In meiner Blogpause von Mai bis August habe ich mich in
Gedanken durchaus mit dem Blog beschäftigt und hatte ein paar Ideen für neue
Themenreihen – unter anderem für diese: Glaubensbrot.
Wir alle brauchen gutes Futter für unseren Glauben; etwas
Nahrhaftes und Stärkendes und immer wieder auch ein Fest. Und genau darum soll
es bei Glaubensbrot gehen: Um
Entdeckungen und Erfahrungen, die ich gemacht habe oder aktuell mache, die
meinem Glauben Nahrung geben, die mir helfen, auf dem Weg zu bleiben. Ich werde
über Begegnungen, Methoden, Bücher und geistliche Gemeinschaft schreiben, und
bin selbst gespannt, was alles kommen wird!
Den Anfang mache ich heute mit einer Bibellesemethode, die
ich im Studium kennen- und lieben gelernt habe, und die wir auch schon
erfolgreich in unserem Jugendhauskreis angewendet haben. Induktives Manuskriptbibelstudium heißt die Vorgehensweise (lest
jetzt ruhig weiter, es ist gar nicht so wild, wie es sich vielleicht anhört!).
Wenn wir in der Bibel lesen, tun wir das meistens deduktiv: Wir lesen den vorliegenden
Text durch die Brille unserer Erfahrungen, Prägungen, Vorbedingungen. Wir
tendieren dazu, schnelle Schlüsse zu ziehen und den Bibeltext auf unser Leben
anzuwenden, ohne wirklich zu beobachten,
was er alles enthält. Beim Induktiven Manuskriptbibelstudium (IMB) gehen wir
anders vor und nehmen uns sehr viel Zeit für eine möglichst unvoreingenommene
Untersuchung des Bibeltextes. Wir gehen vom Vorliegenden oder Besonderen aus
und ziehen aus den beobachteten Fakten Rückschlüsse auf das Allgemeine – das
bedeutet eine induktive Herangehensweise.
Vorbereitung
Beim IMB verwenden wir am besten einen Ausdruck
des zu lesenden Textes, bei dem alle Versangaben und Anmerkungen entfernt
wurden. Eine Seite mit Fließtext, am besten mit doppeltem Zeilenabstand und
breitem Seitenrand für eigene Notizen ist ideal. Auf diese Weise fällt es dem
Leser leichter, sich dem Bibeltext so zu nähern, als lese er ihn zum ersten
Mal, und als hätte er auch sonst keine Ahnung von der Bibel.
An Materialien benötigt man neben dem Bibeltext nur ein paar
Stifte, am besten in verschiedenen Farben.
Vorgehensweise
Das IMB besteht aus drei Schritten: Beobachten –
Interpretieren – Anwenden. Den zeitlichen Schwerpunkt legen wir dabei auf den
ersten Schritt.
Im Hauskreis beten wir zuerst miteinander und lesen dann den
Text einmal gemeinsam durch. Dann bearbeitet jeder seinen Text allein für sich.
1. Beobachten: Was steht
im Text?
Wir versuchen, uns dem Text völlig ohne Vorkenntnisse und
Vorurteile zu nähern und nehmen zuerst die reinen Fakten wahr: Welche Textart
liegt vor (Bericht? Dialog? Gleichnis)? Was steht in dem Text?
Mit Hilfe verschiedener Farben und Linien und eigener
Notizen arbeiten wir die Besonderheiten des Textes heraus:
- Welche Wörter oder Wortfamilien werden besonders häufig verwendet?
- Wer? Was? Wann? Wie? Wo?
- Was kann ich hören oder spüren?
- Finde ich Wiederholungen, Gegensätze, Bedingungen, Begründungen, Ähnlichkeiten, Ursache und Wirkung…?
- Welche Wortarten werden bevorzugt verwendet – welche Adjektive, Verben, Nomen fallen auf?
- Was ist ungewöhnlich oder unerwartet im Abschnitt?
- Welche Fragen tauchen auf?
Die Frage nach dem Warum oder nach größeren Zusammenhängen
stellt sich hier noch nicht – wir betrachten nur den Text und nehmen ihn, so
wie er ist.
