Wir haben es tatsächlich getan: Das vergangene Wochenende
verbrachten mein Liebster und ich in meiner absoluten Lieblingsstadt – drei Tage
und zwei Nächte Budapest ohne Kinder!
2008 waren wir zum ersten Mal in der ungarischen Hauptstadt
zu Gast und ich verliebte mich sofort in sie. Während meines obligatorischen
Auslandssemesters im Masterstudium lebte ich fünf Monate im berüchtigten achten
Bezirk und lernte Budapest richtig gut kennen. Und nun kehrte ich nach fast
sechs Jahren wieder zurück, nachdem ich einige Zeit von schrecklicher Sehnsucht
geplagt worden war…
Gyönyörű –
wunderschön war auch dieser Besuch!
(In einem Post kann ich euch die Stadt gar nicht wirklich nahebringen, deshalb teile ich unsere Reise in mehrere Einträge auf. Ich hoffe, dass ich euch damit zu einem kleinen Budapest-Trip inspirieren kann ;))
(In einem Post kann ich euch die Stadt gar nicht wirklich nahebringen, deshalb teile ich unsere Reise in mehrere Einträge auf. Ich hoffe, dass ich euch damit zu einem kleinen Budapest-Trip inspirieren kann ;))
Tag 1
Nach einer trüben, regnerischen Woche zu Hause in Berlin
wurden wir am Budapester Flughafen von einem strahlend blauen Himmel empfangen.
Den ganzen Samstag genossen wir den goldenen Oktober wie er im Buche steht!
Mit der „blauen Metro“ (Nummer 3) fuhren wir zum Kálvin tér. Diesen Platz in der Nähe der
großen Markthalle (Vásárcsarnok) und
des Magyar Nemzeti Múzeum
(Nationalmuseum) kannte ich noch gut aus meinem Studienaufenthalt –
dementsprechend überwältigend war das Wiedersehen. Ich fühlte mich sofort wieder
ganz wie zu Hause. Der Weg zum Hotel führte uns mitten durch eine studentisch
geprägte Ecke des Pester Bezirks Belváros,
vorbei am Universitätsgebäude samt Universitätskirche und lauter kleinen Läden
und Lokalen – Erinnerungen über Erinnerungen!
Kálvin tér |
Egyetem tér |
Unser Gepäck ließen wir im Amber Terrace Studios Gästehaus (zentrale Lage, günstiges und sauberes
Zimmer, studentische Atmosphäre – sehr zu empfehlen!) und marschierten los. Am
Nachmittag waren wir mit meiner damaligen Mitbewohnerin und einem Bekannten vor
der Evangelischen Kirche am Deák Ferenc tér
verabredet; die Zeit bis dahin wollten wir nutzen, um durch die Straßen von
Pest zu schlendern, am liebsten an der Donau entlang, mit Blick auf den
Burgberg. Außerdem waren wir hungrig!
Obwohl wir Budapest schon recht gut kannten, waren wir
wieder neu begeistert und elektrisiert von der Schönheit dieser Stadt! Den
besonderen Reiz macht sicherlich die Lage an der Donau aus – egal, ob man von
Pest aus nach Buda herüberschaut und den Burgpalast (Budavár palota), die Matthiaskirche (Mátyás templom) und die Fischerbastei (Halászbástya) über den Häusern thronen sieht, oder ob einem
umgekehrt das Parlamentsgebäude (Országház)
und der Stefansdom (Szent István Bázilika)
in Pest vom Burgberg aus zu Füßen liegt – es gibt einfach kein schöneres
Stadtpanorama! Auch die Brücken, die sich über den Fluss spannen, sind wunderschön!
Es lohnt sich unbedingt, die Erzsébet híd
oder die Széchenyi lánchíd (die
berühmte Kettenbrücke) per Fuß zu überqueren.
Petőfi - ungarischer Nationaldichter
|
Tram Nr. 2, die auf der Pester Seite die Donau entlang fährt |
Der Burgpalast |
Die Kettenbrücke - mit Matthiaskirche und Fischerbastei im Hintergrund |
Irgendwann wurde der Hunger doch zu groß, sodass wir uns von
der Donau losrissen und am Vörösmarty tér,
unweit der Shoppingmeile Váci utca,
typisch ungarisches Streetfood kauften: Für meinen Mann gab es (natürlich)
Schaschlik, ich entschied mich für Lángos,
einen frittierten Teigfladen mit saurer Sahne und Käse. Wir waren beide nicht
ganz glücklich mit unserer Wahl (und erst recht nicht mit dem Preis…), aber
immerhin hatten wir „authentisch ungarisch“ gespeist und gestärkt für das
Treffen mit unseren Bekannten.
Das Wiedersehen war herzlich und warm. Fast sechs Jahre lang
hatten meine ehemalige Mitbewohnerin Júlia und ich nur sporadischen E-Mail-Kontakt
gehabt, aber nach nur wenigen Minuten war es wieder ganz wie früher, als wir
zusammen am Küchentisch stundenlang Gespräche führten oder miteinander durch
die Stadt zum Gottesdienst gingen. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man an
alte Beziehungen gleich wieder anknüpfen kann!
