Ich nehme alles zurück, was ich jemals Positives über den
Herbst gesagt habe, von wegen Farbrausch und Gemütlichkeit.
Jetzt weiß ich wieder, was ich an dieser Jahreszeit alles
nicht mag. Den Dauerregen zum Beispiel. Dass ich seit mindestens drei Tagen die
Sonne nicht zu Gesicht bekommen habe und sich die grauen Wolken schwer auf mein
Gemüt legen. Und die Erkältungen, die sich aneinanderreihen wie Perlen auf
einer Schnur (wobei das ein viel zu poetisches Bild ist für all die Rotzströme und
nächtlichen Hustenanfälle!). So, wie der Herbst sich gerade präsentiert,
wünsche ich mir doch den Sommer zurück (mit dem mich ja eher eine Hassliebe
verbindet)! Goldener Oktober, du solltest dich was schämen!
Seit ein paar Tagen habe ich schlechte Laune. Ich fühle mich
eingesperrt in unseren vier Wänden, und wenn wir diese dann gezwungenermaßen
verlassen (weil Noemi in die Kita muss oder die Lebensmittel zur Neige gehen),
ist es unheimlich umständlich und kompliziert – die Kinder und mich
regentauglich anziehen, Doppelkinderwagen mit Samuel drin aus dem Keller die
Treppen hochhieven und dann das sperrige Ding einhändig die Bordsteinkanten
hoch und runter (in der anderen Hand halte ich den Regenschirm)… Die Kastanien
treiben auf den Wassermassen in Richtung Gully, was meine Tochter unglücklich
macht, und ich muss aufpassen, dass ich auf den glitschigen Blättern nicht
ausrutsche. Auf dem Weg zur Kita grummle ich missmutig vor mich hin.
Heute kamen dann zu meiner Bombenstimmung auch noch starke
Rückenschmerzen, die normale Bewegungen fast unmöglich machen – Samuel aus dem
Bettchen heben? Kinderwagen die Treppe hoch? Ich beiße die Zähne zusammen, um
dann doch loszuheulen und Falko anzurufen.
Für den Vormittag hatte ich mir so viel vorgenommen, aber
mit meinen Schmerzen rückt das alles in weite Ferne. Dabei soll doch für den
Hauskreis heute Abend alles perfekt
sein! (Als ob es die Jugendlichen interessieren würde, dass das letzte Mal
Staubwischen zwei Wochen her ist…) Und zum Sport wollte ich eigentlich auch
noch.
Immerhin lässt mein Sohn sich problemlos ins Bett legen und
hält ein ausgedehntes Vormittagsschläfchen. Die Tatsache, etwas Zeit für mich
zu haben, versöhnt mich ein bisschen mit all den anderen Missständen, die ich
gerade in meinem Leben wahrnehme. Schwerfällig lasse ich mich auf die Couch
fallen. Mir fällt der Psalm ein, den ich heute Morgen völlig willkürlich aufgeschlagen
und gelesen habe*, schlaftrunken und missmutig. Ein Vers ist hängengeblieben,
weil er wie ein Mini-Scheinwerfer mein Herz für einen kurzen Augenblick
erhellte:
Was du mir für mein
Leben geschenkt hast, ist wie ein fruchtbares Stück Land,
das mich glücklich
macht. Ja, ein schönes Erbteil hast du mir gegeben!
(Psalm 16,6)
Wer von euch meinen Blog schon ein bisschen länger verfolgt,
hört vielleicht ein kleines Glöckchen klingeln – da war doch was, von wegen „mein
verheißenes Land“ und so… Ja, wirklich, das ist sozusagen mein persönlicher
Kanaan-Vers. Dass Gott mich ausgerechnet heute darauf stößt, mich durch sein
Wort ermutigt – das ist doch typisch Gott! Er weiß, was ich brauche und wird
nicht müde, mich an Seine Wahrheit zu erinnern. Auch wenn der Wetterbericht für
Kanaan für die nächste Woche nichts als Regen voraussagt, so ist und bleibt es
doch mein Kanaan. Mein schönes Erbteil, mein fruchtbares Land.
