Ich bin so unruhig in letzter Zeit. Es gibt so viel zu tun
auf dieser Welt. Noch viel zu viele Missstände, die es zu bekämpfen gilt. So
viel Hunger. So viel Leid. So viel Ungerechtigkeit. So viel Angst.
Und ich muss ja gar nicht in die Ferne schweifen; das Elend
kommt an meine Haustür und klopft an.
Da sind die vielen Geflüchteten in unserer Stadt.
Da sind die alten Menschen in ihrer Einsamkeit, oft auch in
Armut und Hilflosigkeit.
Da sind die Alleinerziehenden, die Pubertiere, die Kranken,
die Traurigen.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist ein
riesiger Berg und ich stehe ratlos davor.
Und dann sind da meine Kinder und der ganz normale Alltag,
der mich oft an meine Grenzen bringt, und am Abend liege ich im Bett und frage
mich, was ich in den vergangenen vierundzwanzig Stunden eigentlich gemacht
habe. Oft bin ich unzufrieden mit meiner „Leistung“. Schon wieder hinterlasse
ich die Welt kein Stückchen besser und schlafe doch sofort erschöpft ein. Ich
werde dem Auftrag nicht gerecht, davon bin ich überzeugt.
Heute Morgen hatte ich noch einen Moment Zeit, bevor die
Kinder aufwachten, und ich griff nach meiner Bibel. Schlug den Epheserbrief
auf, weil ich den so mag. Und las: „Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat
uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist.
Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das
Vorbereitete auszuführen.“ (Epheser 2, 10, NGÜ) Hm.
Ich dachte kurz darüber nach, welche guten Taten Gott wohl für
mich vorbereitet hat. Und mir wurde klar, dass ich mal wieder am Zaun stehe und
den Hals recke, anstatt zu schauen, was Gott in meinem verheißenen Land für mich bereithält. Ich muss nicht die
Welt retten. Das könnte ich ja auch gar nicht – welch Selbstüberschätzung! Ich
muss nicht mal „die Welt“ als einen besseren Ort hinterlassen. Es würde völlig
reichen, mich um die Menschen und Dinge zu kümmern, die Gott mir anvertraut
hat, hier und jetzt. Ich muss nicht „die Welt“ ernähren. Aber es ist meine
Aufgabe, meine Kinder zu ernähren – ihre kleinen Körper und ihre unsterblichen
Seelen. Und nicht nur meine Kinder, da ist auch noch mein Mann. Da sind unsere
Familien. Die Jugendlichen unserer Gemeinde. Unsere Freunde. Das ist für den Anfang genug.Für den Moment.
Gott kennt die Umstände meines Lebens. Er weiß um meine Begrenzungen,
um meine Müdigkeit. Er hat mich in dieses Leben gerufen, so wie es gerade ist,
und ich darf mich innerhalb meiner Grenzen bewegen. Das heißt nicht, dass ich es mir für alle Zeiten
bequem machen darf im Status Quo! Das bedeutet auch nicht, dass mir das Leid der Welt von nun an am Allerwertesten
vorbeigeht! Nein!
Aber ich muss mich auch nicht verrückt machen, ich muss
nicht auf vier Hochzeiten tanzen und mich und meine Familie total überfordern,
ich muss nicht mal gerade eben die Welt retten.
Vielmehr hat mich der obige Vers aus dem Epheserbrief wieder neu dazu
ermutigt, nach dem zu fragen, was jetzt
und hier für mich dran ist, welche „guten Werke“ Gott für mich in diesem
Stadium meines Lebens vorbereitet hat. Mein Mann und meine Kinder habe ich ganz
klar vor Augen. Mir erscheinen diese Aufgaben als Mutter und Ehefrau oft so
unbedeutend und klein, dass ich sie kaum als solche wahrnehme. Aber auch in den
(scheinbar) kleinen Dingen sind wir zur Treue aufgefordert!
Und dann kann ich mit Gottes Hilfe den Radius erweitern. Mir
von ihm zeigen lassen, was für uns dran ist. Für wen wir da sein sollen. Wem
wir dienen sollen. Mit wem teilen. Für wen sorgen.
Es ist eine heilige Unruhe, das glaube ich schon. Eine
Unruhe, die mich nicht in blinden Aktionismus verfallen lässt, sondern die ins
Gebet führt, ins Fragen und in die Offenheit. Ich bin so gespannt, was Gott für
uns zu tun hat in unserem Kanaan, und wie er unser Gebiet erweitern möchte!
Herr Jesus, bereite unsere Herzen und Hände
vor. Öffne unsere Augen für die Menschen um uns herum und unsere Ohren für dein
Reden. Lass uns gehorsam deinen Willen
tun, wenn es Zeit ist. Amen.
Liebe Rebekka,
AntwortenLöschenja diese heilige Unruhe kenne ich gut und ich will dann auch rausgehen und die Welt verändern :) . Aber das beginnt tatsächlich schon zu hause. Auch wenn wir uns gerade noch in einer Kleinkinderphase befinden, ist dies doch ein wahnsinns Ort Gott groß zu machen und ihn im Alltag zu begegnen. Ich lese gerade das Buch "Glimpses of grace" von Gloria Furman. Kennst du das? Es ist eine Ermutigung für "Homemaker" in den banalen Situationen des Alltags Gott zu verherrlichen.
Glg Lena
Oh schade, mein Kommentar ist verschwunden...
AntwortenLöschenAlso nochmal: Vielen Dank Rebekka für diese Erinnerung. Mir geht es häufig auch so, dass ich raus will um die Welt zu retten :)
Als Mutter von kleinen Kindern ist mein Aktionsradius momentan etwas kleiner. Ich bin viel zu hause und schaue, dass ich hier und vor meiner Haustür meinen Glauben lebe. Und ich glaube es ist eine extrem wichtige Aufgabe. Ich freu mich über dein Anliegen und will dich ermutigen als Christin vor Ort präsent zu sein.
Momentan lese ich das Buch von Gloria Furman: Glimpses of grace. kennst du das? Es ist eine Ermutigung für "Homemaker" gerade diesen Ort zu nutzen um Jesus in den alltäglichen Dingen zu begegnen.
Liebste Grüße, Lena
PS. Ich lese hier gerne auf deinem Blog :)
Liebe Lena, ich mag deinen Blog auch sehr gern! Wenn ich so lese, was du schreibst, habe ich immer den Eindruck, dass du das gefunden hast, was ich für mich noch suche; dass du das lebst, was ich mir noch wünsche... da ist für mich also viel Herausforderung und Ermutigung dabei. Diese "Einfachheit" und "Natürlichkeit" von der du schreibst - das ist für mich nicht leicht. Ich tendiere wohl dazu, Dinge gern zu verkomplizieren... Danke für den Buch-Tipp; ich schau gleich mal danach! Ganz liebe Grüße zurück!
AntwortenLöschenPS: Die Kommentare verschwinden (normalerweise) nicht - ich muss sie nur erst freischalten ;)
Uups, der Kommentar ist tatsächlich nicht verschwunden ;)
AntwortenLöschenAch Rebekka, mir geht es auch häufig so, dass ich Dinge gerne verkompliziere. Aber es stimmt schon, dass wir uns Familie damit gut fühlen generell Dinge einfacher anzugehen. Es kam so mit den Jahren und sicherlich hatte unsere Zeit in Afrika Einfluss darauf. Da hat jede Familie seinen Weg und seine Zeit.
Es ist gut, dass wir alle hinterfragen und auf der Suche sind. Gott kann uns dann sensibel machen für seine Absichten und uns in unserem Umfeld gebrauchen.
Schreib weiter so interessante Beiträge, glg Lena