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Montag, 24. September 2018
2 Jahre
Vor ziemlich genau zwei Jahren beschlossen mein Mann und ich, noch ein drittes Kind zu bekommen. Ich erinnere mich noch gut an diesen Moment - es war ein sonniger Septembertag und wir saßen auf einer Bank, umringt von leuchtend gelben Sonnenblumen, während unsere Kinder überall herumrannten.
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie gedacht, dass ich heute, zwei Jahre später, noch immer auf dieses dritte Kind warten würde. Zweimal war es so schnell gegangen mit einer Schwangerschaft, wir waren ziemlich unbedarft und wahrscheinlich naiv ins Elternsein gestartet und hatten keinen Grund anzunehmen, dass sich irgendetwas daran geändert haben könnte.
Wenn ich die Formulierung "ein Kind machen" jetzt irgendwo höre oder lese, zucke ich immer zusammen. Wenn davon die Rede ist, dass "es geklappt hat", spüre ich einen Stich. Auch den Begriff "Familienplanung" finde ich schwierig.
Ich habe lernen, ja, erfahren müssen, dass das so nicht stimmt.
Wir Menschen können gar nichts planen oder machen, und beim Thema Schwangerschaft "klappt" auch nichts: Ein Kind wird uns geschenkt. Oder eben nicht.
Ich habe darüber nachgedacht, was ich in den zwei Jahren mit Kinderwunsch gelernt habe, und dies ist wohl das Wichtigste:
Wir haben nichts unter Kontrolle.
Wir haben auf nichts einen Anspruch.
Es ist alles Geschenk,
alles Gnade.
Diese Erkenntnis war (und ist) für mich sehr schwer. Ich bin es gewohnt gewesen, die Dinge unter Kontrolle zu haben - zumindest glaubte ich das, denn normalerweise passierte das, was ich mir vorgenommen hatte. Egal ob Schule, Auslandsjahr oder Studium, Beziehung, Ehe, Engagement, dann auch der Start in den Beruf, ich hatte nie mit ernsthaften Schwierigkeiten zu kämpfen.
Es lief einfach. Ich nahm mir etwas vor, arbeitete darauf hin, und es funktionierte. Einfach so.
Dann wurde ich schwanger. Einfach so.
Der Start ins Muttersein war das allererste, das nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war so viel härter, so viel schwieriger, ich lernte mich selbst auf eine Weise kennen, die ich mir gern erspart hätte.
Aber auch das pendelte sich ein. Ein zweites Kind kündigte sich an, bald waren wir zu viert.
Und es lief.
Dieser dritte Kinderwunsch ist das erste deutliche "Nein" (oder möglicherweise auch "Noch nicht") von Gott in meinem Leben, mit dem ich wirklich zu kämpfen habe. Es mag das eine oder andere Nein zu anderen Dingen gegeben haben, aber dieses hier ist etwas anderes. Ich habe wohl noch nie so andauernd und intensiv und tränenreich für etwas gebetet. Und doch... zwei Jahre später... die Antwort lautet noch immer Nein.
Ich bin auf jeden Fall vorsichtiger geworden. Demütiger hoffentlich auch. Was auch immer geschieht, ich weiß es nun aus Gottes Hand zu nehmen. Mir ist bewusst, dass meine Kontrolle über mein Leben und die Dinge, die passieren, sehr gering ist.
Der Kinderwunsch hat sich mit den Monaten und Jahren verändert.
Als ich nach fünf Monaten immer noch nicht schwanger war, wurde er sehr dringend und schmerzend.
Um mich herum wurden Freundinnen, Cousinen, Schwägerinnen, Nachbarinnen, Bekannte schwanger. Jede freudig bekannt gegebene Schwangerschaft war ein Stich in mein Herz. In diesen zwei Jahren meines Kinderwunsches wurden in meinem Umfeld so viele Babys geboren wie noch nie - es ist ein regelrechter Babyboom ausgebrochen, der mich ausschloss. Damit musste ich umgehen lernen. Es ist noch immer ein Prozess.
Nach einem Jahr unterzog ich mich einer Bauchspiegelung. Hoffnung keimte ganz neu in mir auf. Die Chancen, nach so einem Eingriff, schwanger zu werden, sind auf jeden Fall erhöht.
Aber die Monate verstrichen und es passierte nichts. Das war schwer.
Nach eineinhalb Jahren Kinderwunsch wurde es ein bisschen besser.
Er nahm weniger Raum in meinen Gedanken ein (das kann ich in meinem Tagebuch ganz gut nachvollziehen).
Ich eröffnete mein kleines Business und konzentrierte mich auf andere Dinge.
Ich ertappte mich immer wieder bei Gedanken wie: "Gott sei Dank sind meine Kinder schon so groß und schlafen durch / schmieren sich selbst ihr Brot / können eine Woche ohne mich bei Oma und Opa verbringen." und fragte mich, ob ich wirklich dazu bereit bin, alle neu gewonnenen Freiheiten wieder aufzugeben für ein drittes Kind.
