Freitag, 16. Oktober 2015

Trübe Tage





Ich nehme alles zurück, was ich jemals Positives über den Herbst gesagt habe, von wegen Farbrausch und Gemütlichkeit.
Jetzt weiß ich wieder, was ich an dieser Jahreszeit alles nicht mag. Den Dauerregen zum Beispiel. Dass ich seit mindestens drei Tagen die Sonne nicht zu Gesicht bekommen habe und sich die grauen Wolken schwer auf mein Gemüt legen. Und die Erkältungen, die sich aneinanderreihen wie Perlen auf einer Schnur (wobei das ein viel zu poetisches Bild ist für all die Rotzströme und nächtlichen Hustenanfälle!). So, wie der Herbst sich gerade präsentiert, wünsche ich mir doch den Sommer zurück (mit dem mich ja eher eine Hassliebe verbindet)! Goldener Oktober, du solltest dich was schämen!

Seit ein paar Tagen habe ich schlechte Laune. Ich fühle mich eingesperrt in unseren vier Wänden, und wenn wir diese dann gezwungenermaßen verlassen (weil Noemi in die Kita muss oder die Lebensmittel zur Neige gehen), ist es unheimlich umständlich und kompliziert – die Kinder und mich regentauglich anziehen, Doppelkinderwagen mit Samuel drin aus dem Keller die Treppen hochhieven und dann das sperrige Ding einhändig die Bordsteinkanten hoch und runter (in der anderen Hand halte ich den Regenschirm)… Die Kastanien treiben auf den Wassermassen in Richtung Gully, was meine Tochter unglücklich macht, und ich muss aufpassen, dass ich auf den glitschigen Blättern nicht ausrutsche. Auf dem Weg zur Kita grummle ich missmutig vor mich hin.

Heute kamen dann zu meiner Bombenstimmung auch noch starke Rückenschmerzen, die normale Bewegungen fast unmöglich machen – Samuel aus dem Bettchen heben? Kinderwagen die Treppe hoch? Ich beiße die Zähne zusammen, um dann doch loszuheulen und Falko anzurufen.
Für den Vormittag hatte ich mir so viel vorgenommen, aber mit meinen Schmerzen rückt das alles in weite Ferne. Dabei soll doch für den Hauskreis heute Abend alles perfekt sein! (Als ob es die Jugendlichen interessieren würde, dass das letzte Mal Staubwischen zwei Wochen her ist…) Und zum Sport wollte ich eigentlich auch noch.

Immerhin lässt mein Sohn sich problemlos ins Bett legen und hält ein ausgedehntes Vormittagsschläfchen. Die Tatsache, etwas Zeit für mich zu haben, versöhnt mich ein bisschen mit all den anderen Missständen, die ich gerade in meinem Leben wahrnehme. Schwerfällig lasse ich mich auf die Couch fallen. Mir fällt der Psalm ein, den ich heute Morgen völlig willkürlich aufgeschlagen und gelesen habe*, schlaftrunken und missmutig. Ein Vers ist hängengeblieben, weil er wie ein Mini-Scheinwerfer mein Herz für einen kurzen Augenblick erhellte:

Was du mir für mein Leben geschenkt hast, ist wie ein fruchtbares Stück Land,
das mich glücklich macht. Ja, ein schönes Erbteil hast du mir gegeben!
(Psalm 16,6)

Wer von euch meinen Blog schon ein bisschen länger verfolgt, hört vielleicht ein kleines Glöckchen klingeln – da war doch was, von wegen „mein verheißenes Land“ und so… Ja, wirklich, das ist sozusagen mein persönlicher Kanaan-Vers. Dass Gott mich ausgerechnet heute darauf stößt, mich durch sein Wort ermutigt – das ist doch typisch Gott! Er weiß, was ich brauche und wird nicht müde, mich an Seine Wahrheit zu erinnern. Auch wenn der Wetterbericht für Kanaan für die nächste Woche nichts als Regen voraussagt, so ist und bleibt es doch mein Kanaan. Mein schönes Erbteil, mein fruchtbares Land.