Ja nach Länge des Textes kann man für diesen Schritt 15-20
Minuten in Anspruch nehmen und sich danach wieder in der Gruppe treffen, um
sich über die Ergebnisse auszutauschen. Dabei sollte ein Moderator darauf
achten, dass noch keine Interpretationen geäußert werden.
In meinem vorliegenden Beispiel, Epheser 1, fielen uns vor
allem die Häufung bestimmter Wörter und
Wortfamilien auf, wie Erwählung/Berufung/Vorherbestimmung/Plan/Ratschluss,
Erbe, Gnade und Jesus/Christus/Gott/Herr/Heiliger Geist.
Ich teilte den Text in einzelne Sinneinheiten, die ich mit
einer Überschrift versah.
2. Interpretieren: Was
meint der Autor?
Nach der Besprechung in der Gruppe beschäftigt sich wieder
jeder selbst mit dem Text. Jetzt darf endlich interpretiert werden: Was möchte
uns der Autor damit sagen? Was ist der Hauptzusammenhang im Abschnitt? Was ist
der rote Faden?
Wir werfen einen Blick auf unsere Beobachtungen und stellen
uns nun die Frage nach dem Warum. Warum hat der Autor seinen Text genau so aufgeschrieben?
In einer Austauschrunde können die Ansätze und
Interpretationen zusammengetragen und diskutiert werden.
Wir stellten unter anderem fest, dass Paulus durch die
Betonung der Erwählung und Vorherbestimmung zum einen die verfolgte Gemeinde
ermutigt und stärkt, und sie zum zweiten daran erinnert, ihre Konflikte
zwischen Judenchristen und Heidenchristen beizulegen und die Einheit in
Christus zu bewahren.
3. Anwenden: Was
bedeutet das für mein Leben?
Nach der intensiven Bearbeitung des Textes gilt es nun, die
Ergebnisse auf mein eigenes Leben zu übertragen. Habe ich den Eindruck, dass Gott
durch diesen Text in einen Bereich meines Lebens spricht? Was ermutigt oder
ermahnt mich? Gibt es einen Zusammenhang mit meinem Leben – habe ich ähnliche
oder ganz andere Erfahrungen gemacht? Fordert mich der Text auf, etwas zu
verändern oder zu unternehmen?
Wir in unserem Hauskreis erlebten durch das erste Kapitel
des Epheserbriefs große Ermutigung und Stärkung: Wir sind erwählt, als befreite
Kinder Gottes zu leben. Der Sinn unseres Lebens besteht darin, in Gottes
Gegenwart zu sein, ihn näher kennenzulernen, in der Liebe zu wachsen und Ihm
Ehre zu machen. Wir sind unendlich reich durch Jesus, der uns den Heiligen
Geist als Anzahlung auf das himmlische Erbe schon geschenkt hat. Die
Auferstehungskraft wirkt in uns – wovor sollten wir da noch Angst haben?
Für mich persönlich gehört das Induktive
Manuskriptbibelstudium inzwischen zu meiner geistlichen Praxis dazu. Normalerweise wenden wir diese Methode in der Gruppe an, sie ist aber auch für das individuelle Bibelstudium sehr gut geeignet. Es gibt so viel in einem Bibeltext zu entdecken, was ich in meiner sonstigen "stillen Zeit" leicht überlese! Das IMB hilft mir dabei, Gottes Wort tief in mich aufzunehmen und zu erleben, dass es tatsächlich lebendig und kräftig und scharf ist.
Lasst euch also von dem wuchtigen Namen und dem
Prozedere nicht abschrecken und probiert es einfach mal aus: gute Vollwertkost für euren Glauben! :)
Na das kommt mir aus der SMD bekannt vor ^-^
AntwortenLöschenSo arbeite ich auch gerne mit Bibeltexten - zum Beispielt für die Hauskreisvorbereitung. Später notiere ich mir manches in meiner Bibel - aber zum ARBEITEN ist das echt super, einen Ausdruck zu haben. VIELEN DANK für diesen Eintrag! Das ist echt praktisch und wertvoll.
AntwortenLöschenLG, Kiki