Nun schlenderten wir zu viert durch den Lipótváros, den Bezirk, in dem auch das Parlament beheimatet ist. Ein
besonderer Ort in diesem Viertel ist auch der Szabadság tér, der Unabhängigkeitsplatz. Dort steht nicht nur ein
höchst umstrittenes sowjetisches Ehrenmahl, auch die US-Botschaft ist hier
ansässig, und eine lebensgroße Statue von Ronald Reagan... Gegenüber des Obelisken mit dem Sowjetstern befindet sich seit 2014 ein neues Denkmal, das an die deutschen Besatzung 1944 erinnern soll. Auch gegen dieses Monstrum aus
Bronze und Stein gibt es nach wie vor heftige Proteste – waren doch die Ungarn damals
Verbündete des deutschen Reichs gewesen, die Seite an Seite mit der Wehrmacht kämpften
und sich als sehr eifrige Gehilfen bei der Deportation und Ermordung der
jüdischen Bevölkerung erwiesen. Einige Angehörige jüdischer Holocaustopfer
haben deshalb persönliche Gegenstände, Fotos und Informationsposter direkt vor
das neue Denkmal gelegt, um damit der wahren Opfer zu gedenken. Ein sehr
eindrücklicher Ort, der das gespaltene Verhältnis Ungarns zu seiner Geschichte
anschaulich demonstriert.
Fako und Ronald Reagan |
Sowjetisches Ehrenmal |
Der deutsche Reichsadler greift den für Ungarn stehenden Erzengel Gabriel an |
Nur wenige Straßen weiter gelangten wir an unser Ziel: Das Szamos-Kaffeehaus am Vértanúk tere mit Blick auf das
Parlamentsgebäude. Dort genossen wir tejes
kávét (Milchkaffee) mit Torte, zeigten stolz die mitgebrachten Fotos
unserer Kinder und erfuhren allerlei Pessimistisches aus der ungarischen
Gesellschaft: Während die Touristen seit einiger Zeit in Scharen nach Budapest
einfallen, verlassen immer mehr gut ausgebildete junge Ungarn das Land. Hier
sehen sie für sich keine Perspektive. Jobs und bezahlbarer Wohnraum sind rar,
außerdem stehen viele der rechtskonservativen Orban-Regierung kritisch gegenüber
und fürchten sich vor der politischen Entwicklung. Traurig!
Das Parlament |
Szent István Bázilika |
Gemeinsam liefen wir zum Deák
Ferenc tér zurück, wo sich unsere Wege trennten. Falko und ich fuhren mit
der „roten Metro“ (Nummer 2) auf die andere Donau-Seite. Am Széll Kálmán tér (der bei meinem letzten
Aufenthalt noch Moszkva tér hieß; ein Relikt der sozialistischen Ära) stiegen
wir aus und erklommen den Burgberg zu Fuß. Dass sich der Kauf eines
72-Stunden-Tickets für uns wirklich gelohnt hat, können wir wohl nicht sagen.
Die meiste Zeit waren wir eigentlich zu Fuß unterwegs – nur so lässt sich eine
Stadt wirklich erkunden, finden wir!
Oben angekommen, wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht
belohnt! In der anbrechenden Dunkelheit, wenn langsam alle Lichter angehen und
die Sehenswürdigkeiten im Scheinwerferlicht erstrahlen, finde ich Budapest vielleicht am
allerschönsten…
"Ein feste Burg ist unser Gott" |
Mátyás templom |
Halászbástya |
Unsere Mägen meldeten sich nun wieder, und da wir außerdem ziemlich müde waren, entschieden wir uns, nach Pest zurückzufahren und in der Nähe des Gästehauses zu Abend zu essen. Das Táskarádio Eszpresszo in der Papnövelde utca 8 kannte ich noch von meinem letzten Budapestaufenthalt. In herrlicher Retro-Atmosphäre ließen wir den ersten Tag bei Wein und Salat (zumindest in meinem Fall...) ausklingen.
*szerelmem = (ung.) meine Liebe...
oohh wie schön! du machst mir Lust...
AntwortenLöschenKann ich mich ohne Sprachkenntnisse in Ungarisch dort zurecht finden?
Auf jeden Fall! In Restaurants gibt es überall auch eine englische Speisekarte, oft auch eine deutsche - als Tourist kommt man mit Englisch auf jeden Fall durch, teilweise wird auch Deutsch gesprochen. Mehr als "Jó napot" (guten Tag) und "Köszönöm" (Danke) braucht man eigentlich nicht ;)
AntwortenLöschenWir können Budapest wirklich nur empfehlen!
Ganz liebe Grüße!
Klicke mich grad durch die "christlichen" Blogs. Bin total erstaunt was es hier alles gibt. Sehr lebendig und schön gestaltet. Kommt gut rüber! Liebe Grüße :-)
AntwortenLöschenDanke! Es freut mich, dass du da bist und es dir hier gefällt :)
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