Freitag, 6. Juli 2018

Wenn Familie keinen Spaß macht...


"Familie fetzt!" - diesen Satz würde ich auf jeden Fall unterschreiben.
Aber nicht an jedem Tag. Manchmal fetzen wir uns mehr, als dass das Familienleben fetzt. Es gibt Phasen, die unendlich anstrengend und zermürbend und zum Haare raufen sind - Zeiten, in denen wir an uns zweifeln und uns fragen, was wir falsch gemacht haben als Eltern. Wenn die Kinder uns fremd vorkommen und wir von ihrem Verhalten entsetzt sind, wenn verletzende Sätze fallen und viele Tränen fließen, dann macht Familie einfach keinen Spaß.

Ich frage mich manchmal, ob ein solcher Satz eigentlich ein Tabu-Bruch ist.
Ich lese äußerst selten Texte, in denen Mütter sich fragen, was sie falsch gemacht haben, weil ihre Kinder sich auf die eine oder andere Art schlecht verhalten oder weil das Familienklima im Keller ist. Es gibt auf Instagram keine Fotos oder Videos von brüllenden, tobenden, um sich schlagenden Kindern oder verzweifelt sich Gehör verschaffenden Müttern. Ist ja auch logisch - wenn Stress herrscht, halte ich nicht mit der Kamera drauf. Und niemand möchte seine Kinder negativ darstellen oder zugeben, dass man mit seiner Erziehung gerade nicht weiterkommt.

Aber das Leben ist nun mal so. Auch das Familienleben. Es fetzt - und dann wieder fetzen sich alle, und es knallt und rumst und schmerzt.
Ich bin keine perfekte Mutter. Manchmal weiß ich nicht mehr weiter. Manchmal stelle ich alles in Frage. Manchmal will ich einfach nur weg. Manchmal schreie ich und bin eine total unfaire Mama.
Meine Kinder sind auch nicht perfekt. Sie hauen und brüllen und streiten sich und sagen gemeine Dinge und machen genau das Gegenteil von dem, was ich ihnen sage. Das ist natürlich nicht schön und ich hätte es gern anders, aber es ist normal. Sie sind Kinder. Kleine, vollwertige Persönlichkeiten mit Stärken und Schwächen, guten und weniger guten Tagen.
Ich glaube, wenn wir lernen, das zu akzeptieren und nicht mehr länger "perfektes" Verhalten (von uns selbst und dem Rest der Familie) erwarten, wird sich in unserem Zuhause einiges entspannen. 


Und es gibt noch ein paar andere Dinge, die man tun kann, wenn das Familienleben gerade keinen Spaß macht:


1. Beten
Täglich lese ich in meiner Bibel - aber mein Gebetsleben beschränkt sich an vielen Tagen auf Tischgebete, Abendgebet und Stoßgebete. Leider.
Wenn das Familienleben schwierig ist, erinnere ich mich aber wieder daran: Du wolltest doch beten! Für deine Kinder, für deinen Mann, für eure Ehe, für eure Familie. Weil ich tief in meinem Herzen glaube, dass das einen Unterschied macht, dass Gott Gebet erhört. Nicht immer findet sofort Veränderung statt - aber eines passiert auf jeden Fall, wenn wir beten: Unser Blick bewegt sich von unseren Problemen hin zu Gott. Die Last wird leichter, die Hoffnung größer.
Ich will eine betende Mama sein, weil das eines der wichtigsten Dinge ist, das ich meinen Kindern vorleben und mitgeben kann.

2. In Erinnerungen schwelgen und mich auf das Gute besinnen
Wenn Dinge schief laufen, tendiere ich schnell dazu "alles" blöd zu finden und ziemlich schwarz zu sehen. Es ist aber eigentlich nie "alles" schlimm; sowohl unser Familienleben als auch ich oder die Kinder haben durchaus unsere guten Seiten. Darauf gilt es, sich zu besinnen.
Ich führe ja sehr regelmäßig unser Familienbuch und habe auch Alben für unsere Urlaube angelegt. Diese Bücher blättere ich sehr gern durch, schwelge in Erinnerungen und denke, wie toll das doch alles war! Auch die Kinder lieben die Fotoalben, und wenn wir sie gemeinsam anschauen, tut das dem Familienklima sehr gut!

3. Überraschungen und "Liebesduschen"
Wenn die Kinder sich mal wieder gegenseitig anschreien oder verprügeln, ist meine erste Reaktion oft eher schimpfen und mir Gehör verschaffen, als ein positiver Impuls. Ganz selten gelingt es mir, Konfliktszenen durch "Liebesduschen" zu entschärfen oder die Kinder mit unerwarteten Aktionen zu überraschen. Aber wenn - dann wirkt das immer Wunder!
Zeiten, in denen alle angespannt und genervt und merkwürdig drauf sind, überstehen wir alle besser mit einer extra Portion Liebe: Ich versuche, die Kinder häufiger zu loben, zu küssen und zu umarmen. Ich bringe ihnen vom Einkaufen ein kleines Geschenk mit. Ich erlaube ein zweites Eis und/oder koche das Lieblingsgericht. Wir machen ein Picknick auf dem Balkon oder gehen doch noch auf den Spielplatz...
Und wenn sie auf das alles nicht so positiv reagieren, wie ich mir das vorgestellt habe, knuddel ich sie extra doll. Das nehme ich mir fürs nächste Mal zumindest ganz fest vor!




4. Exklusive Mama-Kind-Zeiten genießen
Besonders für meine große Tochter ist es wichtig, exklusive Zeit mit mir zu verbringen. Der kleine Bruder ist ohnehin häufiger krank oder mit mir allein zu Hause, wenn sie mit Freundinnen verabredet ist. Aber ihr "passieren" solche Mama-Tochter-Zeiten im normalen Alltag kaum. Deshalb planen wir sie extra ein und unternehmen dann was Schönes miteinander. Endlich haben wir Zeit, uns ungestört zu unterhalten, und ich kann hören, was mein Mädchen bewegt. Ich staune über sie, über ihre Klugheit, ihre Schönheit, ihre Sportlichkeit, ihren Tiefgang - und das Mama-Sein ist auf einmal nicht mehr anstrengend, sondern wunderschön.
(Genauso geht es mir, wenn ich Exklusiv-Zeit mit meinem Sohn oder mit meinem Mann verbringe. Die Konzentration auf ein Gegenüber wirkt manchmal echt Wunder!)

5. Besondere Familien-Aktionen planen und durchführen
Als ich das letzte Mal von unserem Familienleben gefrustet war, fiel mir tatsächlich das als allererstes ein: Macht wieder mal was Besonderes zusammen! Wenn Familie gerade keinen Spaß macht - dann macht was Spaßiges! Das muss ja gar nichts Kostenintensives oder total Ausgefallenes sein.
Schon allein ein Abendessen-Picknick im Britzer Garten ist eine feine Sache. Letztes Wochenende fuhren wir spontan nach Potsdam und bewunderten das Schloss Sanssouci.
Die Kinder haben da eigentlich immer ganz gute, simple Ideen und sind mit Begeisterung dabei. Das Wichtige ist, dem Alltag zu entfliehen und den Fokus darauf zu legen, eine gute Zeit zu haben - ohne Stress und Agenda und unnötige Regeln. Ich wünsche mir, dass wir es immer mehr schaffen, an solchen besonderen Tagen wirklich so viel wie möglich zu erlauben und nur das Allernötigste zu verbieten, die Dinge einfach mal laufen zu lassen...

6. Rituale und Geschichten
Wenn man mich nach meinen Lieblingszutaten für unser Familienleben fragen würde, wären "Rituale" und "Geschichten" ganz oben mit dabei! Rituale helfen uns, unseren Alltag zu strukturieren und immer wieder besondere Momente miteinander zu erleben. Und Geschichten lehren uns so viel, spielerisch und in bunten Farben, ganz "nebenbei". Geschichten helfen uns, Empathie zu entwickeln, Probleme zu lösen, andere Perspektiven einzunehmen und auch zu lernen, wie Gott ist und was Er von uns möchte.
Familienrituale bewusst und liebevoll zu gestalten und sich viel Zeit für gute Geschichten (vorgelesene oder erzählte oder gehörte oder auch mal geschaute) zu nehmen, trägt durch schwierige Familienzeiten hindurch.

7. "Empathie ist Magie"
Diesen Satz habe ich neulich mal gehört und fand ihn einfach gut. Meine Erfahrung beweist es: Wenn ich es schaffe, Empathie und Verständnis für meine Kinder aufzubringen, ihnen geduldig und achtsam und voll Mitgefühl zu begegnen, dann beruhigen sich aufgeladene Situationen viel schneller, dann eskalieren Streitigkeiten nicht mehr.
Es fällt mir manchmal sehr schwer, für gewisse Probleme oder Gefühle Verständnis aufzubringen. Aber ein harsches und ungeduldiges Hinwegbügeln oder ein liebloses "Ist doch nicht so schlimm!" machen den Familienalltag kalt und wirklich schwierig. Dann doch lieber eine großzügige Prise Empathie über den ganzen Schlamassel streuen und sehen, wie schnell sie wirkt!



8. Vorbild sein
Immer wieder bin ich herausgefordert, mein eigenes Verhalten - das mir ja durchaus von meinen Kindern ungeschönt gespiegelt wird - zu hinterfragen. Wenn ich die Kinder anbrülle: "Schreit hier nicht so rum!", dann ist das irgendwie kontraproduktiv. Wenn ich von den Kindern in ungeduldigem, genervtem Ton "Geduld" verlange, auch.
Als mir auffiel, dass ein harscher Ton sich in unserer Familie breit machte, beobachtete ich mich selbst und meine Art und Weise zu reden - und merkte, dass ich da was ändern musste.
Natürlich haben die Kinder nicht alles, was sie wie sagen, direkt von mir abgekupfert. Aber das elterliche Vorbild ist nicht zu unterschätzen - das schreibe ich mir hinter die Ohren!

9. Abwarten und durchhalten
Die Zeiten ändern sich. Es kommen auch wieder hellere Tage. Das ist alles nur eine Phase.
Damit tröste ich mich, wenn es mal nicht so gut läuft. Wir können natürlich einiges unternehmen, damit das Familienleben wieder schöner und unkomplizierter wird - aber manchmal hilft alles nichts, und dann muss man da einfach durch! Manche Phasen sind nach ein paar Tagen schon wie weggeblasen, für andere braucht man einen langen Atem. Den zu haben, lohnt sich aber, davon bin ich überzeugt. Nur nicht nachlassen bei den Dingen, die einem wichtig sind!

10. "What's true in the light is still true in the dark"
Dieser Satz fiel mir beim letzten Durchlesen noch dazu ein: "Was im Licht wahr ist, gilt auch noch im Dunkeln." (aus diesem Lied von Rend Collective). Wir lieben uns, im Guten wie im Schlechten!
Lasst uns an dem festhalten, woran wir glauben und was wir für wahr und wertvoll halten - auch und gerade in den schweren Zeiten! Bestimmte Werte sind einfach nicht verhandelbar. Und Gottes Treue und Liebe und Seine guten Zusagen gelten für uns. Jederzeit - im Licht und in der Finsternis.



Und ihr so - wer oder was fetzt (sich) bei euch zu Hause gerade? 
Was sind eure Tipps für ein entspannteres und fröhlicheres Familienleben?



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