Gestern war Tag der deutschen Einheit. Für unsere Familie
hat dieser Feiertag eine große Bedeutung – nicht, weil wir das geteilte
Deutschland oder den Mauerfall noch bewusst miterlebt haben, sondern weil es
uns ohne dieses historische Ereignis wahrscheinlich nicht gäbe – nicht als
Paar, nicht als Familie. Mein Mann wurde in der ehemaligen DDR geboren, ich bin
gebürtiger Wessi, wir beide zusammen sind ein „Einheitspaar“!
Deshalb war es auch bestimmt kein Zufall, dass mein Liebster
mich ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit fragte, ob ich seine Frau werden
möchte. Am 3. Oktober 2006, um genau zu sein – vor zehn Jahren.
Der Antrag, den er mir machte, sucht seinesgleichen, und so
plaudere ich heute mal aus dem Nähkästchen, aus gegebenem Anlass, sozusagen.
Alles begann damit, dass er mich zum Essen ausführte, ins Limerick – dort, wo wir zweieinhalb
Jahre zuvor ein Paar geworden waren. Er war so feierlich ernst und ich spürte,
dass etwas in der Luft lag. Hoffentlich
kommt jetzt nichts peinliches, habe ich leise gedacht, und mich unheimlich
gefreut, es war so aufregend! Ich glaube, wir beide stürzten das Essen hinunter
(ich erinnere mich jedenfalls gar nicht mehr, was wir bestellt haben…),
einfach, weil wir so aufgeregt und glücklich waren.
Die Bedienung räumte unsere Teller ab und schaute dabei
meinen Begleiter fragend an. Jetzt?
Er nickte, und die Kellnerin verschwand. Das Herz schlug mir
bis zum Hals. Oh, bitte nichts peinliches…
Wird er mich jetzt wirklich fragen?
Die Bedienung kam zurück an unseren Tisch, vorsichtig einen
etwas merkwürdigen Aufbau balancierend: Eine Untertasse mit einer schwarzen
Flüssigkeit, in der mittig eine brennende Kerze stand. Was wird denn das jetzt? Sie stellte die Untertasse ab und ließ uns
allein.
Mein Liebster nahm meine Hände in seine und stellte mir die
alles entscheidende Frage: „Rebekka, ich liebe dich. Willst du meine Frau
werden?“ Ich (noch leicht verwirrt ob der Kerze auf der Untertasse) stammelte
ein glückliches Ja! Daraufhin zückte mein frisch gebackener Verlobter ein
leeres Marmeladenglas und stülpte es über die brennende Kerze.
Diejenigen, die im Physikunterricht gut aufgepasst haben
(oder zufällig auch mit einem Physiker verheiratet sind), wissen, was nun passierte:
Die Flamme erstickte nach wenigen Augenblicken und die dunkle Flüssigkeit, die
eben noch in der Untertasse stand, wurde im Glas nach oben gesaugt. Zum
Vorschein kamen zwei Ringe, die in der Flüssigkeit verborgen gewesen waren.
Wunderschön.
Ein physikalisches Experiment als Heiratsantrag!
Damit hatte
ich nicht gerechnet. Kein Wunder - auf so eine Idee kann auch nur mein Mann kommen!
Frisch verlobt! |
Die Kellnerin kehrte nach einiger Zeit zu uns zurück und
fragte nach, ob alles geklappt habe. Dann gratulierte sie uns zur Verlobung, ganz
diskret und kein bisschen peinlich.
Wir fuhren nach Hause, durch die glänzende, schwarze Nacht,
trunken von Verliebtheit und Glück.
So war das, vor zehn Jahren und einem Tag.
Seitdem ist der Tag der deutschen Einheit auch unser Tag. Wir sind unendlich dankbar dafür, dass Gott die Geschichte lenkt und auch unsere persönlichen Schicksale und Lebenswege in seiner Hand hält.
Jedes Jahr frage ich meinen Mann an diesem besonderen Tag: "Würdest du mich heute auch noch fragen?"
Er sagt immer Ja! - so wie ich damals, vor zehn Jahren.
Herzlichen Glückwunsch zu eurem 10. Verlobungstag!
AntwortenLöschenAch, ist das schön, solche Geschichten zu lesen :) Inzwischen haben sich in meinem Umfeld so viele verlobt und jeder macht's anders, schon cool. Bei uns war es ganz unspektakulär. Die Stimmung war schon Tage vorher damit aufgeladen und wir hatten an dem Wochenende Freunde in 'ner anderen Stadt besucht, die davon wussten und schon verheiratet waren. Da ging's in den Gesprächen natürlich viel um Ehe. Wir sind dann durch den Spätherbstregen nach Hause gefahren und nicht direkt auf den Campus, sondern in Richtung unseres Parks gelaufen, in dem wir uns das 1. Mal geküsst haben :D Da hat sich mein Mann dann in die nassen Blätter gekniet und die Ringbox aus der Tasche rausgezuppelt, was gar nicht so einfach war ;D Aaah. (Er ist übrigens Chemiker - bei 'nem experimentellen Antrag wäre ich wsl nicht heil davon gekommen ;D Aber wie cool, was dein Mann gemacht hat!). Alles Gute weiter für euch. Anne