Deutlich besänftigt klicke ich mich durch meine Lieblingsblogs und stoße auf den neusten Eintrag meiner neusten Freundin Elly. Sie schreibt darin, wie auch sie von kleinsten Widrigkeiten aus der Bahn geworfen werden kann. Dass Wut, Enttäuschung und Selbstmitleid auch ihre fiesen Begleiter durch den Alltag sind. Und dass sie sich eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht mehr davon runterzuziehen und beherrschen zu lassen. Ich fühle mich plötzlich nicht mehr allein. Da ist (mindestens) ein anderer Mensch, dem es genauso geht. Und ich lese, wie Gott ihr begegnet und ihr Herz berührt, wie er ihr aus der Abwärtsspirale der negativen Gefühle heraushilft.
Dankbarkeit macht sich in meinem Herzen breit. Weil ich nicht allein unterwegs bin auf meiner Lebensreise. Mein Herr ist bei mir. Und obwohl das ja eigentlich schon reichen würde, sind da noch so viele andere, liebe Menschen an meiner Seite.

Die Rückenschmerzen verschwinden nicht. Trotzdem schaffe ich ein bisschen von dem, was ich mir vorgenommen hatte. Und mein wunderbarer Mann unterstützt mich, indem er früher von der Arbeit verschwindet und unser Kind aus der Kita abholt.
Die Sonne ignoriert unsere Versuche, sie herauszusingen und die Wolken hängen noch immer regenschwer am Himmel. Die Kastanien schwimmen davon und die bunten Blätter lösen sich auf. Aber das gehört nun mal zum Herbst dazu (wie seufzte schon der Fuchs des kleinen Prinzen: „Nichts ist vollkommen!“) und ist gerade nicht zu ändern. Ich reiche dem Oktober versöhnlich die Hand, mache mir eine Tasse Tee und blättere eine Zeitschrift durch.  

Das alles ist mein Leben. Ein anderes habe ich nicht. Und eigentlich will ich auch kein anderes.
Seit ein paar Tagen wächst eine Dankbarkeits-Challenge-Idee in meinem Kopf heran, wie eine Frucht, die fast reif ist, die ich bald werde pflücken können. Bis es soweit ist, schreibe ich einfach so auf, wofür ich gerade dankbar bin – ein bewährtes Mittel gegen miese Laune!

Jesus, ich danke dir

  • Für unser warmes und trockenes Zuhause, in das wir uns bei diesem Wetter flüchten können

  • Für Samuels „Dada“ismus und dass er nun robbend die Welt erkundet (seit ein paar Tagen neu!)

  • Für die Apfelrosen zum Kaffee und die Blumen auf dem Tisch

  • Für die Vorfreude auf den Hauskreis heute Abend und die richtig intensive und spannende Vorbereitungszeit, die Falko und ich gestern und vorgestern miteinander verbringen durften

  • Für meine bastel- und malwütige Tochter, die jeden Tag neue Meisterwerke aus der Kita mit nach Hause bringt

  • Für eine neue Freundschaft, die wächst und gedeiht und so wohltuend ist

  • Für diesen Blog und dass ich das Schreiben habe

  • Für dein Wort, lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert

  • Dass du an mir dran bleibst, jeden Tag, und gerade an den besonders trüben!



*Wenn ich mal (wieder) wenig Zeit habe und nicht weiß, welchen Bibeltext ich lesen möchte, schlage ich normalerweise den zum Datum passenden Psalm auf. Heute also Psalm 16, weil es der 16. Oktober ist. Das mache ich schon lange so und habe oft erleben dürfen, dass Gott gerade dann auf besondere Weise zu mir sprach.

2 Kommentare:

  1. Liebe Rebekka, ich liebe zwar den Herbst, den Regen, den Oktober, die abgekühlte Luft (und nicht die Erkältungen) aber ich verstehe nur zu gut, dass es anstrengender ist, wenn man auch noch Kinder einzupacken und gegen den Regen zu schützen hat. Hoffentlich kommt die Sonne mal wieder ein bisschen raus, das wünsche ich euch. Wie schön, dass du in all dem trotzdem die Sonne bei euch zu Hause scheinen lässt, du tolle Mama und Ehefrau! Du bist eine starke Frau, weil Jesus in dir lebt. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und einen kraftvollen Start ohne Rückenschmerzen in die neue Woche. Sei gesegnet! Ich bin dankbar für deinen Blog! :)

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    1. Danke dir, liebe Annika! Heute kam tatsächlich die Sonne raus und es blieb trocken, da fühlte ich mich gleich besser ;) Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche, und werde gespannt auf einen neuen Blog-Post von dir warten! Liebe Grüße!

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