Mittwoch, 16. Mai 2018

Portugal mit Kindern

Teil 1: Lissabon


Als mein Liebster und ich 2010 - damals noch ohne Kinder - zum ersten Mal Lissabon besuchten, war ich sofort verliebt in diese wunderschöne Stadt! Die prachtvollen Häuser mit Azulejo- (Kachel-)Fassaden, der Tejo, das goldene Licht, die Fado-Musik, die kleinen Gässchen, die terrakotta-farbenen Dächer, die majestätische Burg, die vielen fantastischen Aussichtspunkte - und nicht zu vergessen: Pasteis de nata und Galão (portugiesische Törtchen und Milchkaffee)... all das zog uns sofort in seinen Bann!
Für uns stand fest, dass wir unbedingt noch einmal nach Lissabon reisen wollten. Acht Jahre mussten wir auf das Wiedersehen warten: Mitte April flogen wir als Familie in Portugals Hauptstadt.
Und: Ich liebe Lissabon immer noch! Es hat für mich nichts von seinem Zauber verloren.

Aber mit Kindern ist man natürlich ganz anders unterwegs. Unsere Kinder interessierten sich nicht für architektonische Meisterwerke oder traumhafte Aussichten und das viele bergauf-laufen sagte ihnen auch nicht besonders zu (obwohl ich sagen muss, dass sie auch das ganz hervorragend gemeistert haben!). Und doch hat Lissabon auch für Kinder viel Interessantes zu bieten - davon möchte ich euch heute ein bisschen erzählen.




Kinder vor!

Pasteis de nata!

Dass die Portugiesen kinderfreundlich sind, lasen wir schon in unserem Reiseführer und auf diversen Blogs. Das können wir unbedingt so bestätigen! Kinderfreundlichkeit bedeutet in Portugal nicht nur, dass man Kindern allgemein freundlich und herzlich begegnet (und ihnen auch gern mal über den Kopf streicht oder sie in die Wange kneift...), sondern auch, dass Familien mit Kindern überall bevorzugt behandelt werden. Anstatt stundenlang in einer Warteschlange zu stehen, darf man mit den Kleinen sofort nach vorne an den "Priority"-Schalter. Dieses Prinzip gilt eigentlich überall, sogar am Flughafen. Das hat uns wirklich viel Zeit und Nerven gespart!


Castelo de São Jorge



Unser erster Ausflug führte uns direkt rauf zur Burg. Auch hier wurde uns die Wartezeit drastisch verkürzt und wir konnten gleich das weitläufige Gelände erkunden. Für uns Erwachsene war die Aussicht das Allerbeste: Wir konnten uns kaum sattsehen an dem terrakotta-farbenen Dächermeer, dem riesigen Fluss, der Brücke und und an der Jesus-Statue am anderen Flussufer. Wir hatten aber auch ein fantastisches Wetter an diesem Tag!
Für die Kinder war die Burg vor allem ein gigantischer Spielplatz: Sie ritten auf den überall herumstehenden Kanonen, kletterten auf uralten Olivenbäumen herum und spielten "Zuhause" zwischen zerfallenen Mauern. Faszinierend waren auch die Pfauen, die oben in den Bäumen saßen und ständig riefen: "Au, au, ich bin der schönste Pfau!" (O-Ton meines Sohnes).
Ein bisschen Nervenkitzel gab es natürlich auch, hoch oben beim Umrunden der Burgmauer und der Türme: Rechts und links ging es mehrere Meter nach unten und so umklammerten wir die Hände der Kinder extra fest.


Eine Fahrt mit der Eléctrico 28



Nach so viel Spielen und Klettern waren wir alle froh, ein bisschen durch die Stadt geschaukelt zu werden - noch dazu mit der berühmten Tram 28! Das Schwierigste daran war für uns, herauszufinden, wohin die Eléctrico uns fahren würde und einen Wagen zu erwischen, der nicht total überfüllt war. Schließlich hatten wir Glück und genossen den angenehmen Fahrtwind, das urige Fahrgefühl und den Blick auf die wunderschöne Stadt.
Überhaupt sind Fahrten mit der Tram, einem Mini-Bus oder auch der U-Bahn abenteuerlich und gleichzeitig kräfteschonend. Wir haben uns für jeden Tag ein 24-Stunden-Ticket gekauft, welches für alle Verkehrsmittel gilt und einfach praktisch ist. Trotzdem sind wir vor allem gelaufen - so erkundet man eine Stadt einfach am besten (auch mit Kindern)!

 

Praça do Comércio und der Tejo


Am späten Nachmittag führte uns unser Weg zur berühmten, weitläufigen Praça do Comércio am Tejo-Ufer. Hier hatten die Kinder (O Wunder!) wieder ganz viel Energie und rannten über den ganzen Platz. Dann gingen wir weiter an den Fluss. Während der Ebbe hatte ein Sandkünstler hier einen Elefanten geformt. Wir setzten uns auf die Stufen und beobachteten, wie der zurückkehrende Fluss leise brausend das Sandkunstwerk langsam überflutete und wegspülte. Im Hintergrund spielte jemand Gitarre, der Wind zerzauste uns das Haar und die langsam sinkende Sonne ließ das Wasser funkeln. Ein unvergesslicher Moment!


Jardim da Estrela


Am nächsten Tag stand dann endlich ein Spielplatz-Besuch auf dem Programm! Spielplätze sind in Lissabon eher rar gesät, aber wir haben es doch geschafft, drei verschiedene an zwei Tagen zu besuchen. Der größte und schönste davon befindet sich im Jardim da Estrela, einer ruhigen Parkanlage westlich des Stadtzentrums. Auch ohne Kinder lohnt es sich, hierher zu kommen, wenn man den Großstadttrubel satt hat und ein bisschen Ruhe und Natur genießen möchte. Besonders faszinierend fand ich die winzige Park-Bücherei; die Kinder dagegen staunten wohl am meisten über den gigantischen Gummibaum!




Miradouro da Graça (und noch ein Spielplatz!)


hoch über den Häusern liegt der Aussichtspunkt (da, wo die Baumwipfel hervorspitzen)
von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Burg und über die Stadt

Nach so viel Spielen und Erholung wollten wir Großen aber noch einmal hoch hinaus und erklommen  mit den Kindern im Schlepptau den Aussichtspunkt Miradouro da Graça. Oben angekommen, hatte sich die ganze Mühe absolut gelohnt - sogar die beiden Kinder fanden den Blick auf die Burg und über die Stadt faszinierend. Ich holte mein Skizzenbuch und den Aquarellkasten heraus, während mein Mann und die Kinder die Kirche (nach der der Hügel benannt ist) besichtigten.
Von einer netten Eisverkäuferin hatten wir den Tipp bekommen, von oben nach einem Spielplatz am Fuß des Hügels Ausschau zu halten - und tatsächlich: Der zweite Spielplatz-Besuch des Tages war gesichert :)


Miradouro da Graça mit Kirche - und Spielplatz...



Unsere zwei Tage in Lissabon waren vollgepackt, wunderschön und sehr anstrengend! Wir haben viel erlebt - und doch so vieles nicht gemacht und gesehen. Ich hätte z.B. gern das Nationale Azulejo-Museum besucht. Wir hätten zur Jesus-Statue auf die andere Tejo-Seite fahren können, oder nach Belém, oder hätten bei Regen Fische im Oceanário gezählt... Ein Fado-Lokal hätte ich gern von innen gesehen, um der gesungenen saudade zu lauschen, wäre mit dem Elevador Santa Justa gefahren, und einfach noch viel länger durch die Straßen dieser zauberhaften Stadt geschlendert.








Wir haben also noch einige Gründe, Lissabon noch einen dritten (und vierten...) Besuch abzustatten. Mit unseren Kindern oder ohne sie - wer weiß?

Von Lissabon aus führte uns unsere Reise mit dem Mietauto weiter bis an die spanische Grenze - davon erzähle ich euch in meinem nächsten Portugal-Post. Wenn ihr mögt ;-)

 

 







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