Deutlich besänftigt klicke ich mich durch meine
Lieblingsblogs und stoße auf den neusten Eintrag meiner neusten Freundin Elly. Sie
schreibt darin, wie auch sie von kleinsten Widrigkeiten aus der Bahn geworfen
werden kann. Dass Wut, Enttäuschung und Selbstmitleid auch ihre fiesen
Begleiter durch den Alltag sind. Und dass sie sich eigentlich vorgenommen
hatte, sich nicht mehr davon runterzuziehen und beherrschen zu lassen. Ich fühle
mich plötzlich nicht mehr allein. Da ist (mindestens) ein anderer Mensch, dem
es genauso geht. Und ich lese, wie Gott ihr begegnet und ihr Herz berührt, wie
er ihr aus der Abwärtsspirale der negativen Gefühle heraushilft.
Dankbarkeit macht sich in meinem Herzen breit. Weil ich
nicht allein unterwegs bin auf meiner Lebensreise. Mein Herr ist bei mir. Und
obwohl das ja eigentlich schon reichen würde, sind da noch so viele andere,
liebe Menschen an meiner Seite.
Die Rückenschmerzen verschwinden nicht. Trotzdem schaffe ich
ein bisschen von dem, was ich mir vorgenommen hatte. Und mein wunderbarer Mann
unterstützt mich, indem er früher von der Arbeit verschwindet und unser Kind
aus der Kita abholt.
Die Sonne ignoriert unsere Versuche, sie herauszusingen und die
Wolken hängen noch immer regenschwer am Himmel. Die Kastanien schwimmen davon
und die bunten Blätter lösen sich auf. Aber das gehört nun mal zum Herbst dazu
(wie seufzte schon der Fuchs des kleinen Prinzen: „Nichts ist vollkommen!“) und
ist gerade nicht zu ändern. Ich reiche dem Oktober versöhnlich die Hand, mache
mir eine Tasse Tee und blättere eine Zeitschrift durch.
Das alles ist mein Leben. Ein anderes habe ich nicht. Und
eigentlich will ich auch kein anderes.
Seit ein paar Tagen wächst eine Dankbarkeits-Challenge-Idee
in meinem Kopf heran, wie eine Frucht, die fast reif ist, die ich bald werde
pflücken können. Bis es soweit ist, schreibe ich einfach so auf, wofür ich
gerade dankbar bin – ein bewährtes Mittel gegen miese Laune!
Jesus, ich danke dir
- Für unser warmes und trockenes Zuhause, in das wir uns bei diesem Wetter flüchten können
- Für Samuels „Dada“ismus und dass er nun robbend die Welt erkundet (seit ein paar Tagen neu!)
- Für die Apfelrosen zum Kaffee und die Blumen auf dem Tisch
- Für die Vorfreude auf den Hauskreis heute Abend und die richtig intensive und spannende Vorbereitungszeit, die Falko und ich gestern und vorgestern miteinander verbringen durften
- Für meine bastel- und malwütige Tochter, die jeden Tag neue Meisterwerke aus der Kita mit nach Hause bringt
- Für eine neue Freundschaft, die wächst und gedeiht und so wohltuend ist
- Für diesen Blog und dass ich das Schreiben habe
- Für dein Wort, lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert
- Dass du an mir dran bleibst, jeden Tag, und gerade an den besonders trüben!
*Wenn ich mal (wieder) wenig Zeit habe und nicht weiß, welchen
Bibeltext ich lesen möchte, schlage ich normalerweise den zum Datum passenden
Psalm auf. Heute also Psalm 16, weil es der 16. Oktober ist. Das mache ich
schon lange so und habe oft erleben dürfen, dass Gott gerade dann auf besondere
Weise zu mir sprach.
Liebe Rebekka, ich liebe zwar den Herbst, den Regen, den Oktober, die abgekühlte Luft (und nicht die Erkältungen) aber ich verstehe nur zu gut, dass es anstrengender ist, wenn man auch noch Kinder einzupacken und gegen den Regen zu schützen hat. Hoffentlich kommt die Sonne mal wieder ein bisschen raus, das wünsche ich euch. Wie schön, dass du in all dem trotzdem die Sonne bei euch zu Hause scheinen lässt, du tolle Mama und Ehefrau! Du bist eine starke Frau, weil Jesus in dir lebt. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und einen kraftvollen Start ohne Rückenschmerzen in die neue Woche. Sei gesegnet! Ich bin dankbar für deinen Blog! :)
AntwortenLöschenDanke dir, liebe Annika! Heute kam tatsächlich die Sonne raus und es blieb trocken, da fühlte ich mich gleich besser ;) Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche, und werde gespannt auf einen neuen Blog-Post von dir warten! Liebe Grüße!
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