanzen und nochmal wickeln immer ganz gut gefüllt.
Nun aber erscheinen mir die Vormittage schier endlos.
Unbarmherzig langsam kriechen die Zeiger vorwärts und auch die Kinder kennen
keine Gnade. Bisher waren es eher die Nachmittage, die ich wegen ihrer Zähheit
fürchtete – nun strecken mir die Vormittage kackfrech die Zunge raus.
Ich hab’s echt versucht, aber Jammern bringt auch in diesem
Fall rein gar nichts, und so notiere ich hier für mich (und alle jungen Mamas da
draußen, meine Leidensgenossinnen!) meine bisherigen Erkenntnisse darüber, wie
auch die Unendlichkeit des Vormittags überwunden werden kann.
- Plane deinen Tag am Vorabend
Überlege dir am Abend vorher, was am nächsten Tag ansteht
und was du gern erledigen möchtest. Du kannst dir sogar einen (sehr ungefähren)
Zeitplan erstellen. Nimm dir nicht zu viel vor und versteife dich nicht auf ein
bestimmtes Vorhaben – am Ende kommt es doch anders – aber schreib ruhig einige
Dinge auf, aus denen du ggf. auswählen kannst. Plane auch schöne Highlights,
wie zum Beispiel: Morgen möchte ich mit meinem Kind malen. Sieh nach, ob du
alle Materialien da hast, dann kannst du am nächsten Tag direkt loslegen.
Ich habe mich jetzt auch entschieden, gegen zehn Uhr ein
zweites Frühstück einzulegen. Das war bisher nicht notwendig, jetzt ist es aber
eine willkommene Zäsur an einem endlosen Vormittag.
Es ist sinnvoll, der gesamten Woche eine Struktur zu geben.
Plane feste Termine ein, wie z.B. den Besuch einer Krabbelgruppe an einem festen
Wochentag. Auf diese Weise hast du immer was zum Vorfreuen.
Vielleicht ist es auch notwendig, alte Strukturen und
Routinen zu verändern – zum Beispiel das Mittagessen vorzuverlegen. Da lohnt es
sich, mal was Neues auszuprobieren.
2. Lass dir Zeit bei allem, was du tust
Das klingt erstmal einfach, ist es aber nicht. Ich zumindest
bin ein sehr aufgaben- und ergebnisorientierter Mensch, und ich erledige meine
Aufgaben gern schnell. Langsamkeit regt mich auf (aber das ist ein anderes
Thema…). Es ist von Vorteil, nicht gegen die Uhr zu arbeiten, sondern mit ihr.
Dann soll Noemi eben jede Erbse einzeln aufspießen. Wenn’s ewig dauert – umso
besser, denn während sie sich als Erbsenzählerin betätigt, ist sie immerhin zufrieden und beschäftigt…
3. Beziehe die Kinder möglichst in alles ein
Ich habe festgestellt, dass es sich lohnt bei den
Ergebnissen der Hausarbeit kleine Abstriche zu machen, wenn dafür der
Spaßfaktor (bei den Kindern und damit auch bei mir selbst) steigt. Noemi ist
zwar noch klein, aber sie „hilft“ ganz gern beim Staubsaugen. Das geht dann
zwar deutlich langsamer, aber vielleicht sind wir zu zweit sogar gründlicher…
Wenn ich die Wäsche aufhänge, reicht sie mir wahlweise Wäschestücke oder
–klammern, und wir reden darüber, wem dieses oder jenes Kleidungsstück gehört
(das weiß sie echt schon richtig gut!). Auch beim Spülmaschine-Ausräumen (NEU!)
macht sie oft mit, Betten aufschütteln zählt zu ihren Lieblingshobbys und
Aufräumen geht mit ihr ebenfalls super. Und Samuel bewundert uns während wir
arbeiten ;)
4. Verlass die Wohnung!
Den ganzen Vormittag in der Wohnung zu verbringen, ist keine
gute Idee – auch dann nicht, wenn es wie aus Kübeln schüttet. Früher oder
später findet man sich unweigerlich in einer Situation wieder, die nur noch durch
einen Tapetenwechsel gerettet werden kann. Frische Luft, Bewegung, „soziale
Kontrolle“ durch Passanten auf der Straße (die einen davor bewahrt,
auszuflippen…) – das sind die Zutaten, die man braucht, um sich wieder
einzukriegen. Das gilt für Mama ebenso wie für die Kinder. Egal, ob du auf den
Spielplatz gehst, einkaufen oder einfach nur eine Runde um den Block –
Hauptsache RAUS.
5. Bleib nicht allein
Unendliche Vormittage vergehen schneller in Gesellschaft.
Such dir eine Krabbelgruppe oder geh zum Babyschwimmen. Lern andere
Kleinkind-Mamas kennen und verabrede dich mit ihnen. Probier einen neuen
Spielplatz oder ein Eltern-Kind-Café aus. Vielleicht hat auch eine Freundin
ohne Kind Lust, mal einen freien Tag mit dir zu verbringen, oder eine ältere
Dame aus der Nachbarschaft freut sich über lebhaften Besuch… Zeit mit anderen Erwachsenen (!) zu verbringen, erlebe
ich immer wieder als total wohltuend.
6. Nimm die wertvollen Momente wahr
Ganz egal, wie anstrengend ein Tag ist und wie unendlich zäh
– „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heit‘ren Stunden nur!“ ;)
7. Mach dir bewusst: Es geht vorüber!
Wenn ich in den fast zwei Jahren meines Mama-Daseins etwas
gelernt habe, dann ist es vor allem dies: Alles
ist nur eine Phase – es geht vorüber! Diese Erkenntnis ist mir schon oft
zum Trost geworden: Es werden wieder andere Zeiten kommen, an denen ich ohne
Baby an der Brust aufwachen und allein
das Frühstück vorbereiten werde, ganz in Ruhe. Ich werde, irgendwann, wieder
mehr Zeit für mich haben und für Falko, werde wieder arbeiten und so etwas wie
ein „eigenes“ Leben führen.
Mir ist aber bewusst: Auch diese Aussicht hat eine
Kehrseite. Meine süßen Kleinen werden dann picklige Pubertiere sein… Adieu,
zahnloses Babylächeln, feuchte Noemi-Schmatzer und Entwicklungsmeilensteine!
Ihr werdet mir in der Zukunft sicherlich sehr fehlen. Solange ich euch habe,
genieße ich euch.
Dies waren sie, meine „glorreichen sieben“ Alltagstipps.
Wenn ihr noch weitere auf Lager habt, wäre ich sehr interessiert daran, sie zu
erfahren. Schreibt mir gern oder erzählt mir bei unserem nächsten Plausch
davon! Bis dahin, seid frohen Mutes!
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