Ich habe so viele Ideen für meinen Shop und möchte ihn wachsen sehen.
Meine Kinder werden immer selbstständiger und es macht immer mehr Spaß mit ihnen.
Wie können wir ein drittes Kind überhaupt stemmen - unsere Wohnung wird uns dann bald zu klein, werden wir doch ein Auto brauchen, wird das nicht viel zu teuer...?
Wenn meine Tage sich ankündigen, schwanke ich nach wie vor zwischen Enttäuschung und Erleichterung.
Und doch... als ich vor ein paar Tagen die Nachricht erhielt, eine Freundin von mir hätte ihr Baby geboren, da fing mein Herz wie wild an zu klopfen. Ich begann zu zittern und fühlte mich hundeelend. Nachdem ich ihr eine Gratulationsnachricht geschickt hatte, blätterte ich durch die Baby-Alben meiner Kinder. Ich wollte mich daran erinnern: Du hattest das auch! Sei dankbar für das, was war und ist!
Aber das half nicht. Der Schmerz war wieder da.
Und egal, wie sehr ich glaube, mich mit dem Kinderwunsch arrangiert zu haben - der Schmerz kehrt immer wieder zu mir zurück und erinnert mich daran, dass es nicht vorbei ist.
Vielleicht wird das auch noch sehr lange so bleiben.
Meine Gebete haben sich verändert.
Ich bete nicht mehr für ein drittes Kind.
Ich bitte darum, den Wunsch danach loslassen zu können.
Ich bitte Gott, mir die Sehnsucht zu nehmen.
Ich versuche, dankbar zu sein für das, was war und ist,
meine Kinder zu genießen. Ich möchte nichts bereuen müssen...
Hoffnung habe ich noch immer, aber sie nimmt nicht mehr so viel Raum ein.
Ich habe gelernt, dass die Hoffnung immer Hand in Hand gehen muss mit dem Vertrauen auf Gott.
Ich vertraue ihm, dass Er es besser weiß als ich. Dass Sein Plan gut ist.
Ja, in diesen zwei Jahren ist mein Vertrauen gewachsen.
Diese Erfahrung des Wartens hat mich Gott näher gebracht.
Es waren keine verlorenen Jahre.
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Liebe Rebekka, danke für diesen Text, der demütig, nachdenklich und dankbar macht. Wie oft nehme ich die Segnungen Gottes wie selbstverständlich hin. Und trotzdem muss ich sagen, dass ich durch die Tiefen und die Brüche meines Lebens näher an Ihn herangekommen bin, als die Höhen das ermöglicht hätten. Aber das kann ich oft erst im Nachhinein so sagen. Ich erlebe auch gerade eine Situation, die alles von mir abverlangt, darum sage ich diese Worte auch zu mir selber. Von ganzem Herzen wünsche ich dir (oder uns) Gnade und Loslassenkönnen und den Frieden Gottes, der von oben kommt, mitten in alles hinein. Herzlichst Sonja
AntwortenLöschenVielen, vielen Dank für deine Worte, liebe Sonja! Ich denke auch, dass die Tiefen uns letztlich viel mehr Nähe zu Gott, viel mehr Wachstum und Frucht bringen als die Höhen.
LöschenUnd das Loslassen ist gerade meine größte Aufgabe...
Ganz liebe Grüße!
Hallo Reh,
AntwortenLöschen...bei mir würde über dem geschriebenen Artikel "Über 5 Jahre" stehen...sonst wären es fast identisch alle Worte, die du dazu geschrieben hast! Auch mir wurde bisher nichts verwehrt...Studium, Mann, 2 Kinder problemlos bekommen....und dann dieses "Nein" (noch nicht...daran kann ich fast nicht mehr glauben)...Und ja, ich finde es auch sehr schwierig sein Leben zu gestalten, obwohl man es sich ja ganz anders gedacht hatte...sprich Familienplanung und wie viele Kinder man gerne möchte...es ist ein andauernder Prozess, dass zu akzeptieren...sich damit abzufinden...neue Wege zu suchen... Ich weiß nicht ob dieser Prozess jemals abgeschlossen ist...
LG Judith
Liebe Judith, danke für deinen Kommentar. Ja, das Leben geht weiter und man muss sich irgendwie arrangieren (und das funktioniert ja auch, das Leben ist immer bunt und voll), aber etwas fehlt. Ich hatte mir die Zukunft einfach anders vorgestellt, habe mich immer als Mutter von (mindestens!) drei Kindern gesehen... Wer weiß, vielleicht kommt das noch. Und wenn nicht - ich halte mich daran fest, dass Gott es besser weiß. Aber ich glaube auch, dass der Schmerz sich zwar verändern, aber niemals ganz verschwinden wird.
LöschenAlles Gute für dich! Wirf dein Vertrauen nicht weg - es hat eine große Belohnung.