Gestern war Noemis allererster Kita-Tag und ich war so
aufgeregt (schon am Abend vorher), fast so, als wäre das mein erster Tag… naja, in gewisser Hinsicht stimmt das ja auch.
Auf den Kitabeginn meiner Tochter habe ich seit einiger Zeit
hin gefiebert, weil es mit zwei so kleinen Zwergen zu Hause manchmal echt
anstrengend ist. Ehrlich gesagt, erhoffe ich mir etwas mehr Zeit mit meinem
Kleinen, für den Haushalt und für eigene Projekte (Noemi wird zwar nur vier bis
fünf Stunden täglich in der Kita sein, aber man darf ja noch Träume haben…).
Außerdem habe ich seit ein paar Monaten sehr stark den Eindruck, dass es ihr
total gut tun würde, viel Zeit mit anderen Kindern zu verbringen und neue
Spiel- und Lernmöglichkeiten zu erhalten, die ich ihr zu Hause nicht in der
Form bieten kann.
Nun ist es also soweit. Doch anstatt „Hurra!“ zu schreien,
möchte ich lieber ein bisschen weinen. Etwas in mir möchte mein Kind eigentlich
gar nicht loslassen. Die Eingewöhnung im Kindergarten ist ein Meilenstein im
Leben eines kleinen Menschen. Mit dessen Erreichung wird mir schlagartig bewusst,
dass ein Lebensabschnitt nun unwiederbringlich endet und abgeschlossen wird:
Die Zeit, die ich mit meiner Tochter zu Hause verbrachte, ist nun vorbei. Sie
ist jetzt definitiv kein Baby mehr.
Sie wird mit jedem Tag selbstständiger und unabhängiger von mir, sie wird immer
mehr Schritte und Erfahrungen außerhalb meines Einflussbereichs machen. Wir als
Eltern können immer weniger kontrollieren, welche Menschen und Dinge unserer
Tochter begegnen und was mit ihr geschieht.
Dieser Gedanke macht mir Angst. Natürlich ist es toll, wenn
sie groß wird, so muss es ja auch sein, und ich werde die sich mir neu
eröffnenden Möglichkeiten und Freiheiten sicherlich genießen. Aber ich werde
auch immer inniger, immer fester beten: „Oh,
Herr Jesus, bitte beschütze mein Kind, an Leib und Seele!“ Wie gut, dass
wir unsere Kinder dem Vater im Himmel anvertrauen können.
Dass Noemi jetzt ein Kita-Kind ist, lässt mich auch
wehmütig, beinahe traurig werden. So schnell sind die ersten beiden Jahre mit
ihr verflogen! Gefühlt war sie doch eben noch ein strampelndes, dünnes Ding,
das meistens schrie oder schlief und das ich bei aller Bewunderung und Liebe nicht
so recht verstand… und jetzt, urplötzlich, flitzt sie durch die Gegend und
plappert und singt den ganzen Tag – und geht in die Kita! Mich rütteln diese
Meilenstein-Ereignisse auf. Der gestrige Tag rief mir zu: „Genieß jede Minute
mit deiner Tochter! Die Zeit, sie rennt so schnell, und bald ist sie schon ausgezogen!“
Ich darf nicht in Nostalgie verharren, nicht in der Reue
über verpasste Chancen zu lang verweilen. Genauso fatal wäre es, mich
gedanklich ständig mit der Zukunft und dem „Wenn erst…, dann…“ zu beschäftigen.
Wer sagte es so treffend? „Die einzige Zeit, die uns zur Verfügung steht, ist
die Gegenwart.“ Das ist richtig schwer für mich. Wie gut, dass ich in meiner
Familie gleich zwei Vorbilder dafür habe: Meine Kinder sind immer vollkommen im
Hier und Jetzt. Sie kosten jede Minute, jedes Gefühl, jede Tätigkeit
vollständig aus. Sie leben mir vor, was Hingabe bedeutet. Denn für sie ist die
Gegenwart absolut.
Es ist so gut, dass wir im Leben immer wieder diese
Meilensteine haben, kleine Zäsuren im Alltag, die uns an das erinnern, was
wirklich wichtig ist. Die uns, die wir gerade schon wieder klagen oder meckern
oder uns beschweren wollten, den Mund zu halten und unseren Blick auf das Gute,
Schöne, Wertvolle lenken. Denn DIES ist
der Tag, den der Herr macht. DIES ist der Ort, an dem Er mich haben will.
DIES sind die Kinder, die Er mir anvertraut. DIES ist das Leben, das mir
bestimmt ist. Freu dich dran und sei fröhlich an IHM!
Die ersten beiden Kita-Tage waren übrigens richtig super.
Meine Tochter rutschte bereits nach wenigen Minuten von meinen Schoß um die
Spielsachen zu erkunden und Kontakt zu den anderen Kindern aufzunehmen. Sie
verließ sogar kurz den Raum, ohne mich, um ihre Erzieherin in die Küche zu
begleiten. Heute spielte sie schon für eine gewisse Zeit in einem anderen Raum,
während ich nebenan mit Samuel saß und spielte. Als wir gingen, wollte sie am
liebsten noch bleiben. Für morgen ist der erste Abschied für eine halbe Stunde
geplant. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache. Sie ist in der Kita gut
aufgehoben und fühlt sich wohl. Meine Tochter geht von nun an ein kleines Stück
ihres Lebenswegs ohne mich – das macht mich auch stolz. Und dankbar, und
zuversichtlich, denn auf Schritt und Tritt geht der gute Vater mit!
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