Unsere Tochter war noch nie eine Wasserratte, aber in den
letzten Wochen entwickelte sie so etwas wie eine Badephobie. Allein die
Erwähnung der Badewanne reichte aus, sie zum Weinen zu bringen. Wie sehr das
Ganze sie beunruhigte, konnten wir auch daran erkennen, dass sie beim
Abendessen oft aus heiterem Himmel sagte: „Heute nis Badezeit!“, obwohl wir das
Baden mit keiner Silbe erwähnt hatten. Wir mussten ihr mehrere Male versichern,
dass dieser Kelch heute an ihr vorübergehen
würde, ehe sie sich wieder dem Essen zuwenden konnte.
Einmal in der Woche muss es aber trotzdem sein, finden die
Eltern, sehr zum Leidwesen ihres Kindes! Noemis Weinen und Flehen war
herzzerreißend. Wir bemühten uns, es kurz und schmerzlos zu halten, taten unser
Bestes, sie mit Singen, diversem Badespielzeug, Malseife, Seifenblasen und
lustigen Tierwaschlappen abzulenken, bemühten uns redlich um Ruhe und
Contenance (schließlich ist Baden rein sachlich betrachtet wirklich keine „Katastrophe“),
meistens badete ich gemeinsam mit den Kindern – aber nichts half.
Am schlimmsten war natürlich das Haarewaschen, aber schon
allein der Anblick eines Schaumbergs in der Wanne konnte bei unserer Tochter
eine heftige Panikattacke auslösen (weswegen wir auf schäumende Badezusätze zur
Zeit komplett verzichten).
Manchmal gab es kurze Momente, in denen Noemi vergaß, wie
schrecklich das Baden ist, in denen sie fröhlich planschte und ein Boot auf dem
Wasser fahren ließ – aber von einer Sekunde auf die andere verwandelte sie sich
zurück in ihr Schreiendes-Badewannen-Ich.
Natürlich waren wir uns sicher, dass auch diese Phase eines
Tages vorübergehen würde. Irgendwann würde Noemi beim Baden nicht mehr schreien
und es stattdessen lieben. Vielleicht konnte man nichts anderes tun, als das,
was wir bereits versuchten, beten und abwarten. Aber mein Kind tat mir so
unendlich leid und ich wollte ihr helfen, diese Phase möglichst schnell hinter
sich zu lassen.
Schon vor einiger Zeit hat Noemi ein „Ich-geh-jetzt-aufs-Klo“-Buch
geschenkt bekommen, das Kindern den Übergang von der Windel zur Toilette
erleichtern soll. Vielleicht gibt es so ein Buch ja auch für Kinder, die nicht
gern baden, dachte ich und recherchierte ein bisschen, fand aber nichts. Blieb
noch die eine Lösung: Selber machen!
Die Idee, Bücher für die eigenen Kinder selber zu schreiben
und zu gestalten, hatte ich schon bei Baby, Kind & Meer entdeckt und
mir für später gemerkt. Jetzt schien es mir an der Zeit, den Gedanken in die
Tat umzusetzen.
Falko und ich schnappten uns kurzentschlossen meine alte
Puppe Däni, die mein Papa mir vor 28
Jahren aus Dänemark mitgebracht hat und mit der Noemi gern spielt, und steckten
sie in die Badewanne (die Arme musste nach dieser Aktion zwei Tage lang auf der
Heizung trocknen, aber sie hat das Abenteuer Badewanne tapfer lächelnd
überstanden). Wir fotografierten sie gemeinsam mit einem Gummi-Wal (von
Schleich), bearbeiteten die Bilder ein bisschen (darin bin ich leider nicht
besonders gut…) und schrieben ein paar Texte zu dem vorher grob erdachten Plot:
Däni hasst das Baden ungefähr so sehr wie Noemi.
Eines Tages
taucht in der Badewanne ein Wal auf und zeigt ihr, wie schön es in der
Badewanne sein kann: Dass der Schaum in allen Farben des Regenbogens schillert
und man damit tolle Gebilde bauen (und wieder zerstören…) kann, welche
Eigenschaften das Wasser hat und wie man es schafft, dass beim Haarewaschen gar
kein Wasser in die Augen kommt.
Am Ende der Geschichte findet Däni das Baden (natürlich)
toll und das Föhnen (konsequenterweise) auch nicht mehr so schlimm, and they lived happily ever after.
Mit den Fotos gestalteten wir ein Fotobuch, das wir online
bestellten und schon wenige Tage später in Händen hielten. Ich war ganz
gespannt, wie Noemi auf das Buch reagieren und ob es uns in irgendeiner Weise
mit dem Bade-Problem helfen würde.
Und was soll ich sagen:
Noemi liebt das
Buch und schaut es sich total gern an (und das obwohl die Fotos nicht wirklich toll sind, etwas zu dunkel und überhaupt...)! Um die nächste „Badezeit“ vorzubereiten,
zeigte ich ihr das Buch ein paar Tage vorher, und sie fand es gleich toll,
stieg emotional in die Geschichte ein und freute sich darüber, ihre Puppe und
die bekannten Räumlichkeiten in einem Buch wiederzufinden.
„Heute nis baden, ottäj?!?!“ sagte sie trotzdem weiterhin
jeden Abend.
Gestern Abend war es dann soweit: Badezeit!
Schon beim Ausziehen weinte unsere Tochter und flehte uns
ganz eindringlich an, ihr diese Abscheulichkeit heute nicht anzutun. Als
sie dann in der Badewanne den Wal herumschwimmen sah, wollte sie plötzlich doch
in die Wanne! Ich konnte es kaum glauben.
Wir erlaubten ihr, eine Weile in der Wanne zu stehen und
ihren kleinen Bruder mit Wasser zu begießen (was dem wiederum nichts ausmacht, er ist nämlich in unserer Familie die
Wasserratte!). Irgendwann setzte sie sich hin, und es gelang meinem wunderbaren
Mann sogar, Noemi die Haare zu waschen ohne dass sie weinte und schrie. Sie
legte den Kopf in den Nacken, ganz so wie es der Wal Däni im Buch gezeigt
hatte, und siehe da, es war überhaupt nicht schlimm!
Auch das Föhnen ging diesmal glimpflich ab: Zuerst wurde
Däni von Noemi geföhnt, dann Noemi von Papa, und alles war gut. Wow!
Ich weiß ja nicht, ob ihr Kinder habt und ob diese gern
baden oder nicht.
Falls nicht, kann ich euch die Sache mit dem Badespaß-Buch
wirklich von Herzen empfehlen!
Vielleicht habt ihr auch noch einen anderen Tipp oder Trick,
der bei euren Kindern funktioniert hat.
Wir für unseren Teil hatten gestern jedenfalls eine ganz
entspannte und fröhliche Badezeit mit Däni und dem Wal :)
Meine Güte, mir kamen die Tränen bei deinem Post! Ihr seid total mitfühlend. Meine Tochter (2 1/2) verhält sich ganz genau so wie eure! Baden klappt häufig noch aber Haare waschen führt zu Riesengeschrei und Protest! Wir waren einfach immer nur genervt und überfragt, aber mal mit so nem Verständnis und Empathie zu reagieren darauf kamen wir bisher nicht! Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht! Was für eine tolle kreative Idee mit dem Buch! Also ich für meinen Teil bin jetzt sensibilisiert für die Phobie meiner Tochter...
AntwortenLöschenLiebe Denisa, danke dir für deinen lieben Kommentar! Ich erinnere mich noch daran, dass ich das Haarewaschen als Kind auch nicht mochte. Meine Mama achtete immer darauf, dass wir den Kopf weit zurück in den Nacken legten, und dann klappte es gut. Auch uns fällt es uns nicht immer leicht, verständnisvoll zu sein! Wir merken aber, dass, je ruhiger wir bleiben, desto besser das Baden abläuft. Wichtig ist auch, für positive Momente zu sorgen - wenn sie auch nur kurz sind! Und wir versuchen uns immer wieder vor Augen zu führen, dass auch das eine Phase ist, die vorübergehen wird, irgendwann. Also, nur Mut und Zuversicht ;)
LöschenGanz liebe Grüße an dich und deine